Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
Das fällt in den Bereich der
Drakes, nicht in meinen«, sagte Jonas aufbrausend.
Kate legte jedem der beiden Männer eine Hand auf
den Arm, um sie zurückzuhalten. »Das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können,
sind Streitigkeiten zwischen uns. Jonas, ich kann es allein nicht schaffen. Ich
kann es wirklich nicht. Ich brauche Hannah.« Sie schmiegte ihren Kopf an Matts
Brust. »Ich kann den Wind nicht befehligen, das kann nur Hannah. Und sie ist
vom Kampf gegen dieses Ding restlos erschöpft. Meine Schwestern haben die ganze
Zeit über mit mir zusammengearbeitet. Ohne Hannah können wir nichts
ausrichten.«
Matt sah in ihr Gesicht hinunter und erkannte die
tiefen Furchen der Ermattung. Kate war deutlich anzusehen, dass sie sich viel
zu sehr verausgabt hatte, und zum ersten Mal fielen ihm Spuren von Unsicherheit
an ihr auf. Er schlang seine Arme enger um sie und wandte sich an Jonas. »Wie
schlimm ist es draußen? Können sie dieses Mal aussetzen und sich ausruhen?«
»Langsam habe ich diese Geheimniskrämerei satt,
wenn es um Hannah geht«, sagte Jonas, der offensichtlich versuchte sich
zusammenzureißen. Gegen diese Wesenheit fühlte er sich genauso machtlos wie
Matt und das machte ihm sichtlich zu schaffen. »Es mag zwar sein, dass wir im
Kriegszustand sind, aber wenn Hannah krank ist, dann ist mir das keineswegs
gleichgültig, Kate. Ihr seid schon so weit ich zurückdenken kann meine
Familie.«
Kate konnte physisch wahrnehmen, dass Matt wütend
war, weil Jonas ihr gegenüber diesen Tonfall angeschlagen hatte. Sie rieb ihren
Kopf an seiner Brust. »Das weiß ich doch, Jonas. Hannah ist auch bewusst, dass
du wütend bist. Du weißt doch, dass wir alle völlig erschöpft sind, nachdem wir
unsere Kräfte eingesetzt haben. Hannah muss ungeheure Mengen Energie darauf verwenden,
etwas so Launisches wie den Wind zu befehligen. Der Einsatz unserer Gaben ist
sehr anstrengend. Und was auch immer im Nebel ist, hat uns widerstanden und
gewinnt ständig mehr Kraft, und daher kostet es uns noch größere Anstrengung,
es zu bändigen.«
»Kannst du uns davon befreien, Kate?«, fragte Inez.
Alle, die im Laden anwesend waren, schienen den
Atem anzuhalten, während sie auf ihre Antwort warteten. Kate konnte die
Hoffnung fühlen. Und die Angst. Sämtliche Blicke waren auf sie gerichtet. »Ich
weiß es wirklich nicht.« Aber sie musste es versuchen. Sie konnte bereits die
weiblichen Stimmen in der sanften Brise flüstern hören, die vom Meer
landeinwärts wehte. Sie fühlte, dass ihre Schwestern sie aufforderten, sich
ihnen anzuschließen. Hannah hatte sich schon auf der Aussichtsplattform
eingefunden, so schwach, dass sie sich kaum auf den Füßen halten konnte, doch
sie stellte sich dem Nebel und wartete auf Kate. Sarah und Abbey standen neben
ihr und Joley war inzwischen eingetroffen. Sie war zwei Tage unterwegs gewesen
und doch stand sie Schulter an Schulter mit ihren Schwestern und alle warteten
auf Kate.
Kate schloss die Augen und holte tief Luft, um ihre
Kraft aufzubieten. Ihren Mut. Sie wurde von einer lähmenden Angst gepackt, die
ihr nur allzu sehr vertraut war. Wie Hannah litt auch sie unter schweren
Panikanfällen. Aber im Gegensatz zu Hannah war sie keine Persönlichkeit des
öffentlichen Lebens. Als Schriftstellerin mochte zwar ihr Name bekannt sein,
aber nicht ihr Gesicht. Sie konnte mühelos mit dem Hintergrund verschmelzen,
doch jetzt waren alle Blicke auf sie gerichtet. Erwartungsvoll. Alle erhofften
sich, Kate würde irgendeinen Zauber bewerkstelligen, und dabei wusste sie noch
nicht einmal, womit sie es überhaupt zu tun hatte.
Matt spürte die kleinen Schauer, die durch Kates
Körper rieselten. Er drehte sie um und wandte sie von allen im Laden ab. Sein
größerer Körper schob sich schützend vor sie. »Du musst es nicht tun, Katie.«
Seine Stirn war an ihre gepresst, als er diese Worte flüsterte.
»Doch«, flüsterte sie zurück.
Jonas stellte sich instinktiv vor sie, um sie vor
neugierigen Blicken zu beschützen. Jackson wandte sich mit gesenkter Stimme an
die Menge. Er sprach so leise, dass alle sich anstrengen mussten, um seine
Worte zu hören. Doch das tat seiner uneingeschränkten Autorität nicht den
geringsten Abbruch. »Inez, sorgen Sie dafür, dass sich alle mitten im Laden
aufstellen und Abstand von den Schaufenstern halten. Kate braucht Platz. Wir
haben keine Ahnung, was passieren wird, und wir wollen nicht riskieren, dass es
Verletzte gibt.«
Kate war den drei Männern dankbar. Sie holte
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