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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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Augen).
Höret, Graf von Lavagna! Genua muß groß von Euch denken. Man kann's nicht verdauen, daß ein Cavalier vom ersten Hause – voll Talenten und Kopf – in vollem Feuer und Einfluß – Herr von vier Millionen Pfund – Fürstenblut in den Adern – ein Cavalier wie Fiesco, dem auf den ersten Wink alle Herzen zufliegen würden —
    Fiesco (wendet sich mit Verachtung ab).
Von einem Schurken das anzuhören –
    Mohr.
Daß Genuas großer Mann Genuas großen Fall verschlafe. Viele bedauern, sehr Viele verspotten, die Meisten verdammen Euch. Alle beklagen den Staat, der Euch verlor. Ein Jesuit wollte gerochen haben, daß ein Fuchs im Schlafrock stecke .
    Fiesco. Ein Fuchs riecht den andern . – Was spricht man zu meinem Roman mit der Gräfin Imperiali?
    Mohr.
Was ich zu wiederholen hübsch unterlassen werde.
    Fiesco.
Frei heraus! Je frecher, desto willkommener. Was murmelt man?
    Mohr.
Nichts murmelt man. Auf allen Kaffeehäusern, Billardtischen, Gasthöfen, Promenaden – auf dem Markt – auf der Börse schreit man laut –
    Fiesco.
Was? Ich befehl' es dir!
    Mohr (sich zurückziehend).
Daß Ihr ein Narr seid.
    Fiesco.
Gut. Hier nimm die Zechine für diese Zeitung. Die Schellenkappe hab' und nun aufgesetzt, daß diese Genueser über mich lachen; bald will ich mir eine Glatze scheeren, daß sie den Hanswurst von mir spielen. Wie nahmen sich die Seidenhändler bei meinen Geschenken?
    Mohr (drollig).
Narr , sie stellten sich wie die armen Sünder –
    Fiesco. Narr? Bist du toll, Bursche?
    Mohr.
Verzeiht! Ich hätte Lust zu noch mehr Zechinen.
    Fiesco (lacht, gibt ihm eine).
Nun, wie die armen Sünder –?
    Mohr.
Die auf dem Block liegen und jetzt Pardon über sich hören. Euer sind sie Seel und Leib.
    Fiesco.
Das freut mich. Sie geben den Ausschlag bei dem Pöbel zu Genua.
    Mohr.
Was das ein Auftritt war! Wenig fehlte, der Teufel hole mich! daß ich nicht Geschmack an der Großmuth gefunden hätte. Sie wälzten sich mir wie unsinnig um den Hals, die Mädel schienen sich bald in meines Vaters Farbe vergafft zu haben, so hitzig fielen sie über meine Mondsfinsterniß her. Allmächtig ist doch das Gold, war da mein Gedanke; auch Mohren kann's bleichen.
    Fiesco.
Dein Gedanke war besser, als das Mistbeet, worin er wuchs – Die Worte , die du mir hinterbracht hast, sind gut, lassen sich Thaten daraus schließen?
    Mohr.
Wie aus des Himmels Räuspern der ausbrechende Sturm. Man steckt die Köpfe zusammen, rottiert sich zu Hauf, ruft Hum! spukt ein Fremder vorbei. Durch ganz Genua herrscht eine dumpfe Schwüle – Dieser Mißmuth hängt wie ein schweres Wetter über der Republik – nur einen Wind, so fallen Schlossen und Blitze.
    Fiesco.
Stille! horch! Was ist das für ein verworrenes Gesumse?
    Mohr (aus dem Fenster fliegend).
Es ist das Geschrei vieler Menschen, die vom Rathhaus herabkommen.
    Fiesco.
Heute ist Procuratorwahl . Laß meine Carriole vorfahren. Unmöglich kann die Sitzung schon aus sein. Ich will hinauf. Unmöglich kann sie rechtmäßig sein – Schwert und Mantel her. Wo ist mein Orden?
    Mohr.
Herr, ich hab' ihn gestohlen und versetzt.
    Fiesco.
Das freut mich.
    Mohr.
Nun, wie? wird mein Präsent bald herausrücken?
    Fiesco.
Weil du nicht auch den Mantel nahmst?
    Mohr.
Weil ich den Dieb ausfindig machte.
    Fiesco.
Der Tumult wälzt sich hierher. Horch! Das ist nicht das Gejauchze des Beifalls. (Rasch.) Geschwind, riegle die Hofpforten auf. Ich hab' eine Ahnung. Doria ist tollkühn. Der Staat gaukelt auf einer Nadelspitze. Ich wette, auf der Signoria ist Lärm worden.
    Mohr (am Fenster, schreit).
Was ist das? Die Straße Balbi herunter – Troß vieler Tausende – Hellebarden blitzen – Schwerter – Holla! Senatoren – fliegen hieher –
    Fiesco.
Es ist ein Aufruhr! Spring unter sie. Nenn meinen Namen. Sieh zu, daß sie hieher sich werfen. (Mohr eilt hinunter.) Was die Ameise Vernunft mühsam zu Haufen schleppt, jagt in einem Hui der Wind des Zufalls zusammen.
    Fünfter Auftritt.
    Fiesco . Zenturione , Zibo , Asserato stürzen stürmisch ins Zimmer.
    Zibo.
Graf, Sie verzeihen unserm Zorn, daß wir unangemeldet hereintreten.
    Zenturione.
Ich bin beschimpft, tödlich beschimpft vom Neffen des Herzogs, im Angesicht der ganzen Signoria.
    Asserato.
Doria hat das goldene Buch besudelt, davon jeder genuesische Edelmann ein Blatt ist.
    Zenturione.
Darum sind wir da. Der ganze Adel ist in mir aufgefordert. Der ganze Adel muß meine Rache theilen. Meine Ehre zu rächen, dazu würde ich

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