Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
scharrte mit seiner Stiefelspitze auf
dem Gehsteig. »Ich sollte ihn selbst mal besuchen. Es ist schon eine ganze
Weile her. Ich wusste einfach nicht, was ich zu ihm sagen soll.«
Sarah legte ihm eine Hand auf die Schulter. Damon
konnte ihr ansehen, dass sie besorgt war. »Du wirst ganz von selbst die
richtigen Worte finden. Genau darum dreht sich Freundschaft doch, Pete - dass
man in guten und in schlechten Zeiten für jemanden da ist. In den guten Zeiten
ist das einfach und in den schlechten, nun ja«, sagte sie und zuckte die
Achseln, »da ist es eben etwas schwieriger. Aber du bist schon immer
unglaublich zäh gewesen und du bist Drews bester Freund. Ich weiß, dass du für
ihn da sein wirst.«
Pete nickte. »Sagen Sie ihm, dass ich heute Abend
zu ihm komme.«
Sarah lächelte beifällig. »Ich finde, das ist eine
sehr gute Idee, Pete.« Sie berührte den älteren Granger mit behutsamen
Fingerspitzen. »Was ist bei Ihrem Besuch beim Kardiologen herausgekommen?«
»Was soll das heißen, Sarah?«, antwortete Patsy,
»Dad hat doch gar keinen Kardiologen. Er hat nichts am Herzen.«
»Ach wirklich? Es kann nie schaden, auf Nummer
sicher zu gehen, Mr. Granger. Vorsorgeuntersuchungen sind immer so lästig, aber
sie sind von größter Notwendigkeit. Patsy, erinnerst du dich noch an diesen
Kardiologen, bei dem meine Mutter war, als wir im ersten Studienjahr waren? In
San Francisco?«
Patsy und ihr Vater tauschten einen langen Blick
miteinander aus. »Ja, ich kann mich noch an ihn erinnern, Sarah. Vielleicht lässt
es sich im nächsten Monat einschieben, wenn es im Geschäft wieder ruhiger
zugeht.«
»Es ist immer besser, wenn man solche Dinge gleich
in Angriff nimmt und sie gar nicht erst auf die lange Bank schiebt«, beharrte
Sarah. »Das ist Damon Wilder, ein Freund von mir. Seid ihr ihm schon begegnet?«
Damon war schlichtweg erstaunt. Pete würde seinen
todkranken Freund besuchen und Mr. Granger würde zu einem Kardiologen gehen.
Und all das nur, weil Sarah es vorgeschlagen hatte. Er sah sich den älteren
Mann genauer an. Er hatte nicht den Eindruck, dass Granger krank wirkte. Was
hatte Sarah gesehen, und er nicht? Für ihn bestand kein Zweifel an dem Befund
des Kardiologen. Er würde Mr. Granger sagen, dass mit seinem Herzen etwas nicht
in Ordnung war.
Sarah bat alle drei, die Augen nach Fremden
mit Gesichtsverletzungen offen zu halten, und sie versprachen es ihr,
bevor sie eilig weiterliefen.
»Wie stellst du das an?«, fragte Damon fasziniert.
Sie tat etwas und sie wusste Dinge, die sie eigentlich nicht hätte wissen dürfen.
»Was denn?«, fragte Sarah. »Ich habe keine Ahnung,
wovon du sprichst.«
Damon blieb mitten auf der Straße im hellen
Sonnenschein stehen und betrachtete ihr Gesicht. Er konnte den Blick nicht von
ihr losreißen und er war machtlos gegen sein Verlangen. Er konnte einfach nicht
glauben, dass sie echt war, dass es sie wirklich gab. »Du siehst etwas, was
sich dem menschlichen Auge entzieht, Sarah, etwas, was die Wissenschaft nicht
erklären kann. Ich bin ein überzeugter Anhänger der Wissenschaft, und doch kann
ich für das, was du tust, keine Erklärung finden.«
In Damons Gesicht drückte sich unmaskiertes
Verlangen aus. Als sie das sah, schmolz Sarahs Herz augenblicklich dahin und
ihr Körper ging in Flammen auf. »Das ist das Erbe der Drakes. Eine Gabe.« Ihr
war vollständig entfallen, wohin sie gerade wollten. Sie konnte an nichts
anderes mehr denken als an Damon und das Verlangen, das sie ihm ansah, die Gier
in seinen Augen. Ihre Finger gruben sich in seine Hemdbrust, obwohl sie gerade
vor dem Schaufenster des Geschenkartikelladens standen, deutlich sichtbar für
alle Einwohner des Städtchens, die sich für sie interessierten.
»In der Prophezeiung, die sich auf das Tor bezieht,
haben unsere Ahninnen vergessen, die Intensität der körperlichen
Anziehungskraft zu erwähnen«, murmelte sie.
In ihren Augen konnte ein Mann ertrinken und sich
für alle Zeiten verlieren. Damons Hände umfassten sie besitzergreifend. Er zog
sie enger an sich, bis sie an seinen Körper gepresst war. Jede Zelle reagierte
augenblicklich. Kleine Blitze zuckten durch sein Blut und Flammen züngelten
knisternd über seine Haut. Dazu reichte allein schon die Berührung ihres
vollständig bekleideten Körpers aus. Was würde erst passieren, wenn sie nackt
war und restlos entblößt unter ihm lag? »Es kann sein, dass ich das nicht
überlebe«, flüsterte er.
»Würde uns das etwa davon abhalten?«,
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