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Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Titel: Drahtzieher - Knobels siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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die Rezeption, wo er ungeduldig auf die Nachtglocke schlug und barsch die Rechnung verlangte.
    »Gehen Sie nach Hause zurück?«, wiederholte Ylberi seine Frage.
    »Sicher nicht, und ich werde Ihnen bestimmt nicht sagen, wohin ich gehe«, sagte Wanninger, ohne den Blick von der Tür zu nehmen, die von der Rezeption in ein hinteres Büro zu führen schien. Er hämmerte auf die Nachtglocke.
    »Ich habe Sie nicht gerufen, Herr Staatsanwalt. Genauer gesagt: Ich will gar nicht, dass Sie irgendwelchen Dingen nachgehen. Oder habe ich wegen irgendetwas Anzeige erstattet? – Sie kommen doch nur, weil dieser Rechtsanwalt auf der Stelle tritt.«
    Der Nachwächter erschien aus dem Hinterzimmer, vermutlich ein Pensionär, der sich hier ein paar Euro verdiente. Aus dem Nebenraum war leise der Fernseher zu hören. Er fragte nicht, warum der Gast um diese ungewöhnliche Uhrzeit auschecken wollte.
    »Minibar?«, fragte der Portier mürrisch und machte auf dem Rechnungsblock einen Strich, ohne Wanningers Antwort abgewartet zu haben.
    »Ankunft war erst heute, stimmt das?«, fragte er im Verhörton weiter.
    Wanninger bejahte.
    »83 Euro.« Der Portier blickte auf.
    »Aber ohne Frühstück«, wandte Wanninger ein.
    »War aber so gebucht«, stellte der Portier mit Blick auf das Anmeldeformular fest. »Was bestellt ist, wird bezahlt. Ist ja auch schon vorher eingekauft worden.«
    »Die Brötchen, der Kaffee oder was?«, brüllte Wanninger. Sein Gesicht lief rot an. »Wissen Sie überhaupt, wer ich bin?«
    Der Portier öffnete umständlich den kleinen Tresor seitlich des Tresens, bückte sich nach unten und kam dann mit einer kleinen Kassette wieder zum Vorschein.
    »Nein«, brummte er und öffnete die Kassette.
    »83 Euro«, wiederholte er. »Ich habe meine Vorgaben.«
    »Wanninger, Gisbert Wanninger«, schnalzte der Journalist schneidend scharf. »Sie sollten den Namen kennen.«
    Der Portier zuckte mit den Schultern.
    »Tut mir leid«, antwortete er.
    Er blieb in der Nähe der geöffneten Tür zum Hinterzimmer und versuchte, mit einem Ohr der Fernsehsendung zu folgen, von der einzelne Wortfetzen in den Empfang drangen. Der Journalist interessierte ihn nicht.
    Wanninger zahlte fluchend den geforderten Betrag und bemühte sich, den Restbetrag von drei Euro in möglichst kleiner Stückelung auf den Tisch zu legen. Er kostete es aus, wie der Portier die Zehn- und 20-Cent-Stücke gruppierte, nachzählte und sich wiederholt verzählte.
    »Adieu!«, rief Wanninger und strebte dem Ausgang zu.
    Er stieß die Schwenktür mit einem Fußtritt auf. Ylberi lief ihm hinterher und hielt ihn draußen an der Schulter fest.
    »Es bedarf keiner Anzeige von Ihnen«, erklärte Ylberi. »Hier stehen Delikte im Raum, bei denen wir von Amts wegen ermitteln müssen, wenn wir, auf welche Weise auch immer, vom möglichen Vorliegen einer solchen Straftat erfahren. Das sind hier versuchter Mord, Herr Wanninger, vollendeter oder versuchter Diebstahl hinsichtlich des Einbruchs in Ihre Wohnung, ebensolche Diebstähle bei den Geschwistern van Eyck und womöglich Wirtschaftskriminalität.«
    »Womöglich Wirtschaftskriminalität«, äffte Wanninger nach. »Das ist wohl eine Nummer zu groß für Sie, oder?«
    Seine Augen blitzten in der Dunkelheit. »Mir reicht zunächst der Mordversuch«, antwortete Ylberi provokant bescheiden und streckte die Hand aus.
    »Was wollen Sie denn?«, fragte Wanninger gereizt.
    »Diesen Audioguide, mit dem der Täter Sie über das Kokereigelände gelotst hat.«
    Wanningers Augen weiteten sich.
    »Nein!«, antwortete er entschieden.
    »Wir benötigen dieses Gerät, und Sie wissen das auch. Es ist ein wichtiges Beweismittel. Genauso wie die anonymen Briefe, die Sie bekommen haben.«
    »Nein!«, beharrte Wanninger trotzig.
    Er stellte die kleine Reisetasche und die Laptoptasche auf den Boden und verschränkte demonstrativ die Arme.
    »Was soll das, Herr Wanninger? Muss ich Zwang anwenden?«
    »Haben Sie denn die rechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen?«, blaffte Wanninger. »Versuchen Sie es, Herr Staatsanwalt! Sie glauben gar nicht, was über Sie in der Zeitung stehen wird. Ich schreibe gerade über Skandale, wenn auch über frühere. Ich ergänze die Serie gern um ein Beispiel aus unserer Zeit.«
    Ylberi hob beschwichtigend die Hände.
    »Ich komme Ihnen nicht mit Vorschriften, Herr Wanninger. Ich appelliere nur an Ihre Vernunft. Sie sind in Gefahr. Das sehen Sie nicht anders. Sonst würden Sie nicht flüchten.«
    Wanninger zauderte,

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