Drake (German Edition)
Durchgang einleiten, ansonsten schlagen sie auf dem Wandler auf.«
Falls sie es dann überhaupt noch können, dachte er. Das Schiff musste unglaublichen Belastungen ausgesetzt sein. Nur ab und zu war eine helle Ecke der Timeless zu sehen und zeugte von dem Vorhandensein des Schiffes hinter dem Schirm, der ständig anwuchs und auf der grafischen Darstellung nun beinahe die gesamte Breite des Strahls abdeckte.
»Im Moment besteht eine 93-%ige Abdeckung«, fuhr Faith fort. »Trotz der Schlingerbewegungen sieht es gut aus. Wenn der Pufferschirm weiterhin in dem Maße zunimmt, hat die Timeless in 45 Sekunden eine vollkommene Abdeckung erreicht.« Nach einer kleinen Pause sagte sie noch wie nebenbei: »Ach ja, noch eine Information aus unserem Schiff: MOSES ist ab jetzt einsatzbereit.«
Verotroicx senkte den Kopf. Nur eine knappe Minute trennte sie von der Rettung. Er ertappte sich dabei, wie er seine Hände zu Fäusten ballte, die Daumen nach innen gerichtet.
Mit Erstaunen vernahm er Victorias Stimme, die neben ihm leise ein Gebet sprach. Gleich darauf schloss Caitlyn sich ihr an.
Die Spannung stieg ins Unerträgliche.
Er atmete tief durch und blickte wieder auf den Frame, wo die Timeless immer noch einen verzweifelten Kampf um einen stabilen Kurs führte. Mit dem bloßen Auge konnte er kein Anschwellen des Pufferschirms erkennen, für ihn schien der pilzartige Auswuchs den Durchmesser des grafisch dargestellten Strahls voll auszufüllen. Eine Auswirkung war jedoch nach wie vor nicht zu bemerken.
Im Gegensatz dazu stieg die Anzahl der Schiffe der Cobo Ya Ya in dem Bereich beängstigend an. Man konnte die wütenden Angriffe auf die Timeless beinahe körperlich spüren.
»20 Sekunden. 97 Prozent.«
Faith hatte gerade die Information durchgegeben, als die Timeless plötzlich eine unkontrollierte Bewegung nach einer Seite hin vollführte. Die Korrektur folgte zwar augenblicklich, aber sie kam trotzdem zu spät. Das Schiff krängte zuerst um den Mittelpunkt und begann sich gleich darauf, langsam zu überschlagen. Der Pufferschirm verblasste mit der Drehung, baute sich zögernd wieder auf und verschwand abermals.
Verotroicx stockte der Atem. Er stand wie aus Stein, als er zusehen musste, wie die Timeless zunehmend einem wirbelnden Feuerball glich.
»Das Schiff ist außer Kontrolle!«, hörte er Faith rufen.
»Was heißt das?«, fragte er wie gelähmt.
»Der Pufferschirm ist unwirksam geworden. Sie müssen sofort in einen Durchgang. Sie rasen unkontrolliert auf den Wandler zu.«
Er musste die Timeless warnen und holte tief Luft, wobei er das Gefühl hatte, seine Stimme würde in seiner Anspannung versagen.
» Timeless! Durchgang! Sofort!«
Keine Antwort.
» Timeless, könnt ihr mich hören?«
Es war vergebens. Ohnmächtig sah er zu, wie die Timeless allmählich aus dem Strahl ausbrach. Die Schiffe der Cobo Ya Ya stürzten wie wütende Hornissen auf ihr wehrloses Opfer. Eine Horde von Cobo Ya Ya Schiffen manövrierte hektisch auf die andere Seite und versuchte mit aller Anstrengung, die Timeless weiter aus dem Strahl herauszutreiben. Wahrscheinlich herrschte auf den Schiffen eine ebenso große Verzweiflung, nur in anderer Hinsicht. Wenn sie es nicht schafften, die Timeless zu zerstören oder wenigstens aus dem Strahl herauszuschießen, würde sie mit großer Wucht auf den Wandler aufschlagen.
Verotroicx setzte seine Warnungen fort und begann, hin und her zu laufen. Die entsetzten Augen von Caitlyn nahm er nicht wahr, auch nicht die verkrampfte Haltung von Victoria, die sich mit halb geschlossenen Lidern in ihrem Sessel wand. Sein Atem ging stoßweise. Er biss die Zähne zusammen und mahnte sich zur Ruhe. »Faith, kannst du sie erreichen?«
»Nein, keine Verbindung. Der schwach rotierende Pufferschirm hat einen immens starken Ionenschild um das Schiff aufgebaut. Wir können lediglich darauf hoffen, dass sie vielleicht doch noch einen Durchgang schaffen.«
»Wie viel Zeit bleibt ihnen noch?«
»Wenig Zeit. Eigentlich gar keine.«
Auf dem Frame zeigten die All-Arrays eine waidwund geschossene Timeless , die sich mühsam in den Strahl zurückkämpfte. Für Verotroicx war das ein Zeichen, dass noch jemand vor den Kontrollen sitzen musste, der trotz der Hoffnungslosigkeit nicht aufgab.
Aber es war ein Selbstmordkommando.
Von dem Schiff selbst waren nun keine Konturen mehr zu erkennen. Der ehemals weiße Quader wies keine geraden Flächen mehr auf. Überall waren schemenhaft gezackte Ränder und halbrunde
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