Drake Schwestern 07 - Sturm der Gefuehle-01.07.12
Stimme gehört hatte, diese sanfte Schlafzimmerstimme, die einem Mann unter die Haut ging, sich in seiner Magengrube festsetzte und sich mit voller Kraft in seinen Lenden ballte, hatte er an kaum etwas anderes gedacht. Und in ihrer Gesellschaft hatte sich seine Besessenheit nur noch mehr gesteigert.
Sie war klein, kleiner als all ihre Schwestern, und sie hatte eine zierliche, sehr weibliche Figur. Ihre Augen waren so grün wie das Meer, zwei funkelnde Edelsteine voller Lockungen und Verheißungen. Ihr dichtes rotes Haar war glatt, ohne eine Spur der Locken, die ihre Schwester Hannah hatte. Die seidige Pracht fiel ihr bis zur Taille, ein leuchtender Wasserfall, der einem Mann den Atem verschlug. Jackson hatte sich vielen Fantasien über ihr Haar hingegeben - und ihren Mund, ihren vollendet geschwungenen Mund. Sie wirkte klein und zerbrechlich, eine Frau, die man beschützen und verhätscheln musste, so durch und durch weiblich, dass ein Mann den Drang verspüren könnte, sie zu besitzen, und doch hatte sie einen Kern aus Stahl. Sie konnte kühl und distanziert wirken, doch es gab keinen Mann, der nicht das Feuer in ihr sehen würde, die Glut, die so dicht unter der Oberfläche glimmte, eine Leidenschaft, die ein Mann für sich allein haben wollen würde. O ja, er konnte sich gut vorstellen, dass Gratsos von ihr angetan war. Sie war exotisch und ätherisch und entzog sich einem immer wieder. Jemand, der es gewohnt war, alles zu bekommen, was er wollte, würde restlos fasziniert von ihr sein.
»Du glaubst, dieser Gratsos hat sie irgendwo eingesperrt?«
Ilja nickte. »Interpol und ihr Betreuer halten sie für tot. Wir wissen, dass es nicht so ist. Gratsos könnte ihre Tarnung glauben - eine Diebin, die ihn zu bestehlen versucht. Vielleicht verdächtigt er sie, Agentin zu sein, aber er würde viel lieber glauben, dass sie eine Diebin ist, vor allem deshalb, weil er scharf auf sie ist, was nach Angaben meines Informanten eindeutig der Fall ist. Wenn er sie für eine internationale Diebin hält, könnte ihn das sogar noch mehr faszinieren. Sollte er schmutzige Geschäfte machen, dann reizt ihn die Vorstellung, dass auch sie es tun könnte, vielleicht erst recht.«
»Bestimmt ist er wütend auf sie, weil sie sich ihm nicht an den Hals wirft«, sagte Jonas. »Falls er tatsächlich Menschenhandel betreibt, könnte er sich das Risiko nicht leisten, dass sie eine Agentin ist, die ihn ausspioniert. Er müsste sie töten.«
Ilja nickte. »Das wäre das Klügste, und Gratsos ist ein sehr kluger Mann; aber er ist auch ein Egomane und bildet sich ein, über dem Gesetz zu stehen. In seiner Jugend hatte er keinen Cent, und er hat sich mit reinem Mumm und Grips ein Wirtschaftsimperium aufgebaut. Seine Familie wurde von Anfang an von Tragödien heimgesucht. Sein Vater hat geheiratet, seine Frau hat Zwillinge bekommen, und einen Monat später sind die Frau und der andere Junge bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Der Vater war ein fieser Schuft, aber Gratsos hat sich als ein sehr intelligenter Junge erwiesen, dem einige Lehrer eine Chance gegeben haben. Es wird gemunkelt, sein erstes Unternehmen sei der Schmuggel gewesen, und als Schmuggler hätte er sich sehr geschickt angestellt. Er hatte damals keine Bedenken, sich außerhalb des Gesetzes zu bewegen, und ich bin sicher, dass ihm das auch heute keine Sorgen bereitet. Er besitzt Tanker für den Öltransport und Frachtschiffe für andere lukrative Handelsgüter. Es wäre kein Problem, an Bord ein paar Frauen zu schmuggeln. Falls er das vom Beginn seiner Laufbahn an getan hat, sollte er seine Sache inzwischen sehr gut machen. Elle zu behalten könnte sich für ihn als ein unwiderstehlicher Gedanke erweisen. Ihm würde die Idee gefallen, eine Frau wie Elle unter seiner Fuchtel zu haben, direkt vor der Nase der Behörden, während seine Yachtausflüge, seine Partys und seine Geschäfte wie üblich weiterlaufen.«
Jackson klammerte sich an diese Vorstellung, ohne sich allzu viele Gedanken darüber zu machen, was ein Mann, der sich einbildete, über das Gesetz erhaben zu sein, und der skrupellos genug war, um Menschenhandel zu betreiben, einer Frau antun könnte, die er jetzt als sein Eigentum ansah. Elle steckte in Schwierigkeiten, und wenn Gratsos der Mann war, der sie festhielt, besaß er die Mittel, sie für lange Zeit vor aller Welt verborgen zu halten - bis er sie satt hatte.
Jackson holte Atem und zwang sich, jeden Gedanken an Katastrophen von sich zu schieben. Er brauchte
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