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Drake (German Edition)

Drake (German Edition)

Titel: Drake (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. D. Klein
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Irgendwann, hatte sie gemeint, würde die Kaderschmiede der Cobo Ya Ya einen Weg aus der Isolation hinausfinden, auch wenn es noch sehr lange dauern würde, bis sie die Energietechnik der Pearl People verstehen und beherrschen würden.
    Victoria Lacey war es gleichgültig. Sollten sich die Zukunftskinder und deren Kindeskinder mit dem Problem herumschlagen. Eines war für sie gewiss: Es würde immer einen Hyatt Sternberg geben, der es nicht lassen konnte, Siegel zu brechen, die am besten für immer verschlossen bleiben sollten.
    Im Schiff wurde rund um die Uhr gefeiert. Zudem versorgte Irene Koss SERVICE die Besatzung mit dem reichlichen Scan-Material zu den Geschehnissen.
    Sie waren alle Helden.
    Szenen, in denen so manch einer oder eine nicht so gut wegkamen, hatte Koss SERVICE geschönt oder gleich ganz weggelassen. Es gab viele Ohs und Ahs, bewundernde Ausrufe, Flüche und natürlich reichlich Tränen wegen der Opfer. Spontane Gedenkfeiern wurden organisiert.
    Angesichts der realen Scans und der manchmal umstrittenen Unterhaltung wurde allen noch einmal die Gefahren bewusst, in denen sie sich befunden hatten. Welche Risiken die Expedition mit sich gebracht hatte. Erste Kritiken am Sinn und Zweck solcher Unternehmen wurden laut, besonders was die Gefahr durch fremde und nicht freundlich gesinnte Zivilisationen betraf. Dabei kamen die Sternbergs nicht gut weg. Die Stimmung ihnen gegenüber war schon immer wechselhaft gewesen, aber nun mehrten sich die Vorwürfe gegen die überlebende Charlotte Sternberg. Verotroicx beorderte vorsorglich eine Sicherheitstruppe vor den Teil der MEDICAL , in dem Charlotte Sternberg versorgt wurde.
    Victoria Lacey brachte es nicht fertig, auch nur einen Blick auf die dokumentierten Geschehnisse zu werfen. Die Eindrücke der verschiedenen Operationen waren noch zu nahe. Sie nahm an, dass es den anderen Hauptbeteiligten genauso erging. Seit der Aktion im Hangar hatte sie niemanden mehr gesehen. Sie hatten sich alle nur still umarmt und waren erschöpft in ihre Apartments geschlichen. Nur einige der Mädchen im Camp überwachten die Tätigkeiten von Arthur, der aber den Schiffsbetrieb anscheinend ohne Probleme bewältigte.
    Victoria grinste. Wahrscheinlich saß George schmollend und rachedurstig in irgendeiner virtuellen Ecke, schließlich heimste Arthur den ganzen Ruhm ein. Sie verwarf den Gedanken ganz schnell wieder. Bloß keine schlafenden Hunde wecken. Es fehlte gerade noch, dass ein beleidigter Computer die Rückreise zur Erde in Gefahr brachte.
    Übermorgen sollte es so weit sein. MOSES durchlief gerade eine vollständige Überprüfung. Falls alles in Ordnung war, würden sie die Erde in drei Wochen wiedersehen.
    Die Erde.
    Nach den schrecklichen Ereignissen kam Victoria ihr Heimatplanet harmlos und unbedarft vor, trotz all ihrer gesellschaftlichen Probleme. Nichtsdestoweniger würde man ihnen Fragen stellen. Nicht nur wegen der fragwürdigen Kontakte mit fremden Zivilisationen, sondern auch wegen der vielen Opfer.
    Die Expedition hatte von Anfang an auf wackligen Beinen gestanden. Alle Kritiker würden die Ich-habs-von-Anfang-an-gewusst-Karte ziehen. Dummerweise zu Recht. Es würde ein Spießrutenlaufen geben. Victoria mochte gar nicht daran denken. Fast wünschte sie sich wieder auf Mescalero zurück – oder Blue Boy.
    Nein. Alles, bloß das nicht! Das waren zynische und ketzerische Gedanken. Trotzdem, wenn sie an Blue Boy zurückdachte, fiel ihr ein, dass sie dort am Strand das letzte Mal einige ruhige Stunden erlebt hatte.
    Ihr Frame meldete einen Besucher vor ihrer Tür.
    Es war Khartum.
    Überrascht stand Victoria auf.
    »Khartum. Dich hätte ich jetzt am wenigsten erwartet«, bekannte Victoria ehrlich und blickte ungeniert auf eine blutunterlaufene Stelle an Khartums rechter Gesichtshälfte.
    »Das sieht ja furchtbar aus.«
    Khartum lächelte gequält. »Ihr habt uns nicht gerade sanft in das Schiff hereingeholt, aber es gab nichts Schöneres, als euch alle wiederzusehen. Es war eine tolle Leistung.«
    »Das musst du deinen Kolleginnen sagen, ich hatte damit nichts zu tun. Magst du etwas zu trinken?«
    Khartum winkte ab. »Ich hätte dich nicht gestört, aber es gibt einen besonderen Grund, bei dir vorbeizusehen.«
    Victoria zog überrascht eine Augenbraue hoch.
    Khartum zog einen vom Feuer versengtes Tuch aus der Tasche, das an den Spitzen zusammengebunden war. Sie grinste verlegen. »Ich habe es in der Originalverpackung gelassen. Es ist von Leila.«
    »Von Leila?«

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