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Drake (German Edition)

Drake (German Edition)

Titel: Drake (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. D. Klein
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Aufblinken.
    »Ich muss los. Die Arbeit wartet auf mich«, sagte sie und klopfte kurz zum Abschied auf das Geländer. »War nett, mit Ihnen die Zeit hier unten zu verbringen.«
    Verotroicx sah ihr verblüfft nach, als sie mit konzentrierten Schritten über das kugelförmige Segment zum Aufgang schritt.
    Was für ein kleines Biest! Oder war das alles Berechnung?
    Er erwiderte ihre Worte nicht. Wozu auch?
    Kopfschüttelnd sah er wieder in das Fenster hinab.
    Überall Biester.
    Große und kleine. Man konnte nur zu Gott beten, dass nur die kleinen ihre Krallen zeigten.
        
     

6
    f l  =  Anteil der potenziell bewohnbaren Planeten
     
    Caitlyn Mulholland glitt verärgert auf ihren Grafitschuhen durch die Gänge. Verärgert über Alan Verotroicx und vor allem verärgert über sich selbst. Wie konnte sie gestern nur ein solch arrogantes und gleichzeitig kindisches Benehmen an den Tag legen!
    Sie holte mit ihren Armen weit aus und schoss auf die nächste Gravitationskante zu. Kurz vorher ging sie in die Knie und berührte mit den Fingerspitzen den Boden. Der folgende Sprung über die Kante hätte sie beim Aufkommen fast ins Straucheln gebracht. Sie konnte den Sturz nur verhindern, indem sie sich mit dem rechten Fuß kräftig an der Wand abstieß. Ein grauer Streifen blieb dort als Beweis ihrer Unbeherrschtheit zurück.
    Vorsicht, Vorsicht! Nur nicht stürzen! Das war es nicht wert, dass sie ihrer Aggressivität wegen den Beobachtern an den Frames das Schauspiel eines leichtfertigen Sturzes bot und sich anschließend anhören musste, wie viel Geld bei den Wetteinsätzen verloren gegangen oder gewonnen worden war.
    Verotroicx! Dieser charmante Kanadier hatte sie mit einem einzigen Satz aus ihrem Gleichgewicht gehebelt. »Wäre das nicht das Gleiche?«, hatte er auf ihren dummen Small Talk geantwortet.
    »Sind Sie hinter mir her oder möchten Sie dem Unfassbaren nahe sein?«
    Sie äffte sich in Gedanken immer wieder nach.
    Was hatte sie nur für einen Blödsinn dahergeredet. Und danach ihr ablehnendes Gehabe. Furchtbar!
    Hochmut. Eine der sieben Todsünden, aber Verotroicx hatte sie mit seiner Antwort arg ins Grübeln gebracht. War sie wirklich so unnahbar? Oder so unfassbar, im Sinne des Wortes?
    Sie wusste es nicht. Sie hätte die Bemerkung wegstecken müssen, darüber lachen und nicht weiter darüber nachdenken sollen. Stattdessen hatte sie die Unnahbare gespielt und Gleichgültigkeit geheuchelt. Zudem war sie des bevorstehenden Durchgangs wegen noch unglaublich nervös gewesen. Wahrscheinlich hatte er sich über ihr Verhalten gewundert, oder noch schlimmer, er hatte sie für nicht ganz zurechnungsfähig gehalten. Oder sich über sie amüsiert.
    Und erst ihr Abgang!
    Wie ein Schulmädchen, das angesichts ihres heimlichen Verehrers weiche Knie bekommen hatte.
    »Absolute Kinderkacke!«, rief sie laut aus, als sie vor dem hölzernen Portal angekommen war und in einer gefährlichen Seitenlage zum Stehen kam. An den Frames würde man ihres wütenden Ausrufs wegen erstaunt aufblicken, doch das war ihr gleichgültig. Jetzt würden sie eine andere Mulholland HEAD kennenlernen! Schluss mit dem arroganten Gehabe und der Distanz.
    Unwillkürlich musste sie lächeln. Sie würde es doch nicht schaffen, über ihren Schatten zu springen.
    So war sie nun einmal und basta. Daran würde auch eine zynische Bemerkung eines selbstverliebten und eingebildeten Commanders nichts ändern. Sie wusste natürlich, sie tat ihm damit unrecht, aber vorerst sah sie die kleine Ungerechtigkeit als persönliche Rache für ihr Ego an, auch wenn ihr bewusst war, dass sie damit nichts gewonnen hatte. Sie hatte jetzt schon eine Heidenangst vor der nächsten Begegnung mit Verotroicx.
    Als Nächstes wartete jedoch tatsächlich erst einmal Arbeit auf sie. Alle Berichte über das Canova-System mussten gesammelt und ausgewertet werden. Die Unit SCIENCE hatte zu Caitlyns Bedauern eine merkwürdige und nüchterne Art und Weise, Erkenntnisse weiterzugeben. Es war ihre Aufgabe, einen kurzen und effektiven Bericht für die Sternbergs zu erarbeiten, ohne Wesentliches auszulassen. Dazu gehörte auch der aktuelle Bereitschaftsstatus des Schiffes, angefangen von Krankheitsmeldungen bis hin zu möglichen Energieproblemen.
    Der Tag nach einem Durchgang galt inoffiziell als ein Ruhetag, sofern man bei der Größe des Schiffes und der benötigten Versorgung davon sprechen konnte. Grundsätzlich waren aber nur die reduzierten Schichten der einzelnen Units im Einsatz.

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