Drake Schwestern 07 - Sturm der Gefuehle-01.07.12
zurückziehen kann, um nichts zu empfinden - überhaupt nichts. Einen Ort, den ich aufsuchen kann, um zu töten. So und nicht anders bin ich.
Und das ist es, was Kate an jenem Abend gesehen hat.« Sie zuckte weder zusammen noch wandte sie sich ab, wie er es erwartet hatte - und genau das hätte sie tun sollen. Stattdessen wurden ihre Augen sanft und er sah ... Liebe. »Kate hat gesehen, was ich sehe. Einen Mann, der versucht die Welt zu retten. Einen Mann, der nicht vor einem Kampf fortläuft. Einen, der seinen Mann steht und auf den immer Verlass ist. Als ich allein war und mich entsetzlich gefürchtet habe, als ich vor Schmerz und Ekel und sogar vor Scham fast den Verstand verloren habe, wusste ich ohne die Spur eines Zweifels, dass du kommen würdest, um mich zu holen. Ich wusste, dass du die Suche niemals aufgeben würdest, ganz gleich, wie viele Wochen, Monate oder sogar Jahre sie in Anspruch nimmt. Ich wusste es in meinem Verstand, in meinem Herzen und in meiner tiefsten Seele. Das ist der Mann, der du bist. Das ist der Mann, den ich vor mir stehen sehe. Und wenn du ihn nicht siehst, dann verpiss dich ins Bad und schau in den Spiegel.«
Jackson fühlte ein Brennen hinter seinen Augen. Seine Kehle war wund. Wenn Elle richtig loslegte, war sie eine Wucht, das reinste Dynamit, und sie war es schon immer gewesen. Er liebte sie so sehr, dass es ihm Angst einjagte. Er hatte nie einen anderen Menschen gebraucht. Er hatte nie jemanden gewollt. Mit Elle war das etwas ganz anderes. Sie hatte sich seines Herzens bemächtigt, und er konnte nichts daran ändern. Er stellte eine Gefahr für sie und vielleicht auch für andere dar, doch sie stand einfach vor ihm, klein und zierlich und aus reinem Stahl.
Verdammt nochmal, es kam überhaupt nicht in Frage, dass sie ihn weinen sah. Er machte auf dem Absatz kehrt, verließ das Schlafzimmer und lief im Dunkeln durch den Flur, zu dem einen Zimmer seines Hauses, in dem er sich in sich selbst versenken und sich zugleich vergessen konnte. Er machte sich gar nicht erst die Mühe, Licht anzuschalten; wenn er in dieser Stimmungslage war, unruhig, gereizt und innerlich brodelnd vor Wut, brauchte er die Dunkelheit und die Schatten.
Draußen vor den Fenstern hatte der Dunst das Haus wie eine Decke eingehüllt und sie beide damit in eine mystische Umarmung eingesponnen. Der Wind wehte so heftig durch die Bäume, dass sie schwankten und tanzten, und als er am Fenster stand, konnte er die Kletterpflanzen sehen, die sich kräftig und robust am Zaun hochrankten, voller dichter Blütenstände, und sich um alles schlangen. An den Zäunen, die das Drake-Haus umgaben, wuchsen diese kräftigen Gewächse überall - und sie blühten den ganzen Winter über.
Er schüttelte den Kopf, wandte sich von diesem seltsamen Phänomen ab und sah das Juwel seiner Wohnung an - den einzigen Gegenstand, der ihm Halt gab, wenn sonst nichts auf der Welt in Ordnung war. Die Miniaturausgabe eines Konzertflügels war wunderschön. Die elegante Form, der schwarze Klavierlack, die Elfenbeintasten - er hatte ein Vermögen dafür ausgegeben und das Instrument war jeden einzelnen Penny wert gewesen. Der Flügel war perfekt gestimmt, wies nicht den kleinsten Makel auf und war in seinen Augen so schön wie die Musik, die sich darauf hervorbringen ließ.
Er setzte sich auf die Bank und hielt seine Finger über die Tasten, und sofort kam alles in seinem Innern, das aufgewühlt und durcheinander gewesen war, zur Ruhe. Er schloss die Augen, ließ seine Finger über die Tasten gleiten und lauschte den reinen Klängen, die er dem Instrument entlockte; eine perfekte Tonlage, eine Melodie von einem anderen Ort, irgendwoher, wo es keine sadistischen Irren gab, keine Vergewaltigung und keine Folter – von einem Ort, an den sich sein Geist zurückziehen konnte, um die Schönheit der Welt um ihn herum zu sehen.
Die Musik erlaubte es ihm, das Meer zu sehen, die Wellen, die sich brachen, anrollten und sich zurückzogen wie der Lebenssaft der Erde. Er konnte den Puls der Erde fühlen, die Hügel und Berge, die sich in den Moll- und Dur-Akkorden majestätisch erhoben, während die Musik aus ihm hinausfloss und ihm ein Gefühl von Frieden vermittelte.
Und Elle, die wunderschöne feurige Elle. Das, was mit Elle geschah, setzte ihm mehr zu als das, was ihm zugestoßen war. Er konnte seiner eigenen Vergangenheit entkommen, er konnte den Hass und die Wut auf seine Folterknechte verblassen und in sich absterben lassen, aber das galt nicht
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