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Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Titel: Drahtzieher - Knobels siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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pittoresk hervorstachen.
    Gisbert Wanninger hatte sich eine Stunde vorher auf dem Parkplatz vor der früheren Waschkaue eingefunden. Er hatte das Auto unten an der Straße geparkt und sodann die Umgebung des Eingangsbereichs erkundet. Auf dem Parkplatz standen vier Autos. Er notierte sich die Kennzeichen und achtete darauf, wer das Gebäude durch das Tor verließ und sich mit dem Auto entfernte. Es waren nur wenige Besucher da, was daran liegen mochte, dass die Anlage täglich um 18 Uhr geschlossen wurde und an normalen Werktagen außerhalb der Schulferien mit keinem Andrang zu rechnen war. Wanninger betrat um 16.45 Uhr das neben der Waschkaue gelegene Sozialgebäude, in dem sich der sogenannte Infopunkt befand und neben auf einigen Tischen ausliegender Literatur über die Industriegeschichte des Ruhrgebietes insbesondere die Kasse beherbergte, an der Wanninger eine Eintrittskarte löste. Er legte passend drei Euro in 50-Cent-Stücken auf den Tisch. Die freundliche Frau hinter der Theke bat ihn, sich in die Besucherliste einzutragen, und wies auf einen an der Seite liegenden Formularblock. Wanninger studierte die vor ihm eingetragenen Namen. Morgens war eine 18-köpfige Besuchergruppe da gewesen, dann bis in den Nachmittag hinein einzelne Personen, einige Paare und eine Vierergruppe. Der letzte Eintrag datierte von 15.45 Uhr. Er versuchte, die Namen zu entziffern, die in der Besucherliste eingetragen waren, doch er konnte sie teilweise nicht lesen. Wanninger hielt die Liste näher vor sein Gesicht. Seine Augen waren im Laufe der letzten Jahre schlechter geworden, doch seine Eitelkeit hinderte ihn daran, die eigentlich nötige Brille zu kaufen.
    »Ist was?«, fragte die Frau hinter der Theke. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich schaue, ob heute nicht bereits ein Bekannter von mir da war«, sagte Wanninger, »aber ich kann die Schrift kaum entziffern. Vielleicht können Sie mir helfen. – Sagen Sie mir doch bitte, wer sich um 15.45 Uhr eingetragen hat!«
    Er sah nach rechts auf die Austragliste. Der Besucher war offensichtlich noch da, ebenso wie die Vierergruppe. Im Austrag war nichts vermerkt. Die Frau hinter der Theke lächelte, nahm die Liste und prüfte den Namenszug.
    »Einfach Schmidt«, sagte sie ohne Zögern. »Der Name ist etwas flüchtig geschrieben, aber ich bin mir sicher, dass er Schmidt heißen soll.«
    »Heißen soll, aha«, ächzte Wanninger und schnalzte nervös mit der Zunge.
    »Wie sah er denn aus, dieser Herr Schmidt?«, fragte er.
    Sie hob die Schultern. »Weiß nicht«, sagte sie, »ziemlich klein, dick, grauer Bürstenhaarschnitt. Irgendwie ein Dutzendgesicht.«
    »Brille?«
    Sie schüttelte den Kopf und sah wieder auf die Liste.
    »Sie haben sich noch gar nicht eingetragen«, stellte sie fest. »Ich mache das für Sie, Herr …« Sie sah prüfend auf und lächelte wieder.
    »Wanninger«, sagte er angespannt.
    »Wanninger«, wiederholte sie und trug seinen Namen mit geschwungener Schrift ein. »Sie wissen, dass wir um 18 Uhr schließen, Herr Wanninger. Aber für einen Rundgang durch die Kokerei wird es reichen.«
    »Wo ist denn die Schwarze Straße?«, fragte Wanninger.
    »Es gibt nur zwei Straßen, die durch das Gelände führen, die sogenannte Weiße und die sogenannte Schwarze Straße. Sie verlaufen parallel zueinander. Die Schwarze Straße liegt ostwärts. Sie führt an der früher über 500 Meter langen Flucht der Koksofenbatterien vorbei. Sie sind das Herzstück der Kokerei. Dort gab es jede Menge Koks- und Kohlenstaub. Deshalb ist das die Schwarze Straße. Die Weiße Straße liegt westwärts. Sie …«
    »Danke! Nur die Schwarze Straße«, fiel ihr Wanninger ins Wort.
    »Sie sollten beide Straßen besichtigen«, empfahl sie unbeirrt und holte einen Flyer hervor, der über den Aufbau der Kokerei informierte. Wanninger faltete das Papier auseinander und versuchte, sich im Lageplan zurechtzufinden.
    »Wo?«, fragte er.
    »Von Ihnen aus gesehen die obere Straße auf dem Plan«, antwortete sie und schien amüsiert.
    »Ist sonst jemand auf dem Gelände?«, fragte er.
    »Außer den Besuchern?«
    Er nickte ungeduldig.
    »Lurche in den Hallen, Falken in den Türmen, vielleicht auch Füchse unter den Birken.« Jetzt lachte sie.
    »Ich meine es ernst«, sagte er brüsk.
    »Ich auch, Herr Wanninger. Es gibt in der Tat viele Tiere hier. – Nun gehen Sie schon. – Und nehmen Sie dies hier mit!«
    Sie holte ein Gerät unter der Theke hervor.
    »Was ist das?«, fragte Wanninger.
    »Ein

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