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Drake (German Edition)

Drake (German Edition)

Titel: Drake (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. D. Klein
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schlief friedlich wie ein Kind in seinem Tank. Sogar die Gesichtsfarbe schien nun gesünder auszusehen.
    Draußen auf dem Gang lehnte sie sich schwer atmend an die Wand. Sie wusste es auf einmal ganz genau: Sie war von einem Scrag infiziert oder besessen oder wie immer man es auch nennen wollte. Sie spürte es nun sogar. Ein leichtes Ziehen im Kopf, ein ständiger Sog in ihrer vorderen Gehirnhälfte. Ein Schwindelgefühl, das ihr plötzlich den Schweiß auf die Stirn trieb.
    Panik kam in ihr auf. Was sollte sie tun? Zurück zu Dr. Sainge? Oder sollte sie sich nicht besser gleich über das Geländer in der Mitte der Unit Eleven in die Tiefe stürzen? Was ihr nichts nützen würde, denn gegen solche Fälle waren ausreichend Sicherheitsmaßnahmen eingebaut. Ihr Fall würde allenfalls bis zum nächsten Stockwerk gehen, dann läge sie in einem automatisch ausgefahrenen Sicherheitsnetz.
    Sie rutschte an der Wand entlang auf den Boden und barg ihren Kopf in ihren Händen. Jetzt wurde das Ziehen stärker. Gleichzeitig auch die Angst, in etwas Fremdes einzutauchen. Als sie den Kopf hob, begannen die Konturen vor ihren Augen zu verschwimmen. Sie versuchte, gegen das Ziehen anzukämpfen, sich dagegen zu stemmen, aber ihre Umgebung entrückte immer mehr aus ihrer Wahrnehmung. Sie schien mit einem Mal nicht mehr von dieser Welt zu sein.
    Mit einem leisen Aufschrei versuchte sie aufzustehen, sackte jedoch gleich wieder zurück. Die negativen Wahrnehmungen und das permanente Schwindelgefühl drohten sie zu erdrücken.
    Zusätzlich leuchtete in dieser prekären Situation plötzlich ihr Frame neben ihr auf. Sie musste ihre Halsmuskeln dazu zwingen, den Kopf in die richtige Richtung zu bewegen. Zudem konnte sie nur das scharf erkennen, was direkt in ihrer Blickrichtung lag.
    Es war eine Nachricht über den Medienkanal.
    Irene Koss SERVICE hatte anscheinend den Befehl bekommen, die Nachrichten knapp und nüchtern zu servieren. Von einer aufwendigen Bearbeitung der Scans war jedenfalls nichts zu sehen. Zuerst stand in großen Buchstaben der Satz »Durchgang mit den Blades!« auf dem Frame. Danach kam übergangslos eine riesige Plattform ins Bild, deren Größe Caitlyn nur durch einige, winzig erscheinende angedockte Blades an den Seiten schätzen konnte. Demnach musste die Plattform an der Längsseite an die 25 Kilometer messen, in der Breite geschätzte 10 Kilometer und in der Tiefe etwas weniger. Einzelheiten konnte Caitlyn in ihrem Zustand nicht ausmachen, aber die Plattform sah ebenso schwarz und bedrohlich aus wie das Material, aus dem die Blades bestanden. Aus der Mitte der Plattform ragte ein grünlich schimmernder, schlanker Stängel heraus, an dessen Ende ein zur Seite geneigter, weißer Tulpenkelch aufgesetzt war, der hoch über die Grundfläche hinausragte. Wäre ihre Situation nicht so bedrohlich, dann hätte Caitlyn wahrscheinlich den grotesken Anblick mit einem Lächeln quittiert. Es sah aus, als wüchse eine Blume aus einem metallischen Quader heraus.
    Eine mehrere Kilometer hohe Tulpe im Weltraum.
    Der Anblick war geradezu aberwitzig.
    Die Tulpe geriet rasch aus dem Blickfeld, da sich der Konvoi mit den Blades und der Unit Eleven der Plattform näherte. Jetzt konnte Caitlyn an der Breitseite erste Lichter erkennen. Ihre Bedeutung war nicht auszumachen. Es waren lange, gelbliche Rechtecke mit einer blauen Umrandung, die wahllos über die ganze Höhe der Breitseite verstreut waren und nun nach unten wanderten, bis die Kante der Plattform langsam wieder in Sicht kam. Anscheinend sollte an dieser Stelle die Unit Eleven endgültig geparkt werden.
    Caitlyn fühlte sich jetzt besser. Das Schwindelgefühl war verflogen, auch das Ziehen in ihrem Kopf hatte nachgelassen. Unsicher stand sie auf, nachdem sie einen kleinen Larry verscheucht hatte, der unbedingt ihre zurückgelassenen Schweißflecke vom Boden aufwischen wollte.
    Die Unit Eleven schien zum Stillstand gekommen zu sein, jedenfalls wurden die beleuchteten Rechtecke nicht mehr größer. Ein Blade zog langsam über den Frame hinweg und verschwand aus dem Erfassungsbereich des Scans. Anscheinend hatten die Entführer der Unit Eleven ihre Aufgabe erfüllt.
    Caitlyn war unsicher, was sie als Nächstes tun sollte. Im Grunde genommen war es gleichgültig, wohin sie sich wendete. Eine Sicherheit gab es nirgendwo im Schiff, also konnte sie auch in die NAVIGATION zurückkehren. Dort würde sie wenigstens Neuigkeiten sofort und ungefiltert erfahren.
    Sie hastete menschenleere Gänge

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