Drake (German Edition)
Arack begann zu rutschen und die Automatik fuhr in den Füßen selbstständig Krallen aus. Kurzzeitig wurde der Halt besser, aber als er auf die Fläche mit dem geflossenen Glas geriet, leuchteten sofort wieder orange Warnlampen auf dem Armaturenbrett auf. Werfel stieß einen Fluch aus. Er hätte die Arack mit einem Seil an der Rückwand sichern sollen. Nun wurde es auch für ihn gefährlich. Und jetzt erst bemerkte er das hohle Pfeifen des Windes, das mit jeder Sekunde stärker wurde.
Er begann zu schwitzen. Seine Situation wurde immer bedrohlicher. Die Arack begann zu schlingern. Mit schnellen Lynx erhöhte er die Taktfrequenz der sechs Beine und aktivierte ein Programm, das für eine Fahrt über Eisflächen gedacht war. Augenblicklich gewann er mehr Stabilität, als scharfe Krallen aus Karbonkeramik in die Glasfläche schnitten.
Nun hatte er wieder Zeit für eine Orientierung.
Die Sicht wurde mit dem abziehenden Staub besser, trotzdem konnte er das Mädchen nirgendwo entdecken. Als er schon befürchtete zu spät gekommen zu sein, erblickte er ein lang gestrecktes graues Bündel links von sich. Jenaveve lag auf dem Bauch und rutschte mit wehenden Fetzen auf den Abgrund zu. Anscheinend war der Protec auf dem scharfen Boden zerschlissen. Ihre Helmscheibe war zerbrochen.
Mit aufheulenden Aggregaten zwang er die Arack in eine scharfe Linkskurve und schoss auf den hilflosen Körper zu. Aussteigen konnte er auf keinen Fall. Hier half nur die harte Methode. Er aktivierte die Arme der beiden Greifer, die für grobe Außenarbeiten gedacht waren, und schnappte mit einem der Greifer in schneller Vorbeifahrt nach einem Arm. Viel Rücksicht auf die Stärke des Zugreifens konnte er nicht nehmen, denn er hatte nur einen Versuch. Der Abgrund war viel zu nahe für eine Wiederholung der Aktion. Es tat ihm innerlich weh, als der Greifer einen deutlichen Widerstand meldete. Hoffentlich hatte er dem Mädchen nicht den Arm gebrochen. Er konnte den Körper nicht direkt sehen, aber er sah auf seinem Frame das Bild der Kamera, die auf dem Greifer angebracht war. Er schleppte etwas Graues hinter sich her. Vorsichtig reduzierte er die Geschwindigkeit der Arack. Gerade so viel, dass sie dem Sog widerstand und trotzdem langsam ins Innere der Halle zurückkroch. Es schien unendlich lange zu dauern, bis das Scheinwerferlicht endlich an der rückwärtigen Hallenwand reflektierte.
Als er dort ankam, benutzte er den zweiten Greiferarm zur Sicherung der Arack mit einem raschen Zupacken an einem Türrahmen. Hastig fixierte er die Beine und öffnete danach vorsichtig die Kabinentür.
Alles in Ordnung, die Sogwirkung war hier so gut wie gar nicht zu spüren. Schnell kletterte er hinaus und beugte sich über den leblosen Körper von Jenaveve. Der Greiferarm. Er hatte vergessen, den Greiferarm von ihrem Handgelenk zu lösen. In seiner Aufregung dauerte es einige Sekunden, bis er sich an den korrekten Lync erinnerte. Als er das Mädchen endlich unter der Arack hervorziehen konnte, begann der Boden der Halle zu erzittern. Von irgendwo ertönte ein dumpfes Donnern, das immer lauter wurde und schließlich in ein gewaltiges Tosen überging. Das Gebäude erzitterte heftig.
Die Welle musste angekommen sein, aber Werfel achtete nicht darauf. Er sprach Jenaveve an, konnte aber in dem Getöse seine eigene Stimme nicht hören. Kurz entschlossen hob er den schlaffen Körper auf und bugsierte ihn in das Cockpit.
Wie leicht sie doch war. Er konnte sie ohne Schwierigkeiten in den hinteren Teil der Arack transportieren und auf die untere Liege legen.
»Jenaveve, können Sie mich hören?«, fragte er laut, obwohl das Tosen nur gedämpft nach innen drang. Keine Antwort, aber sie atmete. Ihre Augen waren geschlossen. Dann stieß sie einen qualvollen Schmerzensschrei aus, der ihn zutiefst erschreckte. Sofort nahm er ihr den Helm ab und begann, sie oberflächlich zu untersuchen. Das Handgelenk sah böse aus, überall war der Protec aufgeschlitzt. Hautabschürfungen. Nicht schlimm, aber zahlreich. Er wagte es nicht, sie umzudrehen, besonders als sie sich mit einem Ruck aufbäumte und wieder einen Schrei ausstieß.
»Jenaveve, sind Sie verletzt? Ich will Ihnen helfen!«
Sie hustete trocken. »Rücken. Stiche im Rücken«, brachte sie mühsam hervor.
Seine Gedanken wirbelten. Rippen gebrochen. Vielleicht das Rückgrat. »Bleiben Sie ganz ruhig liegen. Nicht bewegen! Ich rufe jemand von der MEDICAL !«
Sie winkte ab und öffnete die Augen. »Nein, nein!«, winkte
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