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Drake (German Edition)

Drake (German Edition)

Titel: Drake (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. D. Klein
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Um ihn herum kullerten Bowlingkugeln von der Spinne ab, die in den letzten Stunden dort angebrandet waren.
    Die Ausgleichsautomatik hatte er heruntergefahren, um die Gangart der Arack besser spüren zu können. Deswegen schwankte die Kanzel auch wie bei einem aufstehenden Kamel, als er den schützenden Hang langsam hinaufkroch.
    Vor ihm lag nun die Ebene, über die er wenige Stunden zuvor gekommen war. Ein grünbleiches Tischtuch, durchsetzt von hellen Rhyolitflächen und gelben Schwefelablagerungen. Totes Gestein ohne jegliche Anzeichen von Leben.
    Er stoppte die Arack und ließ den Anblick auf sich einwirken.
    Meere oder Seen gab es auf Escorial nicht, aber trotzdem war im Boden reichlich Wasser vorhanden, und zwar in zehn bis fünfzehn Meter Tiefe. Nach Werfels Einschätzung waren die geringe Rotation und die hohe Schwerkraft des Planeten dafür verantwortlich. Der fehlende Druck und die hohe Schwerkraft ließen das Wasser nicht bis an die Oberfläche dringen. Außerdem wirkte das rissige Vulkangestein wie ein trockener Schwamm, der alle Wasserreserven aufsaugte und zurückhielt. Es würde noch weitere Millionen von Jahre dauern, bis die Gesteinsstruktur gefestigt und damit durchlässiger wurde, um die ersten großen Wasserflächen entstehen zu lassen.
    Falls nicht größere Meteoriteneinschläge die Vorgänge beschleunigten, aber damit war kaum zu rechnen. Die großen Planeten in der nahen Umgebung fingen mit ihrer ungeheuren Gravitation alle frei vagabundierenden Himmelskörper ab und verhinderten dadurch entscheidende Impakte auf Escorial.
    Er blinzelte irritiert, als er meinte, in der glatten Ebene eine Bewegung wahrgenommen zu haben. Er starrte einige Zeit in die Richtung, konnte aber nichts dergleichen mehr feststellen.
    Vielleicht lag es an den veränderten Lichtverhältnissen. Das Gasgemisch der Atmosphäre war dicht und es herrschte hoher Druck. Jetzt brachen die Strahlen Savoys als diffuse Säulen durch den giftigen Mix aus Methan und Kohlendioxid und spiegelten sich an den glänzenden Flächen des schwarzen Obsidiangesteins.
    Er blickte zum Himmel hinauf. Zwei der Gasriesen standen als farbige Sicheln nahe dem Zenit, umgeben von zahlreichen Monden, die in der Verlängerung der Äquatoren in Reihe standen.
    Hellere Sterne waren als verwaschene Lichtflecke zu sehen.
    Alles in allem waren genügend Lichtquellen vorhanden, die als Ursache für Reflexe herhalten konnten. Und trotzdem … Die Ebene kam ihm verändert vor.
    Er legte zum Vergleich Aufnahmen der vergangen Stunden auf den Frame der Kanzel. Auf den ersten Blick konnte er keinen Unterschied erkennen. Dann entdeckte er in der Ebene kleine längliche Wellen, aber die konnten auch schon vorher vorhanden gewesen sein. Die Lichtverhältnisse waren gegenüber den früheren Aufnahmen einfach zu verschieden.
    Ihn befiel dennoch ein unbestimmtes Gefühl, das ihn zur Vorsicht mahnte. Dort draußen ging etwas Ungewöhnliches vor. Etwas, das gefährlich werden konnte.
    Die Gefahr lag in der Unkenntnis.
    Wieder so eine Sache, die ihn ärgerte. Seit Wochen hatte er alle möglichen Beobachtungen verzeichnet, hatte Messungen vorgenommen und Proben analysiert. Er glaubte, die Geschichte des Planeten zu kennen. Es konnte keine Überraschungen mehr für ihn geben.
    Rechts von ihm flammte ein Frame auf.
    Er war so angespannt, dass er erschrocken zusammenfuhr.
    Verotroicx.
    »Werfel, Sie kommen besser so schnell wie möglich zurück!«
    »Können Sie mir einen triftigen Grund dafür nennen?«, blaffte er unhöflich zurück, ohne den Frame anzusehen.
    »Gerne. In der Umgebung der Station entstehen plötzlich Hügel, die sehr schnell größer werden. Wir alle wären lieber weit weg, bevor sie noch größer werden oder gar Magma ausschleudern. Deswegen nehme ich an, Sie würden sich uns gerne anschließen.«
    Diese Ignoranz in diesem hageren Gesicht mit dieser großen Nase!
    Er hätte am liebsten auf den Frame gespuckt.
    Magma! So ein Blödsinn! Escorial besaß keinerlei vulkanische Aktivität mehr. Dazu war der äußere Mantel zu dick und das Innere des Planeten zu zähflüssig. Aber es war sinnlos, diesem arroganten Befehlsempfänger eine Lektion in Astrophysik zu erteilen. Er würde sie doch nicht verstehen.
    Bevor er antworten konnte, erschien ein zweiter Frame auf der Kanzel.
    »Mulholland HEAD «, war kurz zu lesen, als auch schon das zugehörige Modelgesicht zu sehen war.
    Hektisches Gehabe mit todernster Miene.
    »Werfel SCIENCE , kehren Sie umgehend zur Station

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