Drake Schwestern 07 - Sturm der Gefuehle-01.07.12
Schmerz in ihrem Körper zu lindern. Sie hatte versucht den Arzt zu warnen, den sie auf die Insel geholt hatten, und das hatte ihr eine weitere Tracht Prügel eingetragen. Gerettet hatte sie ihn nicht. Sie hatte niemanden gerettet, am allerwenigsten sich selbst. Wenn Sid nicht gewesen wäre, hätte Stavros sie vielleicht totgeschlagen, denn ihr Widerstand hatte ihn in rasende Wut versetzt. Der Leibwächter war wieder einmal eingeschritten und hatte ihr geholfen, wenn sie auch nicht sicher war, warum. Sie hatte seinen Gesichtsausdruck gesehen und einen Moment lang geglaubt, er könnte seinen Boss tatsächlich töten, als er ihre Schreie gehört hatte, in das Zimmer gestürmt war und damit sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt hatte.
Stavros war mit dem Töten schnell bei der Hand, doch mit Sid ließ er sich nicht einmal auf eine Auseinandersetzung ein, selbst dann nicht, wenn Sid einschritt. Stavros war rausgegangen, bebend vor Wut, das schon, aber trotzdem hatte er Sid alles Weitere überlassen und sie seinem Leibwächter anvertraut, obwohl er nicht einmal zuließ, dass sein eigener Bruder in ihre Nähe kam. Sid war sanft mit ihr umgegangen; er hatte sie gewaschen und ihre Rippen abgetastet, auf Russisch mit ihr geflüstert und ihr gesagt, sie solle aufhören, sich zu wehren, sie solle einfach nur durchhalten und warten. Worauf? Mittlerweile hatte sie jedes Zeitgefühl verloren.
Elle fragte sich zum millionsten Mal, ob sie Jacksons Stimme nur geträumt hatte. Ob überhaupt irgendetwas real war. Alles um sie herum erschien ihr verschwommen und weit weg. Was hatte sie aus ihrer tiefen Benommenheit aufgeschreckt? War es nicht ein Gefühl von Dringlichkeit gewesen, das sie einfach nicht in Ruhe lassen wollte? Sie wollte nicht wirklich fühlen oder denken, ganz gleich was; sie wollte an diesen Ort zurückgleiten, an dem nichts und niemand an sie herankam. Aber ... Sie wandte ihr Gesicht der breiten Glaswand zu und blickte auf das Meer hinaus.
Der Wind warf sich gegen das Gebäude, stimmte ein lautes Geheul an und zog sich dann zurück, kehrte jedoch gleich darauf mit voller Kraft zurück und schlug immer wieder gegen die Scheiben. Der Atem stockte in ihrer Kehle. Der Wind.
Halte Ausschau nach dem Wind.
Sie wollte sich aufsetzen und stellte fest, dass sie sich nicht rühren konnte. Sie zog probeweise an den Handschellen, die sich um ihre Handgelenke spannten. Er hatte sie an das Bett gefesselt. Stavros brauchte für nichts einen Grund; er wollte ihr begreiflich machen, dass ihr Dasein von seinen Launen abhing – und dass sie dagegen machtlos war. Er hatte es satt, dass sie sich ihm widersetzte, und sie hatte es in Wahrheit auch satt.
Sie blickte wieder zu der Glaswand und feuchtete sich die trockenen Lippen an. War Jackson gekommen, um sie zu holen?
Hatten ihre Schwestern den Wind gesandt, um ihr zu sagen, dass sie zu ihr kommen würden? Sie wagte es nicht zu hoffen. Ein unangenehmes Kribbeln lief ihr über den Rücken, und sie brauchte sich gar nicht erst umzudrehen, um zu wissen, dass Stavros das Zimmer betreten hatte. Sie ließ ihren Kopf auf das Kissen zurückfallen und machte sich auf seine Berührungen gefasst.
»Ich dachte, die stürmische Nacht könnte dich vielleicht nervös machen«, sagte er. »Die gläsernen Wände erwecken immer den Anschein, als sei man draußen im Unwetter, obwohl man in Wirklichkeit sicher davor ist.« Seine Stimme klang sehr besorgt, und sie fragte sich nicht zum ersten Mal, ob er sich tatsächlich einbildete, er sei in sie verliebt. Falls das der Fall sein sollte, handelte es sich um eine perverse Form von Liebe - um Besitzansprüche, mit denen sie nichts zu tun haben wollte. »Nervenaufreibend ist es schon«, gab sie zu und erstaunte ihn damit. So sehr, dass er die Augen weit aufriss. Sie reagierte so gut wie nie auf das, was er sagte oder tat, denn nur das erlaubte es ihr, sich ihm nicht vollständig auszuliefern.
Stavros wirkte erfreut. Er kam sofort auf sie zu und beugte sich hinunter, um einen Kuss auf ihre Lippen zu drücken, als wollte er sie damit belohnen. Elle zwang sich, den Kopf nicht abzuwenden. Sie reagierte nicht, aber sie entzog ihm ihren Mund auch nicht, und das war ein großer Sieg für ihn. »Hast du mich vermisst?«
Sie schluckte die Galle, die in ihr aufstieg. »Ich war einsam.« Sie wandte ihren Kopf der Glasscheibe zu. »Und der Wind ...«
»Mach dir keine Sorgen, meine Süße. Dieses Haus ist eine Festung. Nichts wird sie zerstören.«
Sie konnte ihm
Weitere Kostenlose Bücher