Drake (German Edition)

gegeben«, meinte Vic sarkastisch. »Ganz nebenbei: Ich verstehe auch nichts mehr.«
    Er lehnte sich seufzend zurück. »Zum Teil verstehe ich sie schon: zu jung, zu intelligent und zu viel Verantwortung, aber zu wenig Lebenserfahrung. Was ich nicht verstehe, ist: Sie erwähnte, dass die Mädchen Charlotte Sternberg gegenüber ein schlechtes Gewissen hatten. Wieso haben sie es jetzt nicht mehr? Außerdem sprach sie von dem Befehl der Sternbergs, also in der Mehrzahl. Und warum ist Sternberg plötzlich so selbstbewusst? Seit wir Pearl verlassen haben, ist er immer nur um uns herumgekrochen, jetzt spielt er wieder den großen Diktator.«
    »Na, er hat Angst, ganz klar, und er will so schnell wie möglich nach Hause.«
    »Könnte sein«, meinte Verotroicx nachdenklich. Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, dass ihm Elisabeth Regina etwas verschwieg.
      
    Zwei Stunden später lag die Timeless längsseits der Unit Eleven, unbemerkt von den Schiffen der Cobo Ya Ya, die in der Nähe patrouillierten. Verotroicx bekam ein mulmiges Gefühl bei den zahlreichen Echos auf den All-Arrays.
    Ganz deutlich waren nun die Linien des Energiegitters auszumachen, das um die Unit Eleven lag. Sie bildeten helle und langsam rotierende Quadrate in einer Größe von vielleicht einem Meter und hielten laut Aussage von Leila das Schiff in einer unverrückbaren Position.
    Wegen der Eigenbewegung des Gitters war es unmöglich, eine feste Verbindung zwischen den beiden Schiffen herzustellen, obwohl Leila behauptete, dass eine von der Timeless ausgehende Schleuse keinen Schaden genommen hätte. Allerdings wäre dann eine höher dimensionale Berührung mit dem Energiegitter zustande gekommen, die auf jeden Fall einen Alarm im Depot ausgelöst hätte.
    Leila hatte vorgeschlagen, dass sich vorerst eine kleine Gruppe hinüber in die Unit Eleven begeben sollte, um die Lage zu sondieren. Eine direkte Kommunikation konnte man nicht wagen, da mit einer Besetzungstruppe der Cobo Ya Ya zu rechnen war.
    Also mussten sie einzeln vorsichtig durch die Quadrate hindurchschlüpfen, um unbemerkt in die Unit Eleven zu gelangen. Verotroicx hatte als Zugang eine kleine Reparaturschleuse im oberen Teil des Schiffes vorgeschlagen, weil diese Schleuse nicht dem Befehl der NAVIGATION unterstand und es demnach bei einer Benutzung keine Rückmeldung geben würde.
    »Leila, Vic und ich werden rübergehen«, schlug Verotroicx vor. »Je weniger, desto besser!«
    Sofort meldete sich Hyatt Sternberg über ein Flat in der Zentrale.
    »Royce, Jenaveve und ich werden sie begleiten!«, bestimmte er.
    Verotroicx fluchte leise. Die Zustände innerhalb der Timeless glichen denen in der Unit Eleven. Alle Gespräche wurden abgehört. Er fragte sich, ob sie in der jüngeren Vergangenheit nicht allzu sorglos mit ihren Gesprächen umgegangen waren. Mit einem fragenden Blick sah er Leila an.
    »Das ist kein Problem«, sagte sie und wedelte mit der Hand. »Ich werde Sie alle mit der notwendigen Ausrüstung versehen und Ihnen zeigen, wie man damit umgeht. Das ist alles kinderleicht. Die Natur zähmt den Teufel.«
    Genau daran werden wir irgendwann einmal scheitern, dachte er. Weil alles so kinderleicht ist. Gleichzeitig wunderte er sich einmal mehr über Hyatt Sternberg.
    Sein Verhalten war ungewöhnlich. Was trieb den Mann dazu, sich unnötig in Gefahr zu begeben? In der Timeless wäre er sicher gewesen. Warum dieser Ausflug hinüber in die Unit Eleven? Nur, um die Operation zu überwachen? Es gab nichts zu überwachen, es gab im schlimmsten Fall eine Entdeckung durch die Cobo Ya Ya und damit ein ungewisses Ende aller Hoffnungen.
    »Wir treffen uns unten im Schleusenraum«, entschied er. »Dort legen wir die Anzüge an und dort kann uns Leila ihre Ausrüstung vorführen.«
    Sie sah ihn mit ihren großen Augen an. »Na, das wohl besser nicht«, meinte sie. »Sie dürfen nicht vergessen, dass ich Ihnen Gegenstände aushändigen werde, mit denen sie auch gegenüber einem Cobo Ya Ya bestehen können. Der Ernstfall ist die Vorführung, gepaart mit einem Handeln, bevor Sie von ihm entdeckt werden. Alles andere können Sie vergessen!«
    Er nickte und hoffte, dass Sternberg daraufhin einen Rückzieher machte, aber aus den Flats kam kein Widerspruch.
    Es war alles sehr seltsam.
      
    Leila gab jedem lediglich zwei Ausrüstungsgegenstände. Ein flaches Paket, das am Oberarm befestigt wurde, und ein zweites, das wie ein unvollständiger Handschuh aussah und auf dem Handrücken befestigt wurde. Das