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Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Titel: Drahtzieher - Knobels siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Audioguide.«
    »Ich brauche ihn nicht«, wehrte er ab.
    »Doch, Herr Wanninger, Sie werden ihn brauchen. Nehmen Sie ihn, bitte! Vertrauen Sie mir doch einfach!«
    Sie schwenkte das Gerät in der Hand und schmunzelte.
    »Wir lassen nämlich niemand ohne den Audioguide auf das Gelände«, erklärte sie.
    Er griff nach dem Gerät und schaute flüchtig auf die Tasten.
    »Rechts«, sagte sie. »Sie müssen nur auf den grünen Knopf drücken.«
    Sie umrundete den Tresen, setzte ihm den Kopfhörer auf und stöpselte den Stecker in die Büchse des Gerätes.
    »Auf Grün drücken!«, forderte sie und tat es für ihn. »Nun los!«, befahl sie sanft.
    Er ging durch eine Glastür nach draußen, hielt den Plan von der Kokerei in der Hand und blickte angestrengt darauf. Aus dem Kopfhörer des Audioguides rauschte es. Wanninger nahm das Gerät in die Hand und suchte die Regelung für die Lautstärke.
    »Ich begrüße Sie zu unserem Treffen, Herr Wanninger!«, drang es durch die Lautsprecher klar an seine Ohren. Er erschrak und blickte sich um. Die Frau an dem Infopunkt winkte ihm durch die geöffnete Glastür zu.
    »Nicht zurückgehen, Herr Wanninger!«, sagte die Stimme.
    Sie hatte einen harten, fast metallischen Klang.
    »Sehen Sie sich um, Herr Wanninger!«, fuhr die Stimme fort. »Sie befinden sich in einem Denkmal. Seien Sie ein wenig ehrfürchtig. Denken Sie sich 20 oder 30 Jahre zurück. Kennen Sie noch Kokereien im Betrieb? Natürlich kennen Sie sie. Sie haben noch den Gestank in der Nase. Alle, die im Ruhrgebiet seit Jahrzehnten wohnen, kennen Kokereien. Ein Gestank wie der von faulen Eiern. Graue Rauchschwaden, dann wieder weißer Dampf, der in großen Wolken nach oben steigt. Wasserdampf, wenn der Koks gelöscht wird. Es gibt kaum noch die alte Industrie, Herr Wanninger. Sie wissen, dass es um ganz neue Produktzweige geht. Deutschland, Europa, die ganze Welt richtet sich neu aus. – Gehen Sie weiter, Herr Wanninger! Sie wollen doch nicht immer an dieser Stelle stehen. Die Dame vom Empfang wundert sich ja schon.«
    »Wohin?«, fragte Wanninger.
    »Sie müssen das Gerät näher an Ihren Mund halten«, sagte die Stimme. »Ich verstehe Sie sonst nicht.«
    Wanninger hielt das Gerät vor sein Gesicht und sprach in den Audioguide wie in ein Funksprechgerät.
    »Wohin?«, wiederholte er.
    »Gehen Sie den empfohlenen Besucherweg«, sagte die Stimme, »Sie stehen schon richtig. Einfach nur nach vorn gehen. Der Weg beschreibt gleich eine Linkskurve. Sie gehen um die Kompressorenhalle herum, Nummer zehn in Ihrem Lageplan.«
    »Wohin?«, fragte Wanninger wieder und sah zugleich auf den Plan.
    Die Stimme sagte nichts.
    Wanninger ging mechanisch weiter. Der Asphalt endete und ging in feinen Kies über. Er umrundete die Kompressorenhalle. Es standen einige rostige Loren herum, einzelne Achsen von Eisenbahndrehgestellen. Gleisreste, die unter dem Kies verschwanden. Von hier sah man auf die vor dem Gelände vorbeiführende Straße. Es herrschte Feierabendverkehr, von ihm nur durch einen Maschendrahtzaun getrennt.
    »Weiter!«, forderte die Stimme ungeduldig.
    Die Vierergruppe kam ihm entgegen. Sie strebte lachend und lärmend dem Ausgang entgegen. Es schienen Studenten zu sein. Der Weg hatte einen Halbkreis gemacht. Wanninger ging nun in die entgegengesetzte Richtung. Jetzt befand er sich auf der Schwarzen Straße. Links begann die lange Reihe der Ofenbatterien, schmale und hohe rostige Kammern, in die die Kohle von oben eingefüllt und aus denen sie nach dem Verkokungsprozess in einen Löschwagen gedrückt wurde. Die Kammern der Ofenbatterien reihten sich nahtlos aneinander. Sie standen soldatenhaft in Reih und Glied, ein skelettartiges totes Gebilde. Wanninger maß die Reihe, soweit sein Blick reichte. Rechts begann der Aufstieg der Kohlenbandbrücke, die oben am Kohlensortenturm endete. Am Boden verliefen monströse Rohre, teilweise durchtrennt, von Birken überwuchert. Sie leuchteten rostig rot in der noch hoch stehenden Sonne. Wanninger stand mitten auf der Schwarzen Straße, die vorn schnurgerade zwischen den Ofenbatterien und der Kohlenbandbrücke und hinten zwischen Sortenturm und Kohlenturm verlief, bevor sie sich im Grünen verlor. Er stand da wie ein Sheriff auf der verlassenen Straße eines Dorfes im Wilden Westen. Wanninger trug wieder seinen weißen Anzug, den Kopfhörer auf dem Kopf, den Audioguide in der rechten Hand. Die Hand war feucht, er schwitzte am ganzen Körper, blickte sich flüchtig um, sah hinten die Straße,

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