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Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Titel: Drahtzieher - Knobels siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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versprechen mir, dass er nichts Unüberlegtes tut und insbesondere nichts in die Öffentlichkeit trägt, was Liekes Bild beschädigt. Ich bin mir ganz sicher, dass Liekes Charakter rein und gut war. Denken Sie, wenn Sie an dem Fall arbeiten, immer an Liekes Baum. Sie werden sich dieses Bild einprägen«, sagte sie beschwörend. »Es gibt Bilder, die einen stets begleiten und erinnern. Mit dem Bild von diesem Baum wird es so sein. – Ich habe das Bild soeben in Ihr Herz gepflanzt«, fügte sie mit feierlichem Ernst an. Dann lächelte sie befreit.
    »Halten Sie mich über alle Schritte auf dem Laufenden, Herr Knobel! Ich will vorher informiert sein, nicht später. Denken Sie daran: Ich bin und bleibe Ihre Mandantin!«
    Stephan reichte ihr die Hand.
    »Versprochen!«, schwor er, erleichtert, dass sie der Zusammenarbeit mit Wanninger letztlich zustimmte.
    Herr van Eyck schlenderte zum Tisch zurück.
    »Ist noch mal jemand auf Ihr Grundstück gekommen?«, fragte Stephan. Er deutete auf die Sträucher im hinteren Teil des Gartens.
    »Wir haben nichts bemerkt«, sagte Anne van Eyck. »Aber wir haben jetzt auch an der Hinterseite des Gebäudes mehrere Bewegungsmelder angebracht. Sie schalten kleine Scheinwerfer an, die den Garten ausleuchten. Es gibt ein Gefühl der Sicherheit, auch wegen des Einbruchs im vergangenen März. Wir fühlen uns wohler damit.«
    »Allerdings machen einen diese Dinger auch unruhig«, relativierte ihr Mann. Jede streunende Katze löst die Beleuchtung aus. Es gibt eben keinen perfekten Schutz.« Er zuckte mit den Schultern. »Seid ihr klar miteinander?«, fragte er Anne.
    Seine Frau nickte.
    »Herr Knobel weiß, worum es uns geht«, sagte sie beruhigt und sah Stephan ins Gesicht, als wollte sie ihre Zuversicht in seiner Miene bestätigt sehen.
    »Wir machen keinen Schritt ohne Sie«, versicherte Marie. »Auch Wanninger wird sich daran zu halten haben. Wir werden dafür sorgen.«
    »Das ist gut«, befand Hermann van Eyck dankbar. »Sie an unserer Seite zu wissen, gibt uns Kraft. Wir brauchen die Sicherheit, verstanden zu werden.«
    Er nahm die Hand seiner Frau und streichelte sie behutsam. Sie waren sich einig.
    Als Marie und Stephan den Hof verließen, war die Sonne bereits untergegangen. Die Schwüle des Tages verlor sich. Die Luft zog angenehm kühl durch die geöffneten Seitenfenster und erzeugte ein flatterndes schlagendes Geräusch.
    »Der Hof ist mir unheimlich«, gestand Marie. »Er wirkte schon bei unserem ersten Besuch bedrückend auf mich, und heute war es nicht anders. Obwohl das Haus mit seinen hellroten Klinkern hell und freundlich aussieht und der Garten wunderschön gestaltet ist. Ich kann es nicht genau beschreiben.«
    Stephan blickte sie kurz an und konzentrierte sich wieder auf die Straße.
    »Deine Erinnerung klebt noch an der dunklen Gewitterfront«, vermutete er. »Das war eine Kulisse, die einen fürchten ließ. Aber es war nur ein Naturereignis.«
    »Es ist nicht das Gewitter«, widersprach Marie. »Das blende ich aus. Mir erscheint alles dort so unwirklich.«
    »Unwirklich«, wiederholte Stephan kopfschüttelnd. »Du stammst doch selbst von einem Bauernhof«, entgegnete er. »Ich finde, die Höfe ähneln einander. Ich glaube sogar, dass die Häuser einen vergleichbaren Grundriss haben.«
    »Vergleichbarer Grundriss«, lachte Marie. »Das ist die Ausdrucksweise eines nüchternen Juristen.«
    Stephan antwortete nicht. Sie nannte ihn gern einen nüchternen Juristen, wenn er in ihren Augen nicht in der Lage war, ihre Empfindungen zu teilen, die sich ihrer bemächtigten und rational nicht begründbar schienen. Sie machte nach außen sein trockenes theoretisches Studium dafür verantwortlich, wissend, dass es in Wirklichkeit seine Art des Denkens und Fühlens, vielleicht auch nur das grundsätzlich unterschiedliche Empfinden von Mann und Frau war, das ihn hinderte, ihr an diesen Stellen zu folgen.

8
    Gisbert Wanninger unterhielt seit der Zeit, als er sich als Journalist selbständig gemacht hatte, ein Büro im Dortmunder Kreuzviertel. Es waren verschachtelt angeordnete Räume im Dachgeschoss eines vierstöckigen, aus der Gründerzeit stammenden Hauses, dessen Treppenhaus im Erdgeschoss prunkvoll und reichlich verziert war, in den oberen Etagen jedoch schlicht und reparaturbedürftig aussah. Marie wollte Wanninger am nächsten Morgen über die Zustimmung von Anne van Eyck unterrichten, in deren Erwartung der Journalist offensichtlich bereits vorgearbeitet hatte. Stephan war

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