Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
vieren
gekrochen. Ich habe einen grässlichen dumpfen Schlag gehört und jetzt gibt er
keinen Laut mehr von sich. Ich wollte versuchen, eine Telefonzelle zu finden,
um Hilfe zu rufen. Die Handys funktionieren in diesem dichten Nebel aber alle
nicht.«
»Was hatte Jackson hier zu suchen?« Er wusste, dass
der Deputy nie an dem Weihnachtsumzug teilnahm. »Ist Jonas auch hier?« Während
er mit Donna sprach, lief er an der niedrigen Mauer entlang und tastete sie mit
seinen Händen nach Sprüngen und der Lücke ab, und Donna lief hinter ihm her.
»Jackson ist zufällig vorbeigefahren, als der Nebel
dichter wurde. Ich glaube, er hat sich Sorgen um uns gemacht und ist deshalb
geblieben. Von Jonas habe ich keine Spur gesehen.«
»Du solltest nicht allein durch diesen Nebel
laufen. Kate und ihre Schwestern werden ihn hoffentlich bald von hier
vertrieben haben.« Er tätschelte ihren Arm und ließ sie stehen, um mit einer
ausgestreckten Hand seine Suche nach der Stelle fortzusetzen, an der die Mauer
gebrochen war. Als er sie fand, fluchte er leise. Er wusste, dass sich dieser Bereich
der Mauer direkt über einem Steilhang befand, und am Fuße des Steilhangs hatte
der Fluss eine kräftige Strömung und toste über etliche große Gesteinsbrocken,
die unter der Wasseroberfläche verborgen waren. Der Abhang war mit Steinbrocken
jeder Größenordnung übersät, die so gut wie keinen Halt hatten, wenn sie erst
einmal ins Rollen kamen.
»Danny! Jackson!« Sein Ruf zog gespenstisches
Schweigen nach sich. Er begann die Böschung hinabzukriechen, auf dem Bauch und
mit sorgsam verteiltem Gewicht. Dabei suchte er die Umgebung mit seinen Händen
ab, bevor er sich weiter hinunterzog. Er kam quälend langsam voran, aber er
wollte nicht riskieren, weitere Steinbrocken ins Rollen zu bringen, denn falls
sein Bruder oder einer der anderen noch am Leben war, wäre die Lawine
wahrscheinlich auf sie herabgerollt.
Matts Fingerspitzen trafen auf ein Bein. Er zwang
sich, ruhig zu bleiben, und benutzte seine Hände, um den Mann zu
identifizieren. Jackson war bewusstlos und aus einer Wunde in seinem Kopf
sickerte Blut. Da Matt so gut wie nichts sehen konnte, war es unmöglich, sich
ein Bild davon zu machen, wie schwer Jacksons Verletzungen waren, aber sein
Atem erschien Matt sehr flach.
Eine Armeslänge von Jackson entfernt bewegte sich
etwas. Matt folgte dem ausgestreckten Arm und fand einen weiteren Mann. Es war
der junge Granger. Matt wusste, dass er sechzehn oder siebzehn Jahre alt war.
Der Junge war in Ordnung. Jetzt bewegte er sich wieder und Matt warnte ihn
sofort und sagte, er solle stillhalten, da er fürchtete, die Steine könnten in
Bewegung kommen.
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er.
»Mein Arm ist gebrochen und ich fühle mich, als sei
ich von einem Lastwagen überfahren worden, aber sonst fehlt mir nichts. Der
Deputy hat zu mir gesagt, dass ich mich nicht von der Stelle rühren soll, und
im nächsten Moment hat er sich überschlagen und ist genau über mir fest gegen
den Felsen geknallt. Seitdem hat er sich nicht mehr gerührt. Ist er tot?«
»Nein, er ist noch am Leben. Was ist mit den
anderen? Was ist mit Danny?« Er kroch um Jackson herum zu dem Jungen, maß
seinen Puls und tastete ihn nach weiteren Verletzungen ab.
»Tommy Dockins ist auch abgestürzt. Danny hat
versucht, ihn aus dem Weg zu ziehen, als die Gerölllawine heruntergegangen ist.
Uns blieb so gut wie keine Zeit. Ich habe keinen von beiden gesehen, aber Tommy
hat ein paar Mal um Hilfe gerufen. Ich könnte aber nicht sagen, aus welcher
Richtung die Rufe kamen.«
Die Stimme des Jungen klang im Nebel blechern und
verzerrt, und abgesehen davon bebte sie, doch er blieb still liegen und geriet
nicht in Panik. »Du heißt Pete, nicht wahr? Pete Granger?«, fragte Matt.
»Ja, Sir.«
»Hör mir gut zu. Ich werde jetzt um dich
herumkriechen und sehen, ob ich Danny und Tommy finden kann. Rühr dich nicht
von der Stelle. Der Nebel wird sich bald lichten und Jonas ist mit einem
Rettungstrupp auf dem Weg hierher. Wenn du dich bewegst, führt das dazu, dass
die restlichen Steinbrocken direkt auf die anderen und auf mich fallen.
Kapiert?«
»Ja, Sir.«
»Ich komme so schnell wie möglich zurück.« Matt warf
einen Blick in die Richtung des Hauses auf der Klippe, in dem die Drake-Familie
schon seit mehr als hundert Jahren lebte. Er war darauf angewiesen, dass die
Drake-Frauen der heutigen Zeit ihre magischen Kräfte einsetzten, um den Nebel
zu vertreiben, wenn er auch
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