Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
und
gleichzeitig begann schauriger weißer Dunst in wirbelnden Schwaden
aufzusteigen. Fasziniert drehte und wendete er die Kugel zwischen seinen Händen
und sah sie aus allen Richtungen an. Er wollte dahinterkommen, weshalb die
Lichter angegangen waren, doch er konnte nirgends eine Batterie oder einen
Schalter finden. Bei näherem Hinsehen fiel ihm ein seltsamer dunkler Schatten
auf, der am Fuße des Baumes Gestalt annahm und den Pfad zu den Stufen des
Hauses hinaufschlich. Sein Körper reagierte mit Alarmbereitschaft, als er die
verstohlenen Bewegungen des Schattens beobachtete.
»Dieses Ding ist gespenstisch.« Er reichte Hannah
die Schneekugel und nahm mit einer bewusst besitzergreifenden Geste Kates
Ellbogen. Als wollte er seine Ansprüche abstecken. Seine Absichten kundtun.
Seine Finger legten sich um ihren schlanken Arm und sein Herz machte
tatsächlich einen Satz. Sie trug eine weiße Spitzenbluse, die sich an ihre
festen Brüste schmiegte und ihre Unterarme freiließ. Sein Daumenballen glitt
über ihre zarte Pfirsichhaut, um zu erkunden, wie sie sich anfühlte. Sie
erschauerte und er brachte seinen Körper dichter an ihren, um die Brise, die
vom Meer her wehte, von ihr fernzuhalten. Sie verabschiedeten sich von ihren
Schwestern und gingen auf seinen Wagen zu.
Kate räusperte sich. »Ich weiß es zu schätzen, dass
du hergekommen bist, um mich abzuholen, Matthew. Wir hätten uns auch dort
treffen können.«
»Das ist doch lächerlich, Kate. Wir wollen beide an
denselben Ort und euer Haus liegt für mich auf dem Weg. Ich dachte mir, wir
könnten die Pläne für die Renovierung bei einem gemeinsamen Abendessen
besprechen, nachdem wir uns die Mühle genau angesehen haben.« Er zog die Tür
seines Mustang-Cabriolets auf. Das Verdeck war geschlossen. »Was hast du mit
der Schneekugel getan?«
Sie blickte lächelnd zu ihm auf und ihm verschlug
es den Atem. »Wir sind noch dabei, das Haus zu schmücken. Hannah hat die Kugel
gerade vom Dachboden geholt und war dabei, das Glas zu säubern. Das ist in
unserer Familie Tradition. Wir holen sie nur an Weihnachten heraus und dann hat
jede von uns einen Wunsch frei.«
»Was war das für ein seltsamer dunkler Schatten, der
sich durch die Kugel bewegt hat?«
Kate wandte sich abrupt zum Haus um. Matt stand
dicht neben ihr, um ihr die Tür des Mustang aufzuhalten, und daher prallte sie
mit ihrer Nase an seine Brust. Eine Sekunde lang blieb sie mit geschlossenen
Augen stehen und dann atmete sie tief ein. Er spürte durch seine Haut hindurch
und bis in die Knochen hinein, wie sie Atem holte. Die Spitzen ihrer Brüste
streiften seinen Brustkorb und ließen Feuer durch seine Adern rasen. Tief unten
in seinem Bauch verdichtete sich die Glut. Kate roch nach Zimt und Zedern. Er
wollte sie in seine Arme ziehen und sie auf der Stelle küssen. Vor den Augen
ihrer Schwestern.
»Matthew.« Soweit er sich erinnern konnte, hörte er
zum ersten Mal, dass Kates Stimme atemlos klang. »Was tust du da?«
Er merkte erst jetzt, dass er seine Arme um sie
geschlungen hatte. Er hielt sie eng an sich gepresst und spürte, dass sein
Körper reagierte. Mit einem stummen Fluch ließ er sie los und wandte sich von
ihr ab. »Ich dachte, du würdest einsteigen.« Seine Stimme klang sogar in seinen
eigenen Ohren rau. Nie hatte er eine Frau so sehr begehrt wie Kate. Er kam sich
alles andere als sanft vor, obwohl er es doch so gern sein wollte. Er kam sich
auch nicht nett oder charmant vor, obwohl es ihm im Allgemeinen leicht fiel,
charmant zu sein. Er fühlte sich vielmehr tierisch gereizt und unruhig. Er
verspürte das unbändige Verlangen, Kate in seinen Wagen zu zerren und sie dort
einzuschließen, ein primitiver Drang, der ganz und gar untypisch für ihn war.
Und sie sah aus, als würde sie jeden Moment die Flucht ergreifen.
»Du hast tatsächlich einen Schatten in der Kugel
gesehen?«, fragte sie. »Was hat er getan?«
Diese Frage war das Letzte, was er im Moment von
ihr erwartet hatte, und ihm lief ein eisiger Schauer über den Rücken. »Ich
konnte nicht erkennen, was es war. Der dunkle Schatten ist vom Fuß des Baumes
aus den Pfad zur Veranda vor dem Haus hinaufgeschlichen. Das ist doch euer Haus
in der Kugel, oder nicht? Anstelle von Schneegestöber wirbelt dort Nebel oder
Dunst. Dadurch wirkt die Kugel ausgesprochen gespenstisch.«
Kate warf einen Blick zurück auf ihre Schwestern.
Hannah stellte die Schneekugel mit größter Behutsamkeit auf das breite Geländer
und trat einen Schritt
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