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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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spare sie. Noch diese Nacht
Muß er Madrid verlassen.
    Königin.
Diese Nacht noch?
    Marquis.
Anstalten sind getroffen. In demselben
Karthäuserkloster, das schon lange Zeit
Die Zuflucht unsrer Freundschaft war gewesen,
Erwartet ihn die Post. Hier ist in Wechseln,
Was mir das Glück auf dieser Welt gegeben.
Was mangelt, legen Sie noch bei. Zwar hätt' ich
An meinen Carl noch Manches auf dem Herzen,
Noch Manches, das er wissen muß; doch leicht
Könnt' es an Muße mir gebrechen, Alles
Persönlich mit ihm abzuthun – Sie sprechen
Ihn diesen Abend, darum wend' ich mich
An Sie –
    Königin.
Um meiner Ruhe willen, Marquis,
Erklären Sie sich deutlicher – nicht in
So fürchterlichen Räthseln reden Sie
Mit mir – Was ist geschehn?
    Marquis.
Ich habe noch
Ein wichtiges Bekenntniß abzulegen;
In Ihre Hände leg' ich's ab. Mir ward
Ein Glück, wie es nur Wenigen geworden;
Ich liebte einen Fürstensohn – Mein Herz,
Nur einem Einzigen geweiht, umschloß
Die ganze Welt! – In meines Carlos' Seele
Schuf ich ein Paradies für Millionen.
O, meine Träume waren schön – Doch es
Gefiel der Vorsehung, mich vor der Zeit
Von meiner schönen Pflanzung abzurufen.
Bald hat er seinen Roderich nicht mehr,
Der Freund hört auf in der Geliebten. Hier,
Hier – hier – auf diesem heiligen Altare,
Im Herzen seiner Königin leg' ich
Mein letztes kostbares Vermächtniß nieder,
Hier find' er's, wenn ich nicht mehr bin –
(Er wendet sich ab, Thränen ersticken seine Stimme.)
    Königin.
Das ist
Die Sprache eines Sterbenden. Doch hoff' ich,
Es ist nur Wirkung Ihres Blutes – oder
Liegt Sinn in diesen Reden?
    Marquis (hat sich zu sammeln gesucht und fährt mit festerm Tone fort).
Sagen Sie
Dem Prinzen, daß er denken soll des Eides,
Den wir in jenen schwärmerischen Tagen
Auf die getheilte Hostie geschworen.
Den meinigen hab' ich gehalten, bin
Ihm treu geblieben bis zum Tod – jetzt ist's
An ihm, den seinigen –
    Königin.
Zum Tod?
    Marquis.
Er mache –
O, sagen Sie es ihm! das Traumbild wahr,
Das kühne Traumbild eines neuen Staates,
Der Freundschaft göttliche Geburt. Er lege
Die erste Hand an diesen rohen Stein.
Ob er vollende oder unterliege –
Ihm einerlei! Er lege Hand an. Wenn
Jahrhunderte dahin geflohen, wird
Die Vorsicht einen Fürstensohn, wie er,
Auf einen Thron, wie seiner, wiederholen
Und ihren neuen Liebling mir derselben
Begeisterung entzünden. Sagen Sie
Ihm, daß er für die Träume seiner Jugend
Soll Achtung tragen, wenn er Mann sein wird,
Nicht öffnen soll dem tödtenden Insekte
Gerühmter besserer Vernunft das Herz
Der zarten Götterblume – daß er nicht
Soll irre werden, wenn des Staubes Weisheit
Begeisterung, die Himmelstocher, lästert.
Ich hab' es ihm zuvor gesagt –
    Königin.
Wie, Marquis?
Und wozu führt –
    Marquis.
Und sagen Sie ihm, daß
Ich Menschenglück auf seine Seele lege,
Daß ich es sterbend von ihm fordre – fordre!
Und sehr dazu berechtigt war. Es hätte
Bei mir gestanden, einen neuen Morgen
Heraufzuführen über diese Reiche.
Der König schenkte mir sein Herz. Er nannte
Mich seinen Sohn – Ich führe seine Siegel,
Und seine Alba sind nicht mehr.
    (Er hält inne und sieht einige Augenblicke stillschweigend auf die Königin.)
    Sie weinen –
Ich, diese Thränen kenn' ich, schöne Seele!
Die Freude macht die fließen. Doch – vorbei,
Es ist vorbei. Carl oder ich. Die Wahl
War schnell und schrecklich. Einer war verloren,
Und ich will dieser Eine sein – ich lieber –
Verlangen Sie nicht mehr zu wissen.
    Königin.
Jetzt,
Jetzt endlich fang' ich an, Sie zu begreifen –
Unglücklicher, was haben Sie gethan?
    Marquis.
Zwei kurze Abendstunden hingegeben,
Um einen hellen Sommertag zu retten.
Den König geb' ich auf. Was kann ich auch
Dem König sein? – In diesem starren Boden
Blüht keine meiner Rosen mehr – Europas
Verhängniß reift in meinem großen Freunde!
Auf ihn verweis' ich Spanien – Es blute
Bis dahin unter Philipps Hand! – Doch, weh!
Weh mir und ihm, wenn ich bereuen sollte,
Vielleicht das Schlimmere gewählt! – Nein, nein!
Ich kenne meinen Carlos – Das wird nie
Geschehn – und meine Bürgin, Königin,
Sind Sie (Nach einigem Stillschweigen.)
Ich sah sie keimen, diese Liebe, sah
Der Leidenschaften unglückseligste
In seinem Herzen Wurzel fassen – Damals
Stand es in meiner Macht, sie zu bekämpfen.
Ich that es nicht. Ich nährte diese Liebe,
Die mir nicht unglückselig war. Die Welt
Kann anders richten. Ich bereue nicht.
Mein Herz klagt mich nicht

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