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Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Titel: Drahtzieher - Knobels siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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laufen Hunderte hier rum, die sich nicht kennen und nur in der Freizeit herkommen. Wenn man sich ungestört treffen will, sollte man dorthin gehen, wo man von einem Rudel Statisten umgeben ist. Bei sonnigem Wetter ist es hier ideal. Alle sind mit sich beschäftigt: die Familien, die Kinder, die Liebespaare. Alles lebt hier vor sich hin. Keiner nimmt den anderen wirklich wahr.«
    »Ihren weißen Anzug würde ich immer wahrnehmen«, meinte Stephan und schüttelte verwundert den Kopf. »Gleich, ob hier oder an jeder anderen beliebigen Stelle.«
    »Eben«, konterte Wanninger, »aber Sie hätten keine Erinnerung mehr an mich als Person oder mein Gesicht. Nehmen Sie mich einfach so, wie ich bin. Und glauben Sie mir, dass es besser ist, sich an einer Stelle zu treffen, an der mich vermutlich niemand erkennt. Ich suche die Anonymität. Gerade, weil ich noch nicht weiß, welche Dimensionen und Akteure die Story hat, wegen der wir uns hier treffen.«
    Er blickte über den See in Richtung Witten und verfolgte blinzelnd einige Vögel, gab sich eine Weile geistesabwesend, bevor er sich Stephan und Marie zuwandte und seinen linken Arm auf die Rückenlehne der Bank legte. Es war, als umschlösse er mit seinem Arm die beiden symbolisch wie von ihrem Vater behütete Kinder.
    »Ich möchte erst mehr über Sie erfahren, bevor ich Ihnen erzähle, was ich weiß«, eröffnete Wanninger, »oder vielleicht auch nur zu wissen glaube«, setzte er relativierend hinzu.
    Stephan zuckte mit den Schultern. Warum sollte er Wanninger bedienen? Mit welchem Recht sollte er von Anne van Eyck und ihren Vermutungen zum Tod ihrer Schwester Lieke berichten?
    »Sie sind Rechtsanwalt«, hob Wanninger an. »Sadowski hat es mir gesagt. Wie sind Sie auf ihn gekommen? Und woher hatten Sie die Information, dass am 16. Dezember in der Villa ein Friedemann Drauschner bestimmte Persönlichkeiten treffen wollte?«
    »Dass er dort jemanden treffen wollte, haben wir erst von Sadowski erfahren«, sagte Marie. »Wir kannten nur den Namen Drauschner und den Namen der Villa Wolff. Es war nicht mehr als ein dünner Hinweis.«
    »Aber weshalb war das für Sie wichtig?«, wollte Wanninger wissen. »Weshalb empfanden Sie dies als Hinweis? Sie befinden sich doch auf der Suche nach irgendwas oder irgendwem«, forschte er.
    »Ich bin nur meinem Auftraggeber verpflichtet«, erklärte Stephan. »Ich darf nicht preisgeben, was mir ein Mandant im Vertrauen auf die Einhaltung meiner Schweigepflicht gesagt hat.«
    Wanninger lächelte süffisant.
    »Aber deshalb sind Sie doch hier, Herr Knobel«, sagte er väterlich. »Sie vermuten, dass ich etwas weiß, und wollen an diesem Wissen partizipieren. Gut. Aber umgekehrt ist es doch genauso, Herr Knobel. Ihr Beruf lebt wie mein Beruf davon, dass man etwas weiß. Wer mehr weiß, gewinnt. Und wenn ich alles richtig deute, forschen wir in dieselbe Richtung. Wir wollen etwas aufklären. Und auf dem Weg dorthin können wir einander helfen. Sie ahnen doch selbst, dass die Geschichte, in der Sie ermitteln, ganz andere Dimensionen hat, als Sie es am Anfang für möglich gehalten hätten. Auf der Suche nach diesem Friedemann Drauschner haben sich unsere Wege gekreuzt, Herr Knobel. Also: Weshalb interessiert er Sie?«
    »Er könnte eine Rolle in einem mysteriösen Todesfall spielen«, blieb Stephan vage.
    »Name?«, fragte Wanninger spitz.
    Stephan schwieg.
    »Lieke van Eyck?«, prüfte Wanninger weiter und beobachtete Stephan aus den Augenwinkeln.
    Stephan rührte sich nicht.
    »Also doch!«, stellte Wanninger zufrieden fest. »Sind Sie von einer Versicherung beauftragt? Oder von ihrer Familie?«
    »Von ihrer Schwester«, antwortete Marie.
    »Die einzige lebende Verwandte«, wusste Wanninger, sieht man von deren Sohn ab. Der Unfalltod wirft Fragen auf, nicht wahr?«
    Stephan nickte.
    »Um es gleich zu sagen: Es gibt keinen Friedemann Drauschner. Weder in der Höglwörther Straße in München noch sonst wo. Er ist ein Phantom.«
    Wanninger lächelte überlegen.
    »Mir scheint, dass ich Ihnen in dieser Sache mehr sagen kann als umgekehrt. – Sieht nach einem schlechten Geschäft für mich aus.« Er klopfte mit dem Knöchel des Zeigefingers seiner linken Hand gelangweilt auf das Holz der Bankrückenlehne.
    »Wissen Sie denn, wohin ihn das Taxi gebracht hat, das er abends zu der Villa kommen ließ?«, fragte er lauernd.
    Stephan verneinte.
    »Es hat ihn zum Flughafen Hannover gefahren«, verriet Wanninger. »Rund 50 Kilometer mit dem Taxi. Das hatte

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