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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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an. Ich sahe Leben,
Wo sie nur Tod – in dieser hoffnungslosen Flamme
Erkannt' ich früh der Hoffnung goldnen Strahl.
Ich wollt' ihn führen zum Vortrefflichen,
Zur höchsten Schönheit wollt' ich ihn erheben;
Die Sterblichkeit versagte mir ein Bild,
Die Sprache Worte – da verwies ich ihn
Auf dieses – meine ganze Leitung war,
Ihm seine Liebe zu erklären.
    Königin.
Marquis,
Ihr Freund erfüllte Sie so ganz, daß Sie
Mich über ihm vergaßen. Glaubten Sie
Im Ernst mich aller Weiblichkeit entbunden,
Da Sie zu seinem Engel mich gemacht,
Zu seinen Waffen Tugend ihm gegeben?
Das überlegten Sie wohl nicht, wie viel
Für unser Herz zu wagen ist, wenn wir
Mit solchen Namen Leidenschaft veredeln.
    Marquis.
Für alle Weiber, nur für eines nicht.
Auf eines schwör' ich – oder sollten Sie,
Sie der Begierden edelster sich schämen,
Der Heldentugend Schöpferin zu sein?
Was geht es König Philipp an, wenn seine
Verklärung in Escurial den Maler,
Der vor ihr steht, mit Ewigkeit entzündet?
Gehört die süße Harmonie, die in
Dem Saitenspiele schlummert, seinem Käufer,
Der es mit taubem Ohr bewacht? Er hat
Das Recht erkauft, in Trümmern es zu schlagen,
Doch nicht die Kunst, dem Silberton zu rufen
Und in des Liedes Wonne zu zerschmelzen.
Die Wahrheit ist vorhanden für den Weisen,
Die Schönheit für ein fühlend Herz. Sie beide
Gehören für einander. Diesen Glauben
Soll mir kein feiges Vorurtheil zerstören.
Versprechen Sie mir, ewig ihn zu lieben,
Von Menschenfurcht, von falschem Heldenmuth
Zu nichtiger Verleugnung nie versucht,
Unwandelbar und ewig ihn zu lieben,
Versprechen Sie mir dieses? – Königin –
Versprechen Sie's in meine Hand?
    Königin.
Mein Herz,
Versprech' ich Ihnen, soll allein und ewig
Der Richter meiner Liebe sein.
    Marquis (zieht seine Hand zurück).
Jetzt sterb' ich
Beruhigt – meine Arbeit ist gethan.
(Er neigt sich gegen die Königin und will gehen.)
    Königin (begleitet ihn schweigend mit den Augen).
Sie gehen, Marquis – ohne mir zu sagen,
Wenn wir – wie bald – uns wiedersehn?
    Marquis (kommt noch einmal zurück, das Gesicht abgewendet).
Gewiß!
Wie sehn und wieder.
    Königin.
Ich verstand Sie, Posa –
Verstand Sie recht gut – Warum haben Sie
Mir das gethan?
    Marquis.
Er oder ich.
    Königin.
Nein, nein!
Sie stürzten sich in diese That, die Sie
Erhaben nennen. Leugnen Sie nur nicht.
Ich kenne Sie, Sie haben längst darnach
Gedürstet – Mögen tausend Herzen brechen,
Was kümmert Sie's, wenn sich Ihr Stolz nur weidet.
O, jetzt – jetzt lern' ich Sie verstehn! Sie haben
Nur um Bewunderung gebuhlt.
    Marquis (betroffen, für sich).
Nein! Darauf
War ich nicht vorbereitet –
    Königin (nach einem Stillschweigen).
Marquis!
Ist keine Rettung möglich?
    Marquis.
Keine.
    Königin.
Keine?
Besinnen Sie sich wohl. Ist keine möglich?
Auch nicht durch mich?
    Marquis.
Auch nicht durch Sie.
    Königin.
Sie kennen mich
Zur Hälfte nur – ich habe Muth.
    Marquis.
Ich weiß es.
    Königin.
Und keine Rettung?
    Marquis.
Keine.
    Königin (verläßt ihn und verhüllt das Gesicht).
Gehen Sie!
Ich schätze keinen Mann mehr.
    Marquis (in der heftigsten Bewegung vor ihr niedergeworfen).
Königin!
– O Gott, das Leben ist doch schön!
    (Er springt auf und geht schnell fort. Die Königin in ihr Kabinet.)
Zweiundzwanzigster Auftritt.
    Vorzimmer des Königs.
    Herzog von Alba und Domingo gehen stillschweigend und abgesondert auf und nieder. Graf Lerma kommt aus dem Kabinet des Königs, alsdann Don Raimond von Taxis , der Oberpostmeister.
    Lerma.
Ob sich der Marquis noch nicht blicken lassen?
    Alba.
Noch nicht. (Lerma will wieder hineingehen.)
    Taxis (tritt auf.)
Graf Lerma, melden Sie mich an.
    Lerma.
Der König ist für Niemand.
    Taxis.
Sagen Sie,
Ich muß ihn sprechen – Seiner Majestät
Ist äußerst dran gelegen. Eilen Sie.
Es leidet keinen Aufschub.
(Lerma geht ins Kabinet.)
    Alba (tritt zum Oberpostmeister).
Lieber Taxis,
Gewöhnen Sie sich zur Geduld. Sie sprechen
Den König nicht –
    Taxis.
Nicht? Und warum?
    Alba.
Sie hätten
Die Vorsicht denn gebraucht, sich die Erlaubniß
Beim Chevalier von Posa auszuwirken,
Der Sohn und Vater zu Gefangnen macht.
    Taxis.
Von Posa? Wie? Ganz recht! Das ist Derselbe,
Aus dessen Hand ich diesen Brief empfangen –
    Alba.
Brief? welchen Brief?
    Taxis.
Den ich nach Brüssel habe
Befördern sollen –
    Alba (aufmerksam).
Brüssel?
    Taxis.
Den ich eben
Dem König bringe –
    Alba.
Brüssel! Haben Sie
Gehört, Kaplan? Nach

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