Dramatische Werke
sonderbar! – Ich finde
Hier einen Feind, von dem mir nie geträumt,
Und wiederum zwei Freunde, die ich nie besessen
Zu haben mich entsinnen kann – Denn wirklich
(indem sie einen durchdringenden Blick auf beide heftet.)
Muß ich gestehn, ich war schon in Gefahr,
Den schlimmen Dienst, den mir bei meinem Herrn
Geleistet worden – Ihnen zu vergeben.
Alba.
Uns?
Königin.
Ihnen.
Domingo.
Herzog Alba! Uns!
Königin (noch immer die Augen fest auf sie gerichtet).
Wie lieb
Ist es mir also, meiner Uebereilung
So bald gewahr zu werden – ohnehin
Hatt' ich beschlossen, Seine Majestät
Noch heut zu bitten, meinen Kläger mir
Zu stellen. Um so besser nun! So kann ich
Auf Herzog Albas Zeugniß mich berufen.
Alba.
Auf mich? Das wollten Sie im Ernst?
Königin.
Warum nicht?
Domingo.
Um alle Dienste zu entkräften, die
Wir Ihnen im Verborgnen –
Königin.
Im Verborgnen?
(Mit Stolz und Ernst.)
Ich wünschte doch zu wissen, Herzog Alba,
Was Ihres Königs Frau mit Ihnen, oder
Mit Ihnen, Priester, abzureden hätte,
Das ihr Gemahl nicht wissen darf – – Bin ich
Unschuldig oder schuldig?
Domingo.
Welche Frage!
Alba.
Doch, wenn der König so gerecht nicht wäre?
Es jetzt zum Mindesten nicht wäre?
Königin.
Dann
Muß ich erwarten, bis er's wird – Wohl Dem,
Der zu gewinnen hat, wenn er's geworden!
(Sie macht ihnen eine Verbeugung und geht ab; jene entfernen sich nach einer andern Seite.)
Fünfzehnter Auftritt.
Zimmer der Prinzessin von Eboli.
Prinzessin von Eboli. Gleich darauf Carlos .
Eboli.
So ist sie wahr, die außerordentliche Zeitung,
Die schon den ganzen Hof erfüllt?
Carlos (tritt herein).
Erschrecken Sie
Nicht. Fürstin! Ich will sanft sein, wie ein Kind.
Eboli.
Prinz – diese Ueberraschung.
Carlos.
Sind Sie noch
Beleidigt? noch?
Eboli.
Prinz!
Carlos (dringend).
Sind Sie noch beleidigt?
Ich bitte, sagen Sie es mir.
Eboli.
Was soll das?
Sie scheinen zu vergessen, Prinz – Was suchen
Sie bei mir?
Carlos (ihre Hand mit Heftigkeit fassend).
Mädchen, kannst du ewig hassen?
Verzeiht gekränkte Liebe nie?
Eboli (will sich losmachen).
Erinnern Sie mich, Prinz?
Carlos.
An deine Güte
Und meine Undank – Ach! ich weiß es wohl!
Schwer hab' ich dich beleidigt, Mädchen, habe
Dein sanftes Herz zerrissen, habe Thränen
Gepreßt aus diesen Engelblicken – ach!
Und bin auch jetzt nicht hier, es zu bereuen.
Eboli.
Prinz, lassen Sie mich – ich –
Carlos.
Ich bin gekommen,
Weil du ein sanftes Mädchen bist, weil ich
Auf deine gute, schöne Seele baue.
Sieh, Mädchen, sieh, ich habe keinen Freund mehr
Auf dieser Welt, als dich allein. Einst warst
Du mir so gut – Du wirst nicht ewig hassen
Und wirst nicht unversöhnlich sein.
Eboli. (wendet das Gesicht ab).
O stille!
Nichts mehr, um Gottes willen, Prinz! –
Carlos.
Laß mich
An jene goldnen Zeiten dich erinnern, –
An deine Liebe laß mich dich erinnern,
An deine Liebe, Mädchen, gegen die
Ich so unwürdig mich verging. Laß mich
Jetzt gelten machen, was ich dir gewesen,
Was deines Herzens Träume mir gegeben –
Noch einmal – nur noch einmal stelle mich
So, wie ich damals war, vor deine Seele,
Und diesem Schatten opfre, was du mir,
Mir ewig nie mehr opfern kannst.
Eboli.
O Carl!
Wie grausam spielen Sie mit mir!
Carlos.
Sei größer,
Als dein Geschlecht. Vergiß Beleidigungen!
Thu', was vor dir kein Weib gethan – nach dir
Kein Weib mehr thun wird. Etwas Unerhörtes
Fordr' ich von dir – Laß mich – auf meinen Knien
Beschwör' ich dich – laß mich, zwei Worte laß mich
Mit meiner Mutter sprechen. (Er wirft sich vor ihr nieder.)
Sechzehnter Auftritt.
Die Vorigen. Marquis von Posa stürzt herein; hinter ihm zwei Officiere der königlichen Leibwache.
Marquis (athemlos, außer sich dazwischentretend).
Was hat er
Gestanden? Glauben Sie ihm nicht.
Carlos (noch auf den Knieen, mit erhobener Stimme).
Bei Allem,
Was heilig –
Marquis (unterbricht ihn mit Heftigkeit).
Er ist rasend. Hören Sie
Den Rasenden nicht an.
Carlos (lauter, dringender).
Es gilt um Tod
Und Leben. Führen Sie mich zu ihr.
Marquis (zieht die Prinzessin mit Gewalt von ihm).
Ich
Ermorde Sie, wenn Sie ihn hören. (Zu einem von den Officieren.) Graf
Von Cordua. Im Namen des Monarchen.
(Er zeigt den Verhaftsbefehl.)
Der Prinz ist Ihr Gefangener.
(Carlos steht erstarrt, wie vom Donner gerührt. Die Prinzessin stößt einen Laut des Schreckens aus und will fliehen, die Officiere erstaunen. Eine lange und tiefe Pause. Man sieht
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