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Dragon Touch

Dragon Touch

Titel: Dragon Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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Haar war mit dem Alter fast weiß geworden, seine Schuppen nicht mehr
glänzend und klar, sondern trüb und abgenutzt. Doch je länger sie diesen
Drachen kannte, desto weniger glaubte sie, dass das Alter etwas damit zu tun
hatte. Bercelaks Vater war fast neunhundert Jahre alt gewesen, als er
dahingeschieden war, und er war damals noch genauso schön gewesen wie an dem
Tag, an dem sie ihm das erste Mal begegnet war. Er war natürlich gealtert, aber
er hatte nie seine Energie oder seine Liebe zu fast allen Dingen verloren.
Eanruig der Gelehrte dagegen hatte nichts dergleichen zu verlieren. Er lebte
sein Leben zwischen Büchern und glaubte an die strikten Grenzen der Blutlinien.
    Für ihn war ihre Mutter, Königin Adienna, schon allein
deshalb perfekt gewesen, weil sie sich mit einem Gleichgestellten gepaart
hatte. Rhiannon hatte diese Möglichkeit zur Perfektion in seinen Augen
verloren, als sie von Bercelak in Besitz genommen wurde, einem Drachen von
niederem Rang aus dem Cadwaladr-Clan. Eine Brut von Kriegerdrachen, die
vögelten, aßen und kämpften. Schon als Küken hatte Rhiannon gehört, dass man
die Cadwaladrs als die Kampfhunde der Drachenkönige bezeichnete. Und genau so
hatte Adienna sie behandelt. Kriege in weit entfernten Ländern, die keine
Finesse erforderten, oder ein bereits vorbereiteter Waffenstillstand? Schickt
die Cadwaladrs! Sollte eine Belagerung dauern, bis in zehn Jahren der letzte
Verhungernde aus der Festung gezerrt wurde? Schickt die Cadwaladrs!
    Noch wichtiger aber war, dass es den Cadwaladrs nichts
ausmachte. Solange sie weiterhin vögeln, essen und kämpfen konnten, war es
ihnen egal, wo man sie hinschickte oder was man von ihnen erwartete.
    Doch was Eanruig vergaß – was all diese wichtigtuerischen
Mitglieder des Königshofes immer vergaßen: Leg dich nie mit einem Cadwaladr an.
Ihre Blutlinie mochte nicht königlich sein, aber sie schützten sie, wie jeder
Kampfhund seine Welpen beschützen würde.
    Und Annwyls und Fearghus’ Nachkommen gehörten zur
Cadwaladr-Blutlinie.
    Der Älteste, den sie mehr als alle anderen hasste, stand
jetzt neben ihr und grinste auf sie herab.
    »Du weißt genau, was ich sagen will, meine Königin. Dein
Sohn hat seine Gattung betrogen, indem er dieses Menschenmädchen für sich
beanspruchte, und die Götter haben sie mit diesen … diesen Anomalien
geschlagen. Leider können wir jetzt nichts dagegen tun, außer die Situation
unter Kontrolle zu bekommen, bevor sie noch schlimmer wird. Der Rat wird über
den besten Weg zur Erziehung dieser Nachkommenschaft entscheiden.« Er beugte
sich ein wenig näher, und Rhiannon kämpfte gegen das Bedürfnis ihres Körpers
an, ihn in Stücke zu reißen, eine verdammte Schuppe nach der anderen. »Und ich
hoffe wirklich, dass du deinen hohlköpfigen Sohn – Gwenvael, glaube ich – nicht
nur in den Norden geschickt hast, damit er einen kleineren Krieg anzettelt und
du die Gewalt über den Rat übernehmen kannst. Ich weise inständig darauf hin,
dass das sehr unklug wäre.«
    Rhiannon war kurz davor, ihm das Grinsen aus dem Gesicht
zu schlagen, als ein Schwanz, der viel größer und tödlicher als ihr eigener
war, zwischen ihnen auf den Boden krachte. Eanruig ließ erschrocken sein Buch
fallen. Rhiannon konnte ihr Lächeln nicht unterdrücken, als Bercelaks Kopf
langsam hinter Eanruig auftauchte.
    »Lord Bercelak.«
    Oh, wie sie es genoss, wie matt die Stimme des Ältesten
plötzlich klang!
    »Ältester Eanruig. Kann ich dir weiterhelfen?«
    »Nein, nein. Nur ein kleiner Plausch mit unserer Königin.«
    »Der Plausch ist vorbei, Schlappschwanz. Verzieh dich.«
    Eanruig nickte Rhiannon kurz zu. »Meine Königin.«
    »Ältester.«
    Sie sahen ihm nach, als Eanruig aus dem Archiv glitt.
    Als sie sicher waren, dass er weg war, drehte sich
Bercelak wieder zu ihr um. »Warum lässt du mich nicht auf ihn los?«
    Sie schlang ihren Schwanz um seinen und zog ihn dichter an
sich. »Weil ich es mir nicht leisten kann, dass du ihn umbringst. Er wäre
begeistert, wenn sein Tod einen Bürgerkrieg an meinem Hof auslösen würde. Das
werde ich nicht zulassen. Also, was tust du hier? Du solltest im Westen sein.«
    »Das war ich auch. Und Addolgar und Ghleanna kommen mit
einem handverlesenen Trupp. Sie brechen in den nächsten ein bis zwei Tagen mit
Éibhear auf, aber ich wollte schon heute Abend bei dir zu Hause sein.«
    »Du hast Éibhear mit ihnen allein gelassen?«
    »Ghleanna kümmert sich um ihn. Abgesehen davon wird es
Zeit, dass er

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