Drake (German Edition)
»Übrigens: Ist dir nichts aufgefallen?«
»Was soll mir denn aufgefallen sein?« Er betrachtete die schlafende Caitlyn und wurde sich seiner eigenen Müdigkeit bewusst.
»Der Cobo Ya Ya. Er war da, obwohl Leila doch alle Cobo Ya Ya im Schiff mit ihrem Kästchen erledigt hat!«
»Scheiße!«, entfuhr es ihm. »Wahrscheinlich kam er auf das Schiff, nachdem Leila neulich alle registriert hatte. Na hoffentlich war er der Einzige.«
»Und wenn nicht?«
Rasch aktivierte er seinen Frame, der sich sofort neben ihm aufbaute. Alles funktionierte wieder wie früher.
»Elisabeth Regina, wir haben ein Problem!«, begann er.
»Wir haben viele Probleme!«, gab sie zurück.
Sie tauschten sich kurz aus. Ken Carruther hatte die Kommunikation innerhalb des Schiffes übernommen und nahm unmittelbar Kontakt mit Scott Cohen von der FORCE auf.
»Scott wird mit seinen Leuten das Schiff systematisch durchsuchen«, versprach er. »Faith meint, mit dem Kästchen von Leila könnten wir uns schnell Klarheit verschaffen.«
»Gut. Gut so.« Scott lebte also noch. »Was ist mit der Timeless? Gibt es Neuigkeiten?«
Augenblicklich erschien Faith auf dem großen Frame.
»Die Timeless beschäftigt gerade die Flotte der Cobo Ya Ya. Ein günstiger Moment für uns, von hier zu verschwinden. Wir können zwischen zwei Möglichkeiten wählen: Entweder wir verschwinden gleich im Zeitzwischenraum oder wir warten, bis MOSES voll einsatzbereit ist. Das wäre in 35 Minuten.«
»Ich bin dafür, sofort zu verschwinden. Wer weiß, was die Cobo Ya Ya noch in der Hinterhand haben.«
»Das dachte ich mir auch. Einverstanden. Die Aktion beginnt in fünf Minuten. Das Energiegitter habe ich mithilfe von Leilas Kästchen umgepolt. Wir können also ungehindert raus. Abgesehen davon wirkt das Gitter durch die Umpolung wie ein Reflexionsschirm. Sollten die Cobo Ya Ya also auf die Idee kommen, ihre Waffen einzusetzen, werden sie eine böse Überraschung erleben.«
Er nickte zufrieden. »Und die Timeless?«
»Ich schätze, sie wird demnächst bei LaGrange in den Mikrogravitationsstrahl eindringen. Sobald wir uns ebenfalls im Zeitzwischenraum befinden, können wir mit Ihnen in Kontakt treten.«
Er nickte wieder. Faith hatte ihn im Camp mit wenigen Sätzen über Leilas Plan aufgeklärt. Demnach sollte hauptsächlich die Pufferzone vor der Timeless Störungen im Strahl produzieren.
Es drängte ihn dazu, ins Camp zurückzukehren und im Zentrum des Geschehens zu sein, aber alleine die Strecke nach oben hielt ihn davon ab. Obwohl er die mögliche Fehlfunktion der Druckkabinen Victoria gegenüber als Scherz gedacht hatte, traute er sich mittlerweile selbst nicht mehr, diese Transportmittel zu benutzen. Außerdem wäre er im Camp nur im Wege. Von hier konnte er den Ablauf der Dinge genauso gut verfolgen.
Es war alles getan. Das Unternehmen ging in eine entscheidende Phase. Jetzt kam es auf die Timeless an.
Merkwürdigerweise wurde er in diesem Augenblick ganz ruhig.
Er zog sich einen Sessel heran und stellte dabei überrascht fest, dass anscheinend auch Victoria eingeschlafen war. Er überlegte, ob er sie wecken sollte, ließ es aber dann sein. Sie würde es früh genug merken, falls es zur Katastrophe kam.
»Ich krieg alles mit«, murmelte sie in diesem Moment. »Ich schone nur meine Netzhäute für entscheidende Augenblicke.«
Er grinste. »Eine weise Entscheidung.«
Faith erschien rechts oben auf dem großen Frame. Der Rest der Fläche wurde gänzlich von der riesigen Seitenwand der Plattform eingenommen.
»Gleich ist es so weit«, kündigte sie an. »Die Triebwerke stehen auf Go. Wir gehen in den Zeitzwischenraum in 3 … 2 … 1 … jetzt! Voller Schub!«
Die Seitenwand wurde milchig weiß und schoss nach oben weg. Fast gleichzeitig zuckte ein blendender Blitz über den Frame. Durch die Unit Eleven klang ein klagender Glockenschlag.
Verotroicx wollte überrascht aufspringen, doch dann zuckte ein stechender Schmerz durch sein Gehirn.
Victoria krümmte sich mit einem Aufschrei in ihrem Sessel zusammen.
Auch Caitlyn wachte mit einem Schrei auf und blickte anschließend mit wirren Blicken um sich.
»Glück gehabt«, ächzte Faith vom Frame her. »Wahrscheinlich war ein automatisch reagierender Materieverdichter auf die Unit Eleven gerichtet. Wir haben mehr oder minder einen Streifschuss abbekommen, der von dem Energiegitter abgeprallt ist.«
Verotroicx presste seine tränenden Augen zusammen. Der Schmerz klang nur langsam ab. Hinter ihm versuchte
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