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Drake (German Edition)

Drake (German Edition)

Titel: Drake (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. D. Klein
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meinte er. »Fangen wir doch noch einmal von vorne an: Was treibt Sie denn zu diesem unwirtlichen Zeitpunkt hier herunter?«
    »Ich wollte einmal etwas Neues ausprobieren. Bisher habe ich bei jedem Durchgang etwas anderes gemacht. Ich habe Way-out-Partys besucht, Kerzen angezündet, zu Gott gebetet oder still in einer Ecke gesessen. Dieses Mal habe ich mir von Eloise ein Päckchen Zigaretten aus Charlotte Sternbergs Bestand geschnorrt und habe eine Wanderung nach hier unten gemacht. Und wie steht es mit Ihnen?«
    »Ich komme bei jedem Durchgang hierher. Wahrscheinlich will ich dem Unfassbaren nahe sein, wie Sie schon erwähnt haben.«
    Sie winkte mit der Zigarette ab. »Geschenkt.«
    »Noch wahrscheinlicher ist jedoch, dass ich mich in dem entscheidenden Moment einfach nur ablenken will. Wie jeder hier auf dem Schiff. Im Gegensatz zu den anderen laufe ich dann die Strecke hierher und schaue hier in das Fenster rein. Es ist zwar nicht besonders unterhaltsam, aber ich glaube, falls tatsächlich etwas passieren sollte …« Er dachte kurz nach. »Nun ja, ich glaube, ich wäre in diesem Moment lieber alleine. Nicht, dass es ein großer Unterschied wäre. Es ist nur so, dass ich mir insgeheim vorstelle, dass sich die Katastrophe ankündigen würde. In irgendeiner Weise. Ich möchte dann nicht das Entsetzen meiner Mitmenschen in ihren Augen ablesen.« Er machte wieder eine Pause. »Ich glaube, ich rede einen schönen Blödsinn daher.«
    Sie reagierte nicht darauf und schwieg.
    »Erzählen Sie mir lieber, warum Sie Taminis Heiratsantrag abgelehnt haben«, versuchte er abzulenken.
    Sie stutzte einen Augenblick. Dann warf sie ihre brennende Zigarette weg und beobachtete den Larry, der in einer Ecke nur darauf gewartet hatte, um in Aktion zu treten. Anscheinend war es nicht ihre erste Zigarette hier unten.
    »Verotroicx, Sie sind ganz schön unverschämt. Aber bitte, warum nicht: Sergio Tamini hatte ein falsches Timing. Als er mir den Heiratsantrag gemacht hat, habe ich ihn vorher gerade zweimal gesehen. Ich heirate keinen Mann, den ich nur zweimal gesehen habe, es sei denn, ich war vorher mit ihm im Bett. Kein Mensch kauft die Katze im Sack und ich schon gar nicht.«
    Verotroicx schwieg verblüfft. Dann sagte er: »Okay, ich habe verstanden. Entschuldigen Sie bitte mein Benehmen.« Dabei sah er ihr offen ins Gesicht, in dem keine Regung zu erkennen war. Diese Frau war eiskalt, berechnend und wunderschön. In der Reihenfolge. Und er stellte noch etwas anderes fest: Trotz ihrer außergewöhnlichen Schönheit besaß Caitlyn Mulholland nicht den leisesten Hauch von Erotik. Jeder kleine Finger von Sternbergs Mädchen strahlte mehr sexuelle Energie aus. Eine niederschmetternde Erkenntnis.
    »Kein Problem«, antwortete sie und zündete sich eine neue Zigarette an. »Im Leben geht es nur um Sex and Drugs and Rock ’n’ Roll. Ich habe von alldem genug gehabt.«
    Er bezweifelte das.
    Noch dreizehn Minuten bis zum Durchgang.
    Trotzdem fragte er spitz: »Sex and Drugs sagt mir etwas. Was bezeichnen Sie mit Rock ’n’ Roll?«
    Sie spuckte einen Krümel Tabak aus und deutete mit der Zigarette auf das Fenster. »Das hier. Können Sie mir erklären, warum die Billionen von Kilowatt, die da drinnen toben, mir nichts anhaben können? Ich stehe hier gemütlich wie an der Reling einer Yacht an einem lauen Sommerabend und rauche eine Zigarette, während MOSES mich in gut …« Sie suchte nach einer Lichtprojektion. »… in gut zwölf Minuten durch das halbe Universum schleudern wird.«
    Der kleine Larry sauste wieder aus seiner Ecke und ließ den Krümel Tabak verschwinden.
    Wie eine kleine moderne Ratte, dachte Verotroicx. Immerhin verließen moderne Ratten kein sinkendes Schiff. Oder doch? Wenn ja, dann war das ein gutes Zeichen. Er musste bei dem Vergleich lächeln.
    Caitlyn Mulholland deutete sein Lächeln natürlich falsch.
    »So besonders lustig finde ich meine Überlegungen jetzt auch wieder nicht«, meinte sie verdrossen.
    »Ich habe mich nicht über Sie lustig gemacht. Der Larry hat mich an eine Ratte erinnert und dabei kam mir der Spruch von den Ratten in den Sinn, die ein sinkendes Schiff verlassen.«
    »Verotroicx, bitte! Meine Nerven sind in diesem Moment alles andere als strapazierfähig. Kommen Sie mir also nicht mit solchen Vergleichen!«
    Interessant. Ganz so abgebrüht schien sie also doch nicht zu sein. Bestimmt wusste sie auch ganz genau, wie MOSES funktionierte. Also war ihre Frage eigentlich überflüssig. Immerhin

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