Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
dem schmalen Pfad weiter. »Hannah ist bei mir, Matthew. Du
wirst uns brauchen.« Sie achtete sorgsam darauf, mit ruhiger Stimme zu reden.
Sie litt mit ihm und teilte seine zunehmende Sorge um die Sicherheit seines
Bruders. Die Gesichtszüge im Wachs hatten eindeutig Daniel Granite gehört. Sie
konnte das drohende Verhängnis deutlich fühlen.
Hannah schmiegte sich enger an sie. »Heute Nacht
wird es passieren, Katie.« Ihre Stimme bebte. »Sollen wir versuchen, den Nebel
jetzt gleich zu lichten?«
Beide erschraken, als Matt plötzlich vor ihnen
stand und Kate an den Schultern packte. »Es hat sich nie auf mich gestürzt,
immer nur auf dich. Geh zu deinen Schwestern. Bringt gemeinsam eure Magie zum
Einsatz. Vertreibt den Nebel aus der Stadt. Und diesmal endgültig. Ich werde
tun, was ich kann, um Danny am Leben zu erhalten. Mir kann nichts passieren,
Kate.« Seine grauen Augen hatten sich in Stahl verwandelt. »Ich muss wissen,
dass du in diesem ganzen Durcheinander so sicher wie möglich bist.«
Sie klammerte sich einen kurzen Moment an ihn und
nickte dann. »Wir werden auf der Aussichtsplattform sein. Von dort aus können wir
den Wind am besten befehligen.«
Matt drückte einen harten Kuss auf ihren Mund,
wandte sich ab und eilte den schmalen, abgetretenen Pfad hinunter. Seine
Gedanken überschlugen sich, als er sich an den Weg zu erinnern versuchte, den
die Schauspieler bei dem Umzug zurücklegten. Hatten sie bemerkt, dass der Nebel
aufgezogen war? Hatten sie in einem der Geschäfte an der Strecke Unterschlupf
gesucht oder hatten sie an ihren Plänen für die Probe festgehalten? Matt
erreichte die Schnellstraße und blieb einen Moment lang stehen, um zu lauschen.
Er konnte keinen Wagen hören, aber der Nebel dämpfte alle Geräusche so
sehr, dass er sie fast erstickte. Trotzdem wollte er nicht noch länger warten.
Er spürte, dass sein Bruder in akuter Gefahr war. Er fluchte, als er nahezu
blind in den Nebel rannte. Nur seine gründliche Ausbildung bewahrte ihn davor,
dass er jede Orientierung verlor. Er sah so gut wie nichts und ließ sich fast
ausschließlich von seinen Instinkten leiten, als er den Weg zum Hauptplatz
einschlug. Die meisten Treffen des Ausschusses fanden im Gebäude der
Handelskammer statt, wenige Häuser vom Lebensmittelladen entfernt. Aber heute
wurde von den Mitspielern erwartet, dass sie probten, und er bezweifelte, dass
Inez sich von dichtem Nebel und einer Wesenheit, die sie nicht sehen konnte,
von ihrem Vorhaben abhalten ließ.
Er hörte einen schrillen Schrei und Geräusche, die
Rückschlüsse auf Panik zuließen, und sein Herz stolperte. »Danny!« Er rief den
Namen seines Bruders und setzte seine Stimmgewalt ein, um die Schreie zu
übertönen, die aus dem Nebel drangen. Er folgte dem Klang der Stimmen, nicht
zum Hauptplatz, sondern in die entgegengesetzte Richtung, zurück zum Park am
Stadtrand, wo der Fluss durch eine Schlucht toste, bevor er ins Meer floss. Die
Mauer am Flussufer bestand aus Steinen und Mörtel und war keinen Meter hoch. In
seiner Hast, Danny zu erreichen, wäre er beinah gegen sie geprallt. Im letzten
Moment ahnte er das Hindernis, schwenkte um und lief am Fluss entlang den
Schreien entgegen.
Er kam den Geräuschen immer näher. Jetzt hörte er,
wie Inez versuchte, alle zu beruhigen. Er hörte jemanden nach einem Seil rufen.
Der Fluss, der über die Felsen strömte, trug in dem dichten Nebel das seine zu
dem Chaos bei. »Danny!«, rief Matt noch einmal und bemühte sich, gegen die
Angst um seinen Bruder anzukämpfen. Wenn alles in Ordnung gewesen wäre, hätte
Danny ihn gehört, und Danny hätte geantwortet.
Direkt vor ihm tauchte plötzlich Donna auf, die
Besitzerin des Geschenkartikelladens. Ihr Gesicht war weiß und verzerrt. Er
packte sie an den Schultern. »Was ist passiert, Donna? Sag es mir!«
Sie klammerte sich an seinen beiden Armen fest, um
Halt zu finden. »Die Mauer hat nachgegeben. Etliche Männer haben darauf
gesessen. Dein Bruder, der junge Granger, Jeffs Sohn, vielleicht auch noch
andere, ich weiß es nicht. Sie sind einfach verschwunden und den Damm
hinuntergerollt und sämtliche Felsbrocken sind ihnen gefolgt wie eine kleine
Gerölllawine. Wie können wir ihnen helfen, wenn wir nichts sehen? Wir haben sie
stöhnen hören und wir haben Hilferufe gehört, aber sehen können wir sie nicht.
Wir haben versucht, eine Menschenkette zu bilden, aber die Böschung ist zu
steil. Jackson hat sich allein an den Abstieg gemacht. Er ist auf allen
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