Drake (German Edition)
es nicht fertigbrachte, Sternberg gegenüber selbstbewusster aufzutreten. Mit zitternden Knien setzte er sich an einer Wand in den Staub und betrachtete nachdenklich seinen Backpack, in dem er das Artefakt untergebracht hatte. Irgendwie passte das Ding nicht auf den Planeten. Wenn eine Rasse so etwas erschaffen konnte, wieso konnte sie dann diese fantastische Anlage nicht auch so bauen, dass alles ewig hielt?
Nach einer Weile aktivierte er wieder seinen Frame und verfolgte die Aufnahmen der Regie. Blue Boy erfuhr gerade die Auswirkungen des Umläufers. Ein gewaltiger Sog griff nach dem Meer. Die anfänglich unkoordinierten Wellenberge summierten sich zu einem hoch ansteigenden Wasserrücken, der schräg zum Äquator anwuchs, um nach der nachlassenden Gravitation des rasch vorbeiziehenden Mondes mit der majestätischen Eleganz einer Naturgewalt langsam wieder ins Meer einzutauchen. Vom Standpunkt der Unit Eleven hoch oben in der Umlaufbahn sah der Vorgang relativ harmlos aus. Ein schmaler dunkler Streifen im Ozean, weiter nichts. Die Dramatik und die ungeheure Kraft der von dem Wasserrücken erzeugten Wellen wurden erst dann sichtbar, als die Ausläufer die ersten Inseln erreichten. Von einer Sekunde zur anderen verwandelten sich die sanft ansteigenden Wasserberge zu einer konvexen Wasserwalze. Fünfzig Meter hoch und über 400 Stundenkilometer schnell. Eine beinahe ebenso schnelle Druckwelle mit mächtiger Luftmasse fegte ihr voraus auf die Inseln zu und legte den Grundstein für die planetare Katastrophe.
Werfel berechnete überschlägig die Zeit, bis die ersten Vorboten der Druckwelle die Insel mit der Anlage erreicht haben würden.
Eine halbe Stunde, vielleicht weniger. Der Planet, und damit die Insel, drehte sich den Wellen entgegen.
Weitaus schneller würden sich seismische Wellen, ausgelöst durch Vulkane, der Planetenkruste entlang bewegen.
Er glaubte, bereits ein leichtes Zittern der Wände an seinem Rücken zu spüren. Wie zur Bestätigung war ein kollektives Wimmern der Afghanen von den unteren Stockwerken her zu hören.
Vorsichtig stand er auf und ging einige Schritte in die Halle hinein. Dort, wo seiner Meinung nach einst einmal ein großes Fenster gewesen war, bewegten sich leise die herabhängenden Pflanzen. Durch das Loch im unteren Bereich, durch das einige Leute von der SUPPLY die Einzelteile der Arack befördert hatten, konnte er ein schwaches Wetterleuchten erkennen.
In zwei Stunden würde die Morgendämmerung einsetzen. Ungefähr um die Zeit, in der die Flutwelle die Insel erreichen würde. Er fragte sich, wie viel an Wucht die Welle auf ihrer langen Reise hierher wohl verloren haben würde.
Sehr wenig wahrscheinlich. Auf dem Planeten gab es nur eine geringe Landmasse, die der Welle Einhalt gebieten konnte. Die wenigen Inseln waren lediglich unbedeutende Hindernisse, die noch nicht einmal sichtbare Wirbel hinterließen. Es wurde Zeit, dass er die aktuellen Daten der Welle auf seinen Frame holte. Spekulationen nützten ihm nichts, auch wenn die Gewissheit nichts an der Lage verändern würde.
Ein plötzlicher starker Windstoß, der die Pflanzen nach innen blies, ließ ihn erschrocken zurückfahren.
Seine Nerven waren wohl nicht mehr die allerbesten.
Die wieder zusammengefügte Arack stand nicht weit von ihm entfernt im vermeintlich sicheren hinteren Teil der Halle. Mit festen Schritten stapfte er durch den losen Staub und schwang sich in die Kabine. Den Backpack mit dem Artefakt verstaute er in dem hinteren Teil der Arack, dann setzte er sich nach vorne auf den linken Sitz. Der Platz im Cockpit gab ihm ein gewisses Gefühl der Sicherheit, obwohl er genau wusste, dass nur die über Jahrtausende bewährte Mächtigkeit dieser Anlage eine Sicherheit bot und damit das Leben aller retten konnte.
Rein aus Gewohnheit aktivierte er die Arack mit einem Lync. Sofort wurde das Cockpit in ein rötliches Licht getaucht und alle Systeme sprangen mit einem leisen Summen an. Werfel registrierte mit Zufriedenheit die Zuverlässigkeit des Allroundgefährts und vergaß großzügig die Schrammen und Kratzer, die während des Abseilens durch das hektische Vorgehen der SUPPLY verursacht wurden.
Er fixierte gedanklich seinen Frame in der rechten Ecke der Windschutzscheibe und verfolgte weiterhin die Übertragung des SERVICE .
Erste Vulkane waren tätig geworden. Keine dramatischen Bilder. Einige Rauchsäulen und viel Wasserdampf waren zu sehen. Wenn die Tätigkeiten auf diese wenigen Aktionen
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