Drake (German Edition)
antwortete nichts darauf, dafür entgegnete Jaseeka knapp: »Wir haben Informationen.« Sie sah ihn dabei kalt an.
Er brauchte einen Moment, bis er verstand, was sie damit andeuten wollte.
»Sie meinen damit, dass Sie Leila ausliefern wollen.«
Abermals wurde er von einem erneuten Kichern Leilas unterbrochen. In seinen Ohren klang es etwas irre. Besorgt sah er nochmals zu ihr hinüber und fragte sich, wie lange sie noch durchhalten würde.
»Ich wiederhole: Sie haben nichts in der Hand«, sagte er leise. Dann klärte er Jaseeka und Corveth über die Vorgänge der letzten Stunden auf. Ebenfalls über den Scrag-Spion, den Leila in sich trug und nun anscheinend nur noch mühsam unter Kontrolle halten konnte. Er erzählte ihnen alles mit einem ausgesprochenen Widerwillen angesichts der aktivierten Tripods in den Händen dieser beiden kaltschnäuzigen Mädchen, aber es war offensichtlich, dass er sie nur mit wohlüberlegten Argumenten überzeugen konnte.
»Die Timeless kann das System nur verlassen, wenn die Mikrostrahlung den Regler auf LaGrange nicht mehr beeinflusst«, meinte er abschließend. »Oder natürlich auch, wenn die Cobo Ya Ya ihrem Handel zustimmen«, fügte er spöttisch hinzu. »Ganz abgesehen davon, habe ich den Eindruck, dass Frau Sternberg dringend medizinische Hilfe benötigt, und die bekommt sie nur auf der Unit Eleven. Ich denke, das Schiff wird in diesen Minuten wieder aktionsfähig sein.«
So hoffte er zumindest.
Jaseeka verschob eine Entscheidung, indem sie Charlotte Sternberg Feuer gab, die zuvor mit zittrigen Fingern nach einer Zigarette verlangt hatte. Werfel spürte einen entscheidenden Moment, denn alle sahen nun die angeschlagene Matriarchin an, die ihn mit unsicherem Blick fixierte und sich anschickte, etwas zu sagen. Das Sprechen schien ihr schwerzufallen. Mehrmals versuchte sie, mit halb geöffnetem Mund ein Wort zu formulieren.
Es dauerte einige Sekunden, bis alle das gehauchte Wort ›… Eleven‹ vernahmen.
Sofort kam Bewegung in die Gruppe. Khartum machte kehrt und nahm den Platz neben Leila ein. Edda warf ihr Halstuch weg und rutschte näher an Khartum ran. Jenaveve rief George an und verlangte die aktuellen Daten der Schiffsbewegungen der Cobo Ya Ya. Royce holte einen Medo-Larry herbei und versorgte zusammen mit Roberta Charlotte Sternberg, die anscheinend einen erneuten Schwächeanfall erlitten hatte.
Corveth und Jaseeka blieben vor Werfel stehen. Ihre Tripods hielten sie nach wie vor in der Hand.
»Herr Werfel, ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun. Falls Frau Sternberg etwas passiert, könnte das sehr unangenehm für Sie werden.«
Er sah sie entgeistert an.
»Ihr spinnt doch! Wenn Frau Sternberg etwas passiert, wird mit uns auch einiges passieren. Was wollt ihr denn machen? Mich erschießen, bevor die Timeless von den Cobo Ya Ya pulverisiert wird?« Er setzte sich an einen Tisch. »Miss Jaseeka. Ich weiß nichts, und Sie wissen auch nichts. Einzig und alleine Leila weiß etwas. Von ihr wird alles abhängen.«
Er beachtete die beiden nicht mehr und aktivierte seinen Frame.
Dann verfolgte er die Tätigkeiten von Khartum und Leila, die den Antrieb aktivierten und die Timeless in Bewegung setzten.
Sie hatten ein Panorama-Frame aktiviert, auf dem die ganze nähere Umgebung der Timeless und der Plattform zu sehen war.
Der Augenblick, in dem die Timeless den oberen Rand der Plattform passierte, zählte für Werfel zu einem der einprägsamsten Bilder in seinem Leben. Die von Drake hart beleuchtete Plattform mit dem riesigen Wandler, der Planet Waco als weiße Sichel im rechten Bereich und als Hintergrund der in allen Rottönen gemalte Dante-Nebel. Dazwischen schienen sich alle Schiffsformen der Galaxis zu einem Stelldichein zusammengefunden zu haben. Kantige Transporter legten eilig an der Plattform an, um danach wieder in dem weiten Schwarz des Weltraumes zu verschwinden. Für Werfel war das ein Zeichen, dass die Cobo Ya Ya intensiv an einem Alternativplan arbeiteten, falls sie den Wandler nicht schützen konnten.
Hunderte von hellen Lichtpunkten zogen weiter draußen ihre Bahnen durch das Szenario. Ab und zu kam eines dieser eiförmigen Schiffe mit den runden Scheiben ins Blickfeld, aber er ahnte, dass die meisten davon vor dem Wandler oder entlang der Abstrahlrichtung auf die Timeless warten würden.
Von den Blades waren nur wenige zu sehen, die meisten hingen anscheinend nach wie vor wartungsbedingt an den Seiten des Depots.
Khartum und Edda achteten nicht auf das
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