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Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Titel: Drahtzieher - Knobels siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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auf der sich außerhalb des Kokereigeländes der Feierabendverkehr drängte. Man nahm von ihm von außen keinerlei Notiz. Er verkrampfte.
    »Weiter gehen!«, forderte die Stimme.
    Wanninger hielt das Gerät an sein Ohr und horchte. Dann blieb er stehen.
    »Warum lassen Sie die Dinge nicht, wie sie sind?«, fragte die Stimme. »Was interessieren Sie die seltenen Erden? Was sie sind und woher sie kommen? Es geht allerorten nur darum, dass die Wirtschaft funktioniert. So ist der Lauf der Welt, und so ist auch Ihr Leben, Herr Wanninger. Sie benutzen alle Dinge des Alltags wie selbstverständlich. Autos, Handys, Elektronik in allen Geräten. Sie nehmen an den technischen Errungenschaften unserer Welt teil. Aber es interessiert Sie nicht, woher was kommt. Warum sind Sie nicht froh, dass sich andere darum kümmern, dass es weiterhin so funktioniert? Dass Sie und andere so leben können, wie Sie es gewohnt sind?«
    Wanninger tastete sich weiter vor. Er sah niemanden. Die Kohlenbandbrücke stieg rechts neben ihm nach oben. Sie war schon drei bis vier Meter über dem Boden. Die Kammern der Öfen links neben ihm schimmerten im Sonnenlicht. Er blickte flüchtig in die geöffneten Kammern und näherte sich den Türmen. Es waren gewaltige schlichte und trotzdem elegante Gebäude. Betonbauten mit Backsteinfassaden.
    Wanninger blieb in der Straßenmitte. Er war ein leuchtender weißer Punkt auf der Schwarzen Straße.
    »Lieke van Eyck«, sagte Wanninger schließlich in das Gerät. Seine Stimme war belegt. Er benetzte seine Lippen mit Spucke.
    »Sie wusste zu viel«, sagte die Stimme, »drohte gar, sich an die Öffentlichkeit zu wenden. Sie hat sich mit einem Berufskollegen von Ihnen treffen wollen, hier in Dortmund.«
    »Am 12. September?«, fragte Wanninger erregt.
    »Sie wissen doch alles«, antwortete die Stimme ruhig. Sie hatte ihren harten kantigen Klang verloren.
    »Warum wollte sie an die Öffentlichkeit?«, fragte Wanninger. Er hob seine Hände, als wollte er demonstrieren, unbewaffnet zu sein.
    »Meinen Sie, es ging nur darum, an den offiziellen Handelswegen vorbei Zugriff auf die seltenen Erden zu bekommen?«, fragte die Stimme. »Ist Ihnen nicht klar, dass es schon Opfer gab und die Wege blutig sind? Es sind keine sauberen Strukturen, von denen wir reden, Wanninger.«
    »Lieke wusste das?«, hauchte Wanninger.
    »Lieke wusste das«, bestätigte die Stimme. »Es gibt Menschen, die zu sauber sind für diese Welt. Das macht nichts, solange sie nur zu Hause reinlich sind. Aber sie werden zum Problem, wenn sie die Prozesse zu stören beginnen.«
    Wanninger tastete sich weiter vor, Schritt für Schritt. Er war an den Türmen angelangt.
    »Dr. Fyhre?«, fragte Wanninger zitternd.
    »Fyhre ist ein Name«, antwortete die Stimme.
    »Gehört er zu der Gruppe, die sich in der Villa Wolff treffen wollte?«
    »In der Villa wollten sich die Mächtigen treffen, Wanninger. Warum sind Sie so dumm, wissend werden zu wollen? Geht es immer noch um Lieke van Eyck? In Bomlitz sollten die Geschäfte besiegelt werden. Mengen und Preise, und natürlich die, sagen wir, Handelswege.«
    »Und warum scheiterte das Treffen, wenn ich fragen darf?«, Wanninger wurde unterwürfig und flehend.
    »Es gab schon damals Hinweise auf einen Informanten, der alles zu Fall zu bringen drohte. Er sitzt irgendwo im Unternehmen und treibt noch immer sein Unwesen. Sie kennen ihn doch, Wanninger. Er ist Ihr Mann. Sie leben von ihm.«
    »Dr. Fyhre?«, fragte Wanninger wieder.
    »Es war zu gefährlich geworden«, sagte die Stimme. »Gehen Sie weiter, Wanninger. Es lauert niemand in den Türmen.«
    »Wie kam Lieke ums Leben?«, fragte Wanninger. Er ging Schritt für Schritt die Schwarze Straße weiter. Links befand sich nun der Kohlenturm, rechts der Sortenturm. Rund 30 Meter über ihm verband eine Brücke die beiden Türme.
    »Ich sagte doch, sie hat sich am 12. September mit einem Berufskollegen von Ihnen treffen wollen, Herr Wanninger, und sie hat sich auch mit jemandem getroffen, von dem sie meinte, dass er ein Berufskollege von Ihnen war. Aber es war ein anderer … Sie hat nicht nur Alkohol zu sich genommen, Herr Wanninger.«
    »War er einmal bei Lieke zu Hause? Oder im Büro der Schwester und des Schwagers?«
    Wanninger fühlte sich auf einmal sicherer. Die Stimme wollte mit ihm reden, ließ ihn hinter die Kulissen blicken. Warum wollte sie sich offenbaren? Wanninger wusste, dass die meisten Menschen einen Drang verspürten, Geheimnisse zu offenbaren. Er lebte

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