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Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Titel: Drahtzieher - Knobels siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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dirigiert hat – und zwar mit diesem Gerät hier.«
    Er zog den vermeintlichen Audioguide und den Kopfhörer mit dem inzwischen verbogenen Bügel aus seiner Anzuginnentasche und legte die Geräte auf den Couchtisch.
    »Sie dürfen die Sachen ruhig anfassen«, sagte er mit bitterem Lächeln, »es werden selbstverständlich keine Spuren darauf zu finden sein.«
    »Sie wissen doch gar nicht, welche Untersuchungsmöglichkeiten es gibt«, meinte Marie kopfschüttelnd. »Sie können das doch nicht alles so abtun!«
    »Und was macht Liekes angeblicher Lebensgefährte?«, fragte Wanninger gereizt, Maries Einwurf übergehend. »Woher haben Sie denn Ihre schlauen Erkenntnisse?«
    Stephan schilderte, was sie an der Tankstelle erfahren hatten.
    »Ein Tankwart bringt also Licht ins Dunkel«, seufzte Wanninger. »Der linke Mann auf unserem Foto soll also Liekes Lebensgefährte gewesen sein. Ein Mann mit einem silbernen Mercedes«, raunte er. »Woher wissen Sie denn, dass dieser Mann wirklich der Lebensgefährte von Lieke van Eyck war?«
    Er blickte Marie und Stephan abwechselnd müde an und antwortete sich selbst: »Sie wissen es nicht, sondern Sie meinen es nur zu wissen, weil Sie als wahr unterstellen, was dieser Mann dem Tankwart gesagt hat. War Lieke dabei? Hat sie den Mann bestätigt? Hat der Tankwart die beiden knutschend gesehen? – Nein! – Und warum soll Lieke den vermeintlichen Lebensgefährten wie aus einem Versteck heraus fotografiert haben, als er sich mit einem Asiaten, ich sage einfach Chinesen, und mit Drauschner getroffen hat? Denken Sie an das Foto von den drei Männern an der Autobahn in Höhe der Burg Greifenstein. Warum fotografierte Lieke so, dass die drei vermutlich nicht bemerken konnten und nicht bemerken sollten, dass sie fotografierte? Na? – Dass Lieke das Foto geschossen haben muss, ist mir aus dem, was mir Drauschner vorhin auf der Kokerei erzählte, sonnenklar.«
    Wanninger lehnte sich in seinen Sessel zurück.
    »Denkbar ist doch nur, dass das Foto in irgendeiner Weise gegen diese drei Personen oder einzelne von ihnen hätte verwendet werden können oder als Beweis für irgendetwas dienen sollte. Wenn der Stammkunde von der Tankstelle und Lieke wirklich ein Liebespaar gewesen wären, hätten die van Eycks auf dem Hof davon etwas mitbekommen. Denken Sie doch mal in logischen Kategorien! Warum gibt es eine solche Person denn nicht, obwohl sie doch Fingerabdrücke an der Bürotoilette hinterlassen haben soll? – Fragen über Fragen, nicht wahr? Aber der Schuss vorhin spricht eine eindeutige Sprache. Als ich danach in mein Büro kam, war die Tür aufgebrochen. Nicht fachmännisch, aber das heißt ja nichts. Es dürfte auch nicht schwer gewesen sein. Ich hatte keine besonderen Sicherungen an der Tür. Konnte ja nicht ahnen, dass ich auf meine alten Tage noch einmal gewissen Personen gefährlich werden könnte.«
    »Ist etwas gestohlen worden?«, fragte Stephan.
    »Auf jeden Fall eine Kopie von dem Autobahnfoto. Sie war an eines der Regale geheftet. Ich mache das immer so mit wichtigen Dokumenten, die ich gerade verwerte. Ist aber nicht schlimm. Ich habe noch genügend Kopien von dem Bild.«
    »Und sonst?«
    »Sonst weiß ich nichts«, brummte Wanninger. »Habe nicht alles durchsucht. Ich bin sofort gegangen. Es reicht, dass ich zur Zielscheibe geworden bin. Und zwar im Wortsinn. Das ist der Beweis, dass ich richtig liege. Also werde ich jetzt die Geschichte schreiben.«
    Er deutete mit einem Kopfnicken auf den Laptop.
    »Ich schreibe alles, was ich weiß. Es sind Fakten, die man nur auflisten muss. Der kluge und weitsichtige Leser wird mir folgen können. Wenn die Geschichte raus ist, bin ich als Zielscheibe nicht mehr interessant. Titel: ›Tod einer Topsekretärin – Opfer eines erbarmungslosen Komplotts der Industrie um die seltenen Erden‹. Ich sehe alles genau vor mir. Wenn der Titel steht, ist das Schreiben der Geschichte bloßer Automatismus. Es ist so ähnlich wie bei einem Künstler, der lange über das Motiv nachdenkt und dann, wenn er es vor Augen hat, nur noch malt, was in seinem Kopf schon bis zum letzten Pinselstrich konzipiert ist.«
    »Sie sind sehr mutig«, meinte Marie.
    »Darüber sprachen wir schon einmal«, nickte Wanninger.
    Er sah auf die Uhr.
    »Ich werde jetzt im Restaurant eine Kleinigkeit essen, und dann geht’s ans Werk. Es wird eine Story werden, die unser Land aufmischt.«
    Er klappte seinen Laptop zu und erhob sich.
    »Sie halten sich besser aus der Geschichte

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