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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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den Marquis sehr heftig zittern und mit Mühe seine Fassung behalten.)
    (Zum Prinzen.)
Ich bitte
Um Ihren Degen – Fürstin Eboli,
Sie bleiben; und (zum Officier) Sie haften mir dafür,
Daß Seine Hoheit Niemand spreche – Niemand –
Sie selbst nicht, bei Gefahr des Kopfs!
    (Er spricht noch Einiges leise mit dem Officier, darauf wendet er sich zum andern.)
    Ich werfe
Sogleich mich selbst zu des Monarchen Füßen,
Ihm Rechenschaft zu geben – (Zu Carlos.) Und auch Ihnen –
Erwarten Sie mich, Prinz – in einer Stunde.
    (Carlos läßt sich ohne Zeichen des Bewußtseins hinwegführen. – Nur im Vorübergehen läßt er einen matten, sterbenden Blick auf den Marquis fallen, der sein Gesicht verhüllt. Die Prinzessin versucht es noch einmal zu entfliehen; der Marquis führt sie beim Arme zurück.)
Siebzehnter Auftritt.
    Prinzessin von Eboli. Marquis von Posa .
    Eboli.
Um alles Himmel willen, lassen Sie
Mich diesen Ort –
    Marquis (führt sie ganz vor, mit fürchterlichem Ernst).
Was hat er die gesagt,
Unglückliche?
    Eboli.
Nichts – Lassen Sie mich – Nichts –
    Marquis (hält sie mit Gewalt zurück. Ernster).
Wie viel hast du erfahren? Hier ist kein
Entrinnen mehr. Du wirst auf dieser Welt
Es Niemand mehr erzählen.
    Eboli (sieht ihm erschrocken ins Gesicht).
Großer Gott!
Was meinen Sie damit? Sie wollen mich
Doch nicht ermorden?
    Marquis (zieht einen Dolch).
In der That, das bin
Ich sehr gesonnen. Mach' es kurz.
    Eboli.
Mich? mich?
O ewige Barmherzigkeit! Was hab'
Ich denn begangen?
    Marquis (zum Himmel sehend, den Dolch auf ihre Brust gesetzt).
Noch ist's Zeit. Noch trat
Das Gift nicht über diese Lippen. Ich
Zerschmettre das Gefäß, und Alles bleibt,
Wie es gewesen – Spaniens Verhängniß
Und eines Weibes Leben! –
(Er bleibt in dieser Stellung zweifelhaft ruhen.)
    Eboli (ist an ihm niedergesunken und sieht ihm fest ins Gesicht).
Nun? was zaudern Sie?
Ich bitte nicht um Schonung – Nein! Ich habe
Verdient zu sterben, und ich will's.
    Marquis (läßt die Hand langsam sinken. Nach einem kurzen Besinnen).
Das wäre
So feig, als es barbarisch ist – Nein, nein!
Gott sei gelobt! Noch gibt's ein andres Mittel!
    (Er läßt den Dolch fallen und eilt hinaus. Die Prinzessin stürzt fort durch eine andere Thüre.)
Achtzehnter Auftritt.
    Ein Zimmer der Königin.
    Die Königin zur Gräfin Fuentes .
    Königin.
Was für ein Auflauf im Palaste? Jedes
Getöse, Gräfin, macht mir heute Schrecken.
O, sehen Sie doch nach und sagen mir,
Was es bedeutet.
    (Die Gräfin Fuentes geht ab, und herein stürzt die Prinzessin von Eboli.)
Neunzehnter Auftritt.
    Königin. Prinzessin von Eboli .
    Eboli (athemlos, bleich und entstellt vor der Königin niedergesunken).
Königin! Zu Hilfe!
Er ist gefangen!
    Königin.
Wer?
    Eboli.
Der Marquis Posa
Nahm auf Befehl des Königs ihn gefangen.
    Königin.
Wen aber? wen?
    Eboli.
Den Prinzen.
    Königin.
Rasest du?
    Eboli.
So eben führen sie ihn fort.
    Königin.
Und wer
Nahm ihn gefangen?
    Eboli.
Marquis Posa.
    Königin.
Nun,
Gott sei gelobt, daß es der Marquis war,
Der ihn gefangen nahm!
    Eboli.
Das sagen Sie
So ruhig, Königin? so kalt? O Gott!
Sie ahnen nicht – Sie wissen nicht –
    Königin.
Warum er
Gefangen worden? – Eines Fehltritts wegen,
Vermuth' ich, der dem heftigen Charakter
Des Jünglings sehr natürlich war.
    Eboli.
Nein, nein!
Ich weiß es besser – Nein – O Königin!
Verruchte, teufelische That! Für ihn
Ist keine Rettung mehr! Er stirbt!
    Königin.
Er stirbt!
    Eboli.
Und seine Mörderin bin ich!
    Königin.
Er stirbt!
Wahnsinnige, bedenkst du?
    Eboli.
Und warum –
Warum er stirbt! – O, hätt' ich wissen können,
Daß es bis dahin kommen würde!
    Königin (nimmt sie gütig bei der Hand).
Fürstin!
Noch sind Sie außer Fassung. Sammeln Sie
Erst Ihre Geister, daß Sie ruhiger,
Nicht in so grauenvollen Bildern, die
Mein Innerstes durchschauern, mir erzählen.
Was wissen Sie? Was ist geschehen?
    Eboli.
O!
Nicht diese himmlische Herablassung,
Nicht diese Güte, Königin! Wie Flammen
Der Hölle schlägt sie brennend mein Gewissen.
Ich bin nicht würdig, den entweihten Blick
In Ihrer Glorie empor zu richten.
Zertreten Sie die Elende, die sich,
Zerknirscht von Reue, Scham und Selbstverachtung
Zu Ihren Füßen krümmt.
    Königin.
Unglückliche!
Was haben Sie mir zu gestehen?
    Eboli.
Engel
Des Lichtes! Große Heilige! Noch kennen,
Noch ahnen Sie den Teufel nicht, dem Sie
So liebevoll gelächelt – Lernen Sie
Ihn heute kennen.

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