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Dragon Touch

Dragon Touch

Titel: Dragon Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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ganzen Leben solche Angst um
jemanden, Dagmar. Nicht auf diese Art. Aber ich wusste – ich hatte keine
Zweifel daran –, dass du uns Zeit verschaffen würdest, damit wir rechtzeitig
bei dir sein konnten. Ich wusste, dass du niemals kampflos untergehen würdest.«
    Sie zweifelte keinen Augenblick an seinen Worten. Sie
wusste, sie waren genauso wahr und ungeschönt wie das, was sie ihm und seinem
Bruder erzählt hatte.
    »Ich …« Sie schluckte, denn jetzt konnte sie die Gefühle
nicht zurückhalten, die sich in ihr auftürmten. »Ich glaube, ich muss jetzt mal
kurz zusammenbrechen.«
    »Tu dir keinen Zwang an.« Er küsste sie auf die Stirn und
zog sie eng an sich, wobei er sich auf den Rücken drehte, damit sie auf ihm
liegen konnte. »Du hattest einen sehr langen Tag, Lady Dagmar.«
    Sie ließ ihr Kinn auf seiner Brust ruhen. »Den hatte ich
allerdings, Lord Gwenvael, den hatte ich.«

30 Er
fand sie am See, wie er gedacht hatte. Hier hatten sie sich ineinander
verliebt, hier hatten sie sich geliebt, gestritten und sogar zusammen für die
Schlacht trainiert. Immer, wenn Annwyl eine Pause von ihrer alltäglichen
Verantwortung als Königin der Dunklen Ebenen brauchte, brachte Fearghus sie
hierher. Hier fühlte sie sich sicher, normal und geliebt.
    Die Tatsache, dass sie jetzt hierhergekommen war, nährte
die Hoffnung, die er noch nicht ganz verloren hatte.
    Immer noch nackt und blutverschmiert, stand sie am Ufer
des Sees und schaute angestrengt ins Wasser. Sie rührte sich nicht, als er
näher kam, obwohl er spürte, dass sie wusste, dass er da war.
    »Annwyl?«
    Sie warf ihm einen Blick zu, sah die Babys und wandte sich
ab. »Warum hast du sie hergebracht? Sie brauchen ihre Mutter.«
    Er hielt seine Stimme ruhig und kontrolliert. »Weil sie
Hunger haben.«
    »Ich kann ihnen nicht helfen.«
    »Wer dann?«
    »Ich habe keine Ahnung, aber das ist nicht mein Problem.«
    Fearghus wollte etwas sagen, merkte aber, dass die
nächsten Worte aus seinem Mund vermutlich die falschen gewesen wären. Langsam
und locker, das durfte er nicht vergessen.
    Er beschloss, zuerst die Babys abzulegen, ging zu einem
Stapel Felle, die er am See aufbewahrte, und breitete das weichste davon aus.
Dann kauerte er sich nieder und legte die Zwillinge bäuchlings aufs Fell. Er
staunte, wie gesund und gut entwickelt sie jetzt schon waren. Wie schön.
    Er deckte sie mit einem viel kleineren Fell zu und lächelte,
als der Junge sich genau wie seine Schwester auf den Rücken drehte, das Fell
packte und es hochzog, bis es das Gesicht seiner Schwester bedeckte. Sie schlug
das Fell beiseite, dann schlug sie ihren Bruder. Das Klatschen, als ihre kleine
Hand das Gesicht ihres Bruders traf, ließ Fearghus zusammenzucken und den Jungen
anfangen zu weinen.
    »Wenn du jedes Mal weinst, wenn eines deiner Geschwister
dich schlägt«, murmelte Fearghus, »hast du verloren, bevor du überhaupt
angefangen hast.«
    »Was ist los?«, wollte Annwyl hinter ihm wissen. »Warum
weint er?«
    »Seine Schwester hat ihn geschlagen, aber er muss härter
werden.«
    Annwyls Faust traf seine Schulter, und er war dankbar,
dass er kein echter Mensch war. Zerschmetterte Schultern waren fast unmöglich
zu reparieren, selbst für eine so gute Heilerin wie seine Schwester.
    »Was soll denn das für eine Antwort sein? Was bist denn du
für ein Mensch?«, knurrte Annwyl ihn an.
    Immer noch am Boden kauernd, sah er über seine Schulter.
Er holte Luft und gab sich die größte Mühe, sein Temperament zu zügeln. »Ich
bin kein Mensch, Annwyl. Das war ich auch nie. Und du weißt das.«
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.« Sie deutete auf ihren
immer noch weinenden Sohn. »Nimm ihn hoch. Er will, dass du ihn hochnimmst.«
    »Nein. Er will, dass du ihn hochnimmst. Er will seine
Mutter.«
    »Ich bin nicht …«
    Fearghus stand auf, und die Worte sprudelten aus seinem
Mund, bevor er sie aufhalten konnte: »Hör auf zu lamentieren und nimm ihn
hoch!«
    Ihre grünen Augen wurden dunkel und ihr Blick gefährlich
böse. »Fahr zur Hölle.«
    Fearghus trat dicht vor sie hin und schaute finster von oben
in ihr Gesicht hinab. »Ich sagte … nimm ihn hoch.« Er wartete einen Herzschlag
lang … dann noch einen, bevor er brüllte: »Sofort!«
    Ihre Faust flog hoch und traf ihn seitlich am Kiefer; die
Wucht des Schlages ließ ihn rückwärtstaumeln, während Farben vor seinen Augen
explodierten. Und da er selbst Annwyl gelehrt hatte, so zu boxen, konnte er
niemandem außer sich selbst deswegen

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