Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dragon Touch

Dragon Touch

Titel: Dragon Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
Vom Netzwerk:
»Was liest du da?«
    »Oh. Äh … Die Kriegskünste des Dubnogartos .«
    Ihr Gesicht hellte sich auf, und Dagmar sah plötzlich all
die Narben, die die schummrige Beleuchtung bisher verborgen hatte. »Tolles
Buch«, schwärmte sie. »Sein Kampf gegen die Zentauren in Hicca … verflucht
genial zu lesen.«
    Sie deutete auf einen Stuhl. »Du kannst dich setzen, wenn
du möchtest. Ich bin fertig mit meinem Heulkrampf, glaube ich.«
    Dagmar ging langsam zu dem Tisch hinüber. »Einen schweren
Morgen gehabt?«
    »Das kann man wohl sagen.«
    Dagmar zog den Stuhl gegenüber der Frau unter dem Tisch
hervor, setzte sich und legte das Buch auf den Tisch.
    Sie sah zu, wie die Frau einen Seufzer ausstieß und ihren
Nacken streckte. Doch erst als sie noch einmal die Hände hob, um sich übers
Gesicht zu wischen, sah Dagmar sie – von den Handgelenken bis zum Ellbogen, an
beiden Armen.
    Die Frau hob eine Augenbraue. »Stimmt etwas nicht?«
    »Äh …« Dagmar konnte nicht aufhören zu starren, und
schließlich platzte sie heraus: »Du bist Königin Annwyl. Oder?« Wenn auch sonst
nichts, so verrieten sie die Drachenbrandmale auf ihren Armen. Nur eine
Monarchin wäre mutig genug, diese Male für alle sichtbar zu tragen.
    »An manchen Tagen. Aber du kannst mich Annwyl nennen.«
    Diese leise schluchzende Frau war die Königin der Dunklen
Ebenen?
    Und Dagmar begann sich zu fragen, ob ihr arrangiertes
Bündnis mit dieser Monarchin nicht ein wenig übereilt gewesen sein könnte. Ihr
Vater brauchte eine starke Anführerin als Verbündete, kein Häufchen Elend, das
sich in einer Bibliothek versteckte. Es stimmte zwar, das wusste sie, dass
schwanger zu sein für jede Frau hart war, aber selbst Dagmars Schwägerinnen
verbargen ihr Elend besser.
    »Und du bist …?«
    »Dagmar«, sagte sie rasch, als ihr klar wurde, dass sie
jegliche Enttäuschung, die sie im Augenblick verspüren mochte, verbergen
musste. »Dagmar Reinholdt.«
    Die Königin runzelte die Stirn. »Ich erkenne dich nicht
wieder, aber dieser Name kommt mir schrecklich bekannt vor.«
    »Dagmar Reinholdt. Die Einzige Tochter Des Reinholdts.«
    »Dagmar? Ein ungewöhnlicher Name.«
    Sie musste lächeln. »Ja. Ich werde in manchen Gegenden
auch Die Bestie genannt.«
    »Ich wusste nicht, dass Der Reinholdt überhaupt eine Tochter
hat.« Sie beugte sich ein bisschen vor. »Wie bist du hierhergekommen?«
    »Oh. Gwenvael hat mich hergebracht.«
    Es war merkwürdig anzusehen, wie dieses weiche, angenehme,
narbenbedeckte Gesicht so plötzlich und brutal hart und sehr, sehr wütend wurde.
    Die Faust der Königin sauste auf den dicken Holztisch
herab, und Dagmar spürte, wie er sich unter dem Aufprall bog, hörte das
splitternde Geräusch.
    »Dieser
Idiot!«
    Sie brauchte eine Weile, um ihre Körperfülle von ihrem
Sitz zu wuchten, doch sie schaffte es ohne jede Hilfe – ihre Wut verlieh der
Königin eine Geschmeidigkeit, die ihr ansonsten in letzter Zeit meistens
versagt blieb, nahm Dagmar an. Dann trampelte sie davon, während Worte aus
ihrem Mund sprudelten, die Dagmars Brüder eher wie heilige Priester als wie die
rauen Krieger des Reinholdt-Clans erscheinen ließen.
    Sie blieb noch einen Augenblick sitzen und atmete langsam
aus. »Das ist also die Blutkönigin.« Sie wusste jetzt, dass die Gerüchte
stimmten … Diese Frau war vollkommen wahnsinnig.
    »Oh.« Sie schlug die Hand vor den Mund, als ihr bewusst
wurde, was sie getan hatte. »Gwenvael!«
    Dann war sie auch schon aufgesprungen und rannte los.
    »Stimmt etwas nicht mit dir? Ich meine, abgesehen davon,
was wir schon wissen?«
    Gwenvael sah seine Schwester an, das Stück frisches Obst,
das er gerade von ihrem Teller genommen hatte, immer noch in der Hand. »Hm?«
    Morfyd setzte sich an den Tisch, wo täglich Schlachtpläne
entworfen und Entscheidungen getroffen wurden, die Annwyls Königreich betrafen.
    »Was hat dich geritten, sie hier herzubringen?«
    »Ich hatte keine Wahl.«
    »Was meinst du damit – du hattest keine Wahl?«
    »Wie sollte ich herausfinden, warum dieser Blitzdrache sie
hier haben will, wenn ich sie nicht mitbringe? Natürlich« – er sah sich um –
»habe ich sie anscheinend verlegt. Aber ich bin mir sicher, dass ich sie
wiederfinde.«
    Morfyd rieb sich die Augen und holte noch einmal tief
Luft. »Gwenvael, sie ist die Einzige Tochter Des Reinholdts. Und die Männer der Nordländer haben, was ihre Töchter
angeht, einen ausgeprägten, beinahe fanatischen Beschützerinstinkt. Und du
latschst einfach

Weitere Kostenlose Bücher