Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
gerichtet waren.
2.
Sieh nur, wie in der
Kugel sich Nebel verdichtet
Während draußen ein Rätsel fast alles vernichtet.
Kate sog tief die Mischung der Düfte von Zimt und
Zedern in sich ein, als sie in die Küche des Hauses auf der Klippe schlenderte.
Die Klänge weihnachtlicher Musik erfüllten die Luft und vermischten sich mit
dem Aroma von frisch gebackenen Plätzchen und dem Duft stark parfümierter
Kerzen. »Ist das Joleys Stimme?«, fragte Kate, als sie sich mit der Hüfte
behaglich an die Vitrine mit den üppigen Holzschnitzereien lehnte. »Wann hat
sie denn eine Sammlung von Weihnachtsliedern aufgenommen?«
Hannah Drake wirbelte mit dem Teekessel in den
Händen auf dem Absatz herum. Ihre üppige blonde Mähne schimmerte einen Moment
lang in den letzten Sonnenstrahlen des Tages, die durch das Erkerfenster
hereinfielen. »Kate, ich habe dich gar nicht aus der Dusche kommen hören. Ich
glaube, ich war in meiner eigenen kleinen Welt. Joley hat die CD als eine
Überraschung für uns geschickt, aber sie hat ausdrücklich dazugesagt, sie sei
für niemanden außerhalb der Familie bestimmt.«
Beide lachten liebevoll. »Joley und ihre unmögliche
Band! Sie kann so ziemlich alles singen, von Gospel über Blues bis hin zu Rock
und Rap, aber sie achtet sorgsam darauf, dass es niemand erfährt. Ich glaube,
sie mag ihr Image als ungezogenes Mädchen. Hat sie erwähnt, ob sie über
Weihnachten nach Hause kommt? Ich weiß, dass sie auf Tournee war.«
Hannahs Miene hellte sich auf und sie lächelte
strahlend.
»Sie wird es versuchen. Ich kann es kaum erwarten,
sie zu sehen. Durch unsere Reisen verfehlen wir einander ständig.«
»Ich hoffe, sie kommt bald hierher. Am Telefon mit
ihr zu reden ist eben doch nicht dasselbe. Es ist viel schöner, wenn wir alle
zusammen sind.« Kate strich sich eine widerspenstige Haarsträhne hinter das
Ohr. »Was ist mit Mom und Dad? Hat jemand etwas von ihnen gehört? Kommen sie
über Weihnachten nach Hause?«
Hannah schüttelte den Kopf. »Das Letzte, was ich
gehört habe, war, dass sie uns Küsse und Umarmungen schicken. Sie genießen es
gerade sehr, in ihrem kleinen Chalet in den Schweizer Alpen zu sein. Libby war
kurz bei ihnen zu Besuch, bevor sie in den Kongo aufgebrochen ist. Sie hat
gesagt, sie käme über Weihnachten nach Hause. Mom und Dad haben versprochen,
nächstes Jahr würden sie Weihnachten gemeinsam mit uns hier verbringen.«
Kate lachte leise, als sie sich vorbeugte, um an
der Dose mit dem losen Tee zu schnuppern. »Mom und Dad sind immer noch solche
Turteltäubchen. Welchen Tee kochst du gerade?«
»Mir war nach Lavendel, aber alles andere ist mir
auch recht.« Hannah musterte Kate eingehend. »Lass uns lieber Kamillentee
überbrühen. Zur Beruhigung.«
Kate lächelte. »Du meinst also, ich könnte einen
Beruhigungstrunk gebrauchen?«
Hannah nickte, während sie den Tee in eine kleine
Kanne abmaß. »Erzähl mir, was passiert ist.«
»Ich bin Matthew Granite und seinem Bruder Danny
begegnet.« Kate bemühte sich, es beiläufig klingen zu lassen, obwohl sie von
Kopf bis Fuß zitterte. Nur Matt konnte sie derart aus der Fassung bringen. Sie
hatte nie verstanden, warum.
»Matthew Granite? Ich dachte mir schon, dass er es
sein könnte.« Hannah’s enorme blaue Augen hefteten sich voller Mitgefühl und
Interesse auf ihre Schwester. »Was für einen Eindruck hat er auf dich gemacht?«
Kate zog ihre schmalen Schultern hoch und ließ sie
wieder sinken. »Wunderbar. Hilfsbereit. Er hat mir angeboten, sich die alte
Mühle genauer anzusehen und mir bei den Renovierungsarbeiten zu helfen.« Sie
kostete es immer wieder genüsslich aus, ihre jüngere Schwester anzusehen.
Hannah war nicht nur schön. Sie war eine umwerfende Erscheinung und wirkte
unglaublich exotisch mit ihrem langgliedrigen Knochenbau, der üppigen hellen
Mähne, die schon fast platinblond war, den riesengroßen Augen unter dichten
Wimpern und den sinnlichen Lippen. Sie strahlte eine solche Vollkommenheit aus,
dass Kate schon immer der Meinung gewesen war, Hannahs außerordentliche
Schönheit entspränge ihrem Innern und sei dessen äußerliche Ausprägung. Sie
beobachtete die anmutigen Bewegungen von Hannahs Händen, als sie den Tee
zubereitete. »Matt ist immer so hilfsbereit.« Sie seufzte.
Hannah streckte die Arme aus und umfasste Kates
Hände, eine Geste der Solidarität. »War es wie immer?«
»Du meinst, ob seine Brüder die ganze Zeit gelacht
haben? Diesmal hatte er nur einen
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