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Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Titel: Drahtzieher - Knobels siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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den Nerven fast am Ende. Mein Mann hat es gesagt.«
    Wanninger hatte aufmerksam den Wortwechsel verfolgt. Die Idee, das Foto als neuen Köder in das Unternehmen von ThyssenKrupp zu senden, gefiel ihm offensichtlich, ohne dass er offen für diese Idee werben wollte. Die van Eycks waren zu angespannt, sodass es unglücklich gewesen wäre, diesen Vorschlag selbst zu unterbreiten. Immerhin spürte Wanninger, dass er mit seiner Präsentation etwas bewirkt hatte. Das Foto hatte seine Gäste beeindruckt. Sie ahnten, auf der richtigen Fährte zu sein. Der Journalist übte sich jetzt in überlegener Zurückhaltung. Er wischte zufrieden den Schweiß von seiner Stirn.
    »Schreiben Sie rein, Sie hätten das Bild vom Journalisten Gisbert Wanninger erhalten«, sagte er schließlich und sah die Eheleute van Eyck an. »Sie haben schon genug gelitten. Wenn der Köder wirkt, soll es mich treffen.«
    »Das ehrt Sie!«, lobte Hermann van Eyck. Er nickte dankbar.

12
    Stephan setzte sich nach ihrer Rückkehr noch am Abend zu Hause an seinen Computer. Anne van Eycks Auftrag, das an Gisbert Wanninger gesandte Foto, von dem Stephan im Büro des Journalisten weitere Kopien gefertigt hatte, in das Unternehmen ThyssenKrupp zu senden, erschien ebenso simpel wie schwierig. Gewiss bestand die Hoffnung, dass einer der Männer oder vielleicht sogar alle drei auf dem Foto von jemandem erkannt würden und günstigstenfalls das Foto vielleicht denjenigen hervorlocken könnte, den Wanninger als Drahtzieher all der rätselhaften kriminellen Machenschaften vermutete. Stephan verstand einerseits Anne van Eycks Motivation, andererseits war der Auftrag in der Durchführung heikel, weil sein Ausgang unabsehbar war. Es war möglich, dass sich Stephan lächerlich machte, weil das Bild von den drei Männern im Gras, die sich um einen geheimnisvoll geöffneten Koffer scharten, als albernes Fotorätsel empfunden werden mochte. Aber es war auch möglich, dass das Foto tatsächlich denjenigen erreichte, den es eigentlich anging, und unkalkulierbare Reaktionen auslösen konnte. Marie fand, dass Anne van Eyck durchaus diesen Brief hätte selbst schreiben können. Es schien fernliegend, dass sich Anne damit dem Gespött ausgesetzt hätte. Im Gegenteil: Die nachvollziehbare Trauer um den Verlust ihrer bei einem rätselhaften Unfall ums Leben gekommenen Schwester machte ihre Bemühungen nachvollziehbar, alles zu unternehmen, um die umgeklärten Fragen zu beantworten. Sich hierbei eines Anwalts zu bedienen, hob die Sache unnötig auf eine andere Ebene und lenkte von dem ernsthaften Anliegen ab, das durch Stephans Einschaltung vielleicht entwertet würde. Wozu brauchte Anne van Eyck einen Anwalt? Maries Frage bestätigte einerseits Stephans Zweifel an der Notwendigkeit seiner Tätigkeit; andererseits war er dankbar, nunmehr etwas unternehmen zu können.
    Er schrieb höflich und zurückhaltend an den Vorstandsvorsitzenden Dr. Fyhre von ThyssenKrupp, bezog sich auf Annes vorhergehenden Brief und wiederholte mit anwaltlich nüchternen Worten das drängende Interesse seiner Mandantin, den Tod ihrer Schwester Lieke aufklären zu wollen und deshalb nichts unversucht zu lassen, was Licht ins Dunkel bringen könne. Er fügte eine der ihm überlassenen Kopien des Ausdrucks des Digitalfotos bei, bat darum, die Mitarbeiter des Unternehmens zu veranlassen, sich mit dem Bild zu beschäftigen und sodann mit Stephans Büro in Verbindung zu setzen, soweit Hinweise auf die Identität der abgebildeten Personen, den Ort oder die Zeit der Aufnahme gemacht werden könnten. Abschließend wies er darauf hin, dass dem bekannten Journalisten Gisbert Wanninger dieses Bild zugespielt worden sei, der in dieser Sache recherchiere und Hintergrundinformationen zusammentrage.
    Marie korrigierte währenddessen Schulhefte. Sie teilte mit Stephan das kleine Arbeitszimmer, das von seinem Zuschnitt her offensichtlich als Kinderzimmer in der Wohnung in Dortmund-Asseln gedacht war. Marie belegte mit ihren schlichten hölzernen Regalen, gefüllt mit Heften, Fachbüchern und Kalendern, die eine und Stephan die andere Seite, wobei sich seine Arbeitsmittel auf den Computer, zwei dicke rote Gesetzesbände und einige ältere Kommentare beschränkten, die er auf seinem alten Schreibtisch positioniert hatte. Seit er sich von Hübenthal und Löffke getrennt hatte, gab es keine Akten, die er abends daheim nach- oder vorbereitete. Es fehlte insgesamt an Akten, weil die Fälle fehlten. Sie lebten derzeit im Wesentlichen

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