Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
durchscheinend. Ihre Haut war bleich und
mit feuchten Tröpfchen bedeckt und Haarsträhnen klebten an ihrem Gesicht, aber
sie zauderte nicht. Ihre Stimme vermittelte ein Gefühl von Frieden und Ruhe,
von etwas Schönem und Lohnenswertem. Matt erfüllte sie mit der Sehnsucht nach
einem Zuhause und einer eigenen Familie. Sie erfüllte ihn aber auch mit großem
Stolz und gewaltigem Respekt vor Kate Drake.
Er beobachtete, wie sich der Nebel widerstrebend
zurückzog, bis er weit draußen über dem Meer angelangt war, von der Kraft des
Windes zerteilt. Im Vakuum des Sturms blieb Stille zurück. Kate ließ ihre Arme
sinken, als seien sie bleischwer. Sie wankte. Matt sprang vor und fing sie auf,
bevor sie zusammenbrach. Er hob sie auf seine Arme und schmiegte sie an seine
Brust.
»Es gewinnt an Kraft. Ohne die Hilfe meiner
Schwestern hätte ich es nicht vertreiben können.« Kate blickte mit
verängstigten Augen zu ihm auf.
Matt küsste sie. Etwas anderes fiel ihm nicht ein.
Sie erschien ihm schwerelos in seinen Armen. Er küsste ihre Augenlider und ihre
Nasenspitze und neigte seinen Mund federleicht auf ihre Lippen. »Jetzt ist
alles wieder gut, Kate. Ruh dich aus. Du hast es vertrieben. Sag mir, was du
brauchst.« Er konnte erkennen, dass der Kampf gegen den unsichtbaren Feind im
Nebel jeden Funken ihrer Kraft aufgezehrt hatte. Sie hatte ihn restlos bekehrt.
Er war ein Mann der Tat, der etliche Jahre im Militärdienst verbracht hatte und
dazu ausgebildet worden war, seine Landsleute zu beschützen, und doch hatte er
nichts unternehmen können, um das Böse im Dunst aufzuhalten. »Was ist das?«
Sie rieb ihr Gesicht erschöpft an seiner Jacke.
»Ich weiß es nicht, Matthew, ich weiß es wirklich nicht.«
»Woher wusstest du, was du zu ihm sagen musst? Und
welche Sprache es verstehen würde?«
»Ich weiß es nicht. Ich habe einen Gesang zur
Heilung angestimmt, der in meiner Familie von einer Generation zur nächsten
weitergegeben worden ist. Ich habe versucht, seinen Geist zu heilen.«
Er starrte sie an und bemühte sich, nicht
schockiert auszusehen. Der dunkle Schatten wirkte auf ihn rettungslos verloren,
etwas Finsteres und Bedrohliches, das nur auf eine Gelegenheit wartete,
irgendetwas oder irgendjemanden in seiner Nähe anzugreifen. Hier kam seiner
Meinung nach jede Erlösung zu spät.
Kate sah auf die Kränze hinunter, die überall auf
der ganzen Straße verstreut waren. »Seltsam, dass er sich ausgerechnet die
Kränze ausgesucht hat, um uns damit anzugreifen.«
»Es ist schon seltsam genug, dass es sie überhaupt
für seine Zwecke nutzen konnte. Glaubst du, es ist ein Er?«
Sie zuckte die Achseln. »Es kam mir männlich vor.«
Sein Adrenalinspiegel begann zu sinken, doch er sah
weiterhin wachsam auf die Klippen. »Ich werde Nebel nie mehr so sehen
können wie bisher.«
»Ein Kranz ist ein undurchbrochener Kreis, Matthew,
und er symbolisiert wahre Liebe, echte, bedingungslose Zuneigung, die niemals
endet.« Ihre Stimme war nachdenklich.
»Ich habe keine Liebe aus diesem Nebel fließen
fühlen«, antwortete er. Er setzte sich mit Kate auf seinen Armen in Bewegung
und machte sich auf den Rückweg zu ihrem Haus.
»Aber er hat die Adventskränze von jeder Tür in der
ganzen Straße gerissen und damit geworfen.«
»Auf uns«, sagte er grimmig. »Ich bin es gewohnt,
meinem Feind ins Auge zu sehen, Katie, und mit Waffen oder mit meinen bloßen
Händen gegen ihn zu kämpfen. Aber den Nebel konnte ich nicht packen und ihn
erdrosseln, obwohl ich es gern getan hätte.«
»Setz mich ab, Matthew, ich bin zu schwer. Du
kannst mich nicht den ganzen Weg tragen.«
»Ich war zehn Jahre lang Ranger, Katie. Glaub mir,
dein Gewicht kann ich ohne Probleme mit mir herumtragen.«
Sie war viel zu ausgelaugt, um Einwände zu erheben.
»Zehn Jahre. Stimmt ja, du bist direkt nach dem College zum Militär gegangen.
Ich bin so viel durch die Gegend gereist. Ich wusste, dass du nicht hier gelebt
hast, aber deine Familie hat immer den Eindruck gemacht, als seist du gerade
hier gewesen.«
»Ich habe alle meine Urlaube in Sea Haven verbracht.
Und ich habe mein Leben hier augenblicklich wieder aufgenommen, als ich aus dem
Militärdienst ausgeschieden bin, weil der Familienbetrieb auf mich gewartet
hat. Mein Vater und meine Brüder haben mich stets als einen Teil davon
angesehen, obwohl sie die ganze Arbeit getan haben.«
»Warum bist du zu den Rangers gegangen, Matthew?
Als ich das gehört hatte, habe ich recherchiert, worum es
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