Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Titel: Drahtzieher - Knobels siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
Hof hinterlassen hat, ist offensichtlich der Freund von Lieke van Eyck, von dessen Existenz wir bislang nichts wussten.«
    »Es muss andere Zusammenhänge geben«, erwiderte Wanninger brüsk. »Machen Sie mit dem vermeintlichen Lebensgefährten, was Sie wollen!«
    »Herr Wanninger?«, fragte Stephan besorgt.
    »Auf mich ist geschossen worden!«, schrie Wanninger barsch. »Ich muss hier weg!«
    Dann brach er das Gespräch ab.
    Stephan versuchte, ihn über Handy neu anzuwählen, doch der Journalist nahm nicht ab.
    Marie und Stephan fuhren zu seinem Büro. Es öffnete niemand, als sie unten an der Haustür in der Plauener Straße klingelten. Sie warteten, bis ein Nachbar zufällig das Haus verließ, und stiegen die Stufen bis unter das Dachgeschoss hoch. Die Tür zu seinem Büro war nur angelehnt, das Rahmenholz gesplittert und das Schloss aufgehebelt. Stephan trat vorsichtig gegen das Türblatt, das nach hinten zurückwich. Sein Blick fiel auf Wanningers Schreibtisch, der mitten im Raum stand. Das schwindende Tageslicht streifte matt einige Regale.
    Wanningers geplante Artikelserie hatte einen neuen Titel: ›Skandale und ihre Täter – damals geächtet, heute geachtet.‹ Er hatte die Worte mit dickem schwarzem Filzstift auf ein Blatt notiert und an das Regal geheftet. Das Blatt bewegte sich leise raschelnd. Irgendwo musste ein geöffnetes Fenster sein.
    »Herr Wanninger?«
    Stephan wagte keinen Schritt in das Büro.
    Marie zog Stephan auf das Treppenpodest zurück. Sie wählte vom Handy erneut Wanningers Nummer.
    »Wir stehen vor Ihrem Büro. Bei Ihnen ist offensichtlich eingebrochen worden«, sagte sie hastig, nachdem er sich endlich gemeldet hatte.
    »Ich weiß, ich bin in ein Hotel gegangen. Ich bin nicht mehr sicher. Auch nicht in meiner Wohnung. Bin eben im Hotel angekommen.«
    Marie hörte im Hintergrund, dass ihm ein Zimmerschlüssel übergeben wurde.
    »Wo sind Sie, Herr Wanninger?«, insistierte sie. »Sie brauchen doch Hilfe. Ich verständige die Polizei.«
    »Das tun Sie nicht!«, bellte er durchs Telefon.
    »Sie werden mich nicht daran hindern«, gab sie bestimmt zurück.
    »Ich bin nahe dran«, sagte er deutlich leiser. »Sie machen alles kaputt!« Er schnaufte resigniert.
    »Welchen Preis wollen Sie denn für Ihre Geschichte bezahlen, Herr Wanninger? Sie müssen verrückt sein.«
    »Sie wissen eben nicht, dass die Wahrheit ihren Preis fordert, Frau Schwarz. Hier geht es um ganz andere Kategorien als diejenigen, die Ihnen vertraut sind.«
    Er atmete schwer. Wanninger war angeschlagen und müde und zugleich unverkennbar stolz darüber, dass er einen noch unbekannten Gegner aus der Reserve gelockt hatte. Er beschritt einen schmalen Grat, um wieder an seinen früheren Ruhm anzuknüpfen. Wanninger deckte auf – und lief Gefahr, erdrückt zu werden.
    »Sie brauchen Hilfe«, wiederholte Marie leise. »Wo sind Sie, Herr Wanninger? – Bitte!«
    Er war in einem kleinen Hotel, direkt um die Ecke. Wanninger saß in einer ungemütlichen kalten Sitzecke gegenüber der Rezeption in einem alten wuchtigen Sessel, dessen Kunstlederbezug abgegriffen und speckig war. Der Journalist trug noch immer seinen verschmutzten weißen Anzug. Er hatte seinen Laptop aufgeklappt auf den klobigen kleinen Marmorcouchtisch gestellt. Das Gerät fuhr gerade hoch, als Marie und Stephan eintraten.
    »Den Computer hatte ich zum Glück im Auto«, sagte er, »aber es ist ohnehin nichts darin gespeichert, das für die interessant wäre.«
    »Wer sind denn die?«, fragte Marie und setzte sich mit Stephan auf das Wanninger gegenüberstehende Sofa.
    »Es ist alles so, wie ich es vermutet habe«, sagte Wanninger. »Es geht um die seltenen Erden, um geheime Handelswege, einen ganz besonders organisierten Schwarzmarkt und wahrscheinlich um ein Kartell in der deutschen Industrie, das all dies initiiert und die seltenen Stoffe unter sich aufteilt. Und es gibt auch einen Herrn Drauschner, der mit dem Besucher in der Villa Wolff und dem Typ rechts auf dem Foto identisch ist. Eine Zeugin hat ihn heute erkannt.«
    Er erzählte, was ihm widerfahren war.
    »Ich habe leider nicht geschaltet, als mir die Frau am Eingang der Kokerei diesen Drauschner beschrieben hat. Aber es ist genau dieselbe Figur, die Sadowski in der Villa Wolff erlebt hat. Er ist es, der heute auf mich geschossen hat. Und das just zu einem Zeitpunkt, als er meine Vermutungen praktisch vollständig und süffisant bestätigt hat, nachdem er mich über das Gelände der alten Kokerei Hansa

Weitere Kostenlose Bücher