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Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Titel: Drahtzieher - Knobels siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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rücksichtslos gewesen? Die Gesellschaft brauchte Menschen vom Typ Wanninger allein deshalb, weil sie – aus welchen Gründen auch immer – Mauscheleien aufdeckten und jene in Unruhe versetzten, die im Verborgenen unlauteren Machenschaften nachgingen.
    »Reden Sie mit Anne van Eyck und ihrem Mann!«, forderte Wanninger schließlich. »Die beiden sollen wissen, dass ich mit Ihnen im Boot sitze. Erklären Sie ihnen, dass sie allen Grund haben, auf Lieke stolz zu sein. Sie war ein ehrenvoller Mensch, da bin ich mir sicher. Lieke wirkt in meiner Fantasie auf mich hell und klar, ein liebenswürdiger, vielleicht etwas einsamer Mensch. Diese Frau hat man stolpern lassen, sie ist an einer Störkante unserer Gesellschaft ums Leben gekommen, wurde irgendwelchen Interessen geopfert, bei denen Liekes Leben keine Rolle gespielt hat. Es geht hier um mehr als um Gut und Böse. Es geht um Macht – und um Ordnungsprinzipien in unserer Gesellschaft. Menschen wie Lieke brauchen eine Stimme.« Wanningers eigene Stimme wurde schlagartig noch verbindlicher und ernster. »Es dürfte Ihnen klar sein, dass wir nur dann Licht ins Dunkel bringen, wenn jemand Liekes Wissen quasi übernimmt und dieses Wissen in die Arena wirft, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Er sah Marie und Stephan fordernd und beschwörend an.
    »Also soll so getan werden, als habe sich Lieke einer dritten Person anvertraut, die in dieser Geschichte quasi an ihre Stelle tritt«, folgerte Stephan. »Wenn sich Ihr Verdacht bestätigt, wird diese Person allerdings großer Gefahr ausgesetzt.«
    »Natürlich«, bemerkte Wanninger nüchtern. »Deshalb brauche ich ja Ihre Hilfe. Sie werden ohne Zweifel nicht mit einer offiziellen Anfrage erfolgreich sein, ob die deutsche Industrie angesichts der drohenden Rohstoffverknappung mit dunklen Mächten aus Fernost einen geheimen Rohstoffmarkt zu gründen beabsichtigt.«
    Er schüttelte belustigt den Kopf, als seien Stephans Vorbehalte naiv und konstruiert.
    »Deshalb brauchen Sie Anne van Eyck«, verstand Marie. »Sie benötigen eine Figur, die glaubhaft als diejenige Person akzeptiert wird, der sich Lieke anvertraut haben könnte. Darum geht es Ihnen doch, Herr Wanninger! Sie wollen Anne als Köder benutzen. Und wir sind Mittel zum Zweck. Wir stellen die Verbindung zu Anne van Eyck her, zu der sie bislang nicht vorgestoßen sind.«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich«, schnaubte Wanninger. »Ich habe bisher den Kontakt zu Anne van Eyck nicht ein einziges Mal gesucht. Sie betrachten alles durch die emotionale Brille. Der Gedanke ist mir eigentlich erst im Laufe unseres Gesprächs gekommen. Vorher wusste ich doch gar nicht, ob und in welcher Beziehung Sie zu Anne van Eyck stehen. – Bezeichnen Sie meinetwegen Anne als Köder oder sprechen Sie davon, Anne zu benutzen. All das sind nur Worte, Frau Schwarz. Sie müssen für sich beantworten, ob Sie nun Liekes Tod aufklären wollen oder nicht.«
    Sein Gesicht war rot angelaufen.
    »Sie wissen so gut wie ich, dass es nur eine Möglichkeit gibt, die Wahrheit zu erfahren. Alle Hinweise, die wir kennen, werden sich irgendwann zu einem Ganzen zusammenfügen, aber sie führen für sich nicht weiter und bleiben als solche Sackgassen. Wo sollen wir denn einen Herrn Drauschner finden? Wie sollen wir in einem Industriegebiet weiterforschen, in dem Liekes Auto am Abend des 12. September abgestellt war? Wer war der Einbrecher in Liekes Wohnung, von dem Sie nur wissen, dass er Schuhgröße 48 trägt und rund 120 Kilogramm schwer ist? Wer ist der mysteriöse Beobachter im Garten der van Eycks? All diese Fragen müssen von einem Ansatz her gelöst werden. Und der führt über das Wissen Lieke van Eycks, mit dem wir spielen müssen.«
    »Was ist mit dem Informanten, der Ihnen die Briefe geschrieben hat?«, fragte Stephan.
    »Ich weiß nicht, ob er wirklich alles weiß oder ob er nur Vermutungen anstellt«, meinte Wanninger. »In jedem Fall will er bis jetzt im Hintergrund bleiben und nicht von sich aus mehr preisgeben, wenn er denn wirklich mehr weiß. Er ist uns jedenfalls derzeit keine Hilfe. Ich schätze eher, dass er seine Erkenntnisse gezielt lancieren und einen Skandal aufdecken will, von dem er möglicherweise profitieren kann.«
    »Wie das?«, fragte Marie.
    »Vielleicht spekuliert er darauf, einen Posten übernehmen zu können, den ein anderer dann zu räumen hat«, mutmaßte Wanninger.
    »Eine Störkante der Gesellschaft«, sinnierte Stephan.
    »Es sind einfach die Prinzipien des Neides

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