Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
zurück. In der gläsernen Kugel wogte dichter Nebel. Die
Lichter auf dem winzigen Weihnachtsbaum sandten ein seltsames oranges und rotes
Glühen durch den Dunst, fast so, als stünde der Baum in Flammen. Matt behielt
Kates Schwester genau im Auge. Bis auf die Jahre beim Militär hatte er sein
ganzes Leben in Sea Haven verbracht. Er hatte die seltsamsten Dinge über die
Drake-Schwestern gehört. In ihrer Nähe fühlte er, dass Kraft und Energie die
Luft knistern ließen, und diese Energien entströmten eindeutig ihnen. Der Raum
um sie herum war von einer Kraft erfüllt, die man geradezu einatmen konnte.
Hannah hob ihre Arme und Wind peitschte vom Meer herauf. Er trug leise Stimmen
mit sich, deren Worte unmöglich zu verstehen waren, doch ihr Gesang war
melodiös und wirkte harmonisch. Das seltsame Licht in der Schneekugel
wurde schwächer, bis nur noch ein matter Schimmer geblieben war. Die Stimmen im
Wind murmelten weiter, bis die Lichter hinter dem Glas flackerten und erloschen
und die Kugel zurückblieb wie eine ganz gewöhnliche Weihnachtsdekoration.
Der Wind hüllte sie nun in kühle Luft ein. Matt
schmeckte das Salz des Meeres. Er sah auf seine Finger hinunter, die sich um
Kates Arm geschlossen hatten. Er hatte sie ohne einen bestimmten Grund und ohne
sich etwas dabei zu denken schützend an sich gezogen. Er wusste, dass er sie loslassen
sollte, aber er brachte es einfach nicht fertig. Ihr schlanker Körper bebte und
Matt hätte nicht mit Sicherheit sagen können, ob vor Kraft oder vor Furcht,
aber das war ihm im Moment vollkommen gleichgültig.
Kate blickte zu ihm auf. »Ich kann dir nicht
erklären, was gerade mit der Schneekugel passiert ist.«
»Ich verlange keine Erklärung. Ich möchte nur, dass
du jetzt in meinen Wagen einsteigst.«
Sie blickte lächelnd zu ihm auf. »Danke, Matthew.
Das ist wirklich nett von dir.« Sie entspannte sich sichtlich und gestattete
ihm, ihr auf den warmen Ledersitz zu helfen.
Neben Matt kam sich Kate sehr klein vor. Im Wagen
erschien er ihr riesig und kraftstrotzend. Seine Schultern waren so breit, dass
sie sie in dem beengten Raum immer wieder streiften. Beim Einatmen sog sie
seinen maskulinen Geruch tief in ihre Lunge ein. Im ersten Moment fühlte sie
sich benommen. Fast hätte sie laut gelacht. Die Vorstellung, dass Kate Drake
vom Geruch eines Mannes schwindlig wurde! Das hätte ihr keine ihrer Schwestern
geglaubt. Der Wagen nahm die scharfen Kehren auf der Küstenstraße mit
Lässigkeit und Präzision und bewältigte sie so spielend, dass Kate sich ein
wenig entspannte. In Matts Nähe fühlte sie sich immer geborgen. Sie wusste
nicht, warum, aber diese Frage stellte sie sich schon gar nicht mehr.
Er warf einen schnellen Seitenblick auf sie. »Stört
es dich, wie die Leute immer über deine Familie reden?«
»Sie sagen nette Sachen über uns«, hob Kate hervor.
»Das weiß ich selbst. Ihr seid die größten Schätze
des Städtchens, aber stört es dich?«
Kate lächelte ihn an. »Diese Frage würde mir außer
dir niemand stellen.« Sie seufzte. »Es sollte mich nicht stören. Wir sind
anders. Es ist ja nicht gerade so, als könnten wir das verbergen, und natürlich
reden die Leute über unsere Eigenarten. Wir sind hier aufgewachsen und daher
kennt uns jeder und in einem gewissen Maß beschützen uns die Leute vor Fremden.
Aber es stimmt schon, es stört mich, dass sie sich unserer Gegenwart, wo auch
immer wir auftauchen, sehr bewusst sind.« Diese Worte hatte sie noch nie laut
ausgesprochen, noch nicht einmal ihren Schwestern gegenüber.
»Du fehlst mir, wenn du dich in der Weltgeschichte
herumtreibst, Kate. Ich bin froh, dass du beschlossen hast, nach Hause zu
kommen.«
Ihr Lächeln wurde strahlender. »Du bist ein solcher
Charmeur, Matthew. Sogar mit mir flirtest du, und dabei kenne ich dich schon
mein ganzes Leben lang. Viel ruhiger bist du nicht geworden seit deinen wilden
College-Zeiten. Als ich in der Highschool war, haben sämtliche Mädchen behauptet,
du hättest in Stanford einen legendären Ruf.«
»Stimmt doch gar nicht. Ich hätte ein College
besuchen sollen, das möglichst weit weg von hier ist und nicht nur zwei Stunden
entfernt. Dann wäre vielleicht weniger geredet worden. Und flirten liegt mir
gar nicht«, sagte er mit fester Stimme. Am liebsten hätte er den Wagen geparkt
und sie einfach nur angesehen. Stundenlang ihre zarte Haut gestreichelt und sie
geküsst. Sowie sich diese Gedanken in seinen Kopf einschlichen, machte sich ein
dumpfer
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