Drake (German Edition)
Anfragen auf seinem Frame. Alleine Sternberg hatte es schon viermal versucht, ihn zu erreichen.
Sternberg. Er schnaufte verächtlich. Seit sich dieser Ignorant in der vermeintlichen Sicherheit der Anlage aufhielt, wurde er immer arroganter und lästiger. Kein Wort des Dankes oder der Anerkennung, dass er, Werfel, ihm mehr oder weniger eine Chance verschafft hatte, sein wichtigtuerisches Leben weiterführen zu dürfen. Sollte er doch zum Teufel gehen.
Wieder blinkte das Zeichen von Sternberg auf seinem Frame. Wütend aktivierte er die Verbindung mit einem gedanklichen Connect.
»Ja, was gibt es denn?«, fragte er mit mürrischer Zurückhaltung das gehetzt aussehende Gesicht Sternbergs auf seinem Frame.
»Werfel! Wo stecken Sie denn? Die Flut steht unmittelbar bevor!«
Und wenn schon, dachte er. Rein gespielte Verzweiflung von diesem Bonzen. Er hätte am liebsten wieder abgeschaltet.
»Ich nutze die Zeit und sehe mich etwas in der Anlage um. Man hat schließlich nicht jeden Tag die Gelegenheit, ein jahrtausendealtes Bauwerk zu durchforschen.«
»Was soll denn das? Wir haben wichtigere Dinge zu erledigen, als alte Gemäuer zu inspizieren! Sie werden hier bei der Gruppe dringender benötigt!«
»Wofür?«, entfuhr es Werfel.
»Ja verstehen Sie denn nicht?«, brüllte Sternberg ihn an. »Die Leute sind völlig verstört. Sie sind entwurzelt. Sie sehen sich in Kürze mit einer Katastrophe konfrontiert. Wir brauchen hier jeden Mann, um die Situation in den Griff zu bekommen, während Sie gedankenlos in der Gegend herumschlendern!« Sternberg schnappte nach Luft. »Und ich darf Sie daran erinnern, dass Sie es sind, der für unsere Lage verantwortlich ist. Ohne Ihre Inkompetenz hinsichtlich der Einschätzung der klimatischen Verhältnisse des Planeten müsste ich mir keine Gedanken darüber machen, wie ich meine Leute wieder wohlbehalten auf die Unit Eleven zurückbringen kann.«
Jetzt war es Werfel, der sich zu einem tiefen Durchatmen veranlasst sah. Im ersten Moment glaubte er, nicht richtig gehört zu haben. Der Kerl war irre, anders war sein Verhalten nicht zu erklären. Und bei Irren musste man nachsichtig sein und sie sich auf alle Fälle vom Leibe halten.
»Wie Sie meinen. Vielleicht bin ich aber trotz meiner Inkompetenz auf etwas gestoßen, das für Sie interessant sein könnte.« Werfel fluchte innerlich, denn ursprünglich wollte er Sternberg gar nichts von seinem Fund erzählen, aber der Mann lockte ihn mit seiner Überheblichkeit immer wieder aus der Reserve. Sei es drum, früher oder später hätte er doch damit herausrücken müssen, denn schließlich hatte er die Aufzeichnungen Verotroicx und Mulholland schon gezeigt.
»Was soll das denn wieder heißen? Reden Sie, Mann!«
»Hier, sehen Sie sich einmal das da an!« Er spielte ihm ohne Kommentar die Aufzeichnungen von seinem Fund vor.
»Was soll das denn sein? Ein Gerippe? Wollen Sie mich zum Narren halten?«
»Was es ist, weiß ich nicht, ein Kunstwerk möglicherweise, aber es ist vollständig erhalten und mehrere Jahrtausende alt. Sehr viel älter als die Pyramiden, älter als alles andere, was wir uns vorstellen können.«
»Was?« Irritiert sah sich Sternberg die Aufzeichnung ein zweites Mal an. »Ein Kunstwerk? Woher wollen Sie das wissen? Was ist das für ein Material?«
»Wie gesagt, ich weiß es nicht. Ich werde es untersuchen, wenn wir wieder auf der Unit Eleven sind, dann kann ich Ihnen mehr sagen.«
»Gar nichts werden Sie. Sie werden das Kunstwerk sofort zu mir bringen, bevor Sie es beschädigen oder gar verlieren!«
Werfel antwortete nicht sofort auf diese Unverschämtheiten.
»Es ist nicht erwiesen, ob es sich um ein Kunstwerk handelt«, meinte er schließlich. »Es könnte auch …«
»Das ist mir gleichgültig, was es ist!«, unterbrach ihn Sternberg barsch. »Es ist ein Artefakt mit ungeheurem Wert und ich dulde nicht, dass Sie es einfach so mit sich herumschleppen. Wenn Sie es nicht sofort zu mir bringen, dann schicke ich jemanden zu Ihnen, der es abholt.«
»Bitte, wie Sie es wünschen. Ich warte hier. Mein Standort ist der nördliche untere Zugang zur großen Halle«, antwortete Werfel mit ruhiger Stimme. Allmählich bereitete es ihm eine gewisse Genugtuung, wenn er Sternberg wütend machen konnte.
Sternberg schien es tatsächlich die Sprache zu verschlagen. »Das ist ja wohl die Höhe!«, brachte er schließlich heraus. Dann unterbrach er die Verbindung.
Werfel atmete wieder tief durch. Es war ihm ein Rätsel, warum er
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