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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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Ich – ich war der Dieb,
Der Sie bestohlen. –
    Königin.
Sie?
    Eboli.
Und jene Briefe
Dem König ausgeliefert –
    Königin.
Sie?
    Eboli.
Der sich
Erdreistet hat, Sie anzuklagen –
    Königin.
Sie,
Sie konnten –
    Eboli.
Rache – Liebe – Raserei –
Ich haßte Sie und liebte den Infanten –
    Königin.
Weil Sie ihn liebten –?
    Eboli.
Weil ich's ihm gestanden
Und keine Gegenliebe fand.
    Königin (nach einigem Stillschweigen).
O, jetzt
Enträthselt sich mir Alles! – Stehn Sie auf,
Sie liebten ihn – ich habe schon vergeben.
Es ist nun schon vergessen – Stehn Sie auf.
(Sie reicht ihr den Arm.)
    Eboli.
Nein! nein!
Ein schreckliches Geständniß ist noch übrig.
Nicht eher, große Königin –
    Königin (aufmerksam).
Was werd' ich
Noch hören müssen? Reden Sie –
    Eboli.
Der König –
Verführung – O, Sie blicken weg – ich lese
In Ihrem Angesicht Verwerfung – das
Verbrechen, dessen ich Sie zeihte – ich
Beging es selbst.
    (Sie drückt ihr glühendes Gesicht auf den Boden. Die Königin geht ab. Große Pause. Die Herzogin von Olivarez kommt nach einigen Minuten aus dem Kabinet, in welches die Königin gegangen war, und findet die Fürstin noch in der vorigen Stellung liegen. Sie nähert sich ihr stillschweigend; auf das Geräusch richtet sich die Letztere auf und fährt wie eine Rasende in die Höhe, da sie die Königin nicht mehr gewahr wird.)
Zwanzigster Auftritt.
    Prinzessin von Eboli. Herzogin von Olivarez .
    Eboli.
Gott, sie hat mich verlassen!
Jetzt ist es aus.
    Olivarez (tritt ihr näher).
Prinzessin Eboli –
    Eboli.
Ich weiß, warum Sie kommen, Herzogin.
Die Königin schickt Sie heraus, mein Urtheil
Mir anzukündigen – Geschwind!
    Olivarez.
Ich habe
Befehl von Ihrer Majestät, Ihr Kreuz
Und Ihre Schlüssel in Empfang zu nehmen –
    Eboli (nimmt ein goldenes Ordenskreuz vom Busen und gibt es in die Hände der Herzogin).
Doch einmal noch ist mir gegönnt, die Hand
Der besten Königin zu küssen?
    Olivarez.
Im
Marienkloster wird man Ihnen sagen,
Was über Sie beschlossen ist.
    Eboli (unter hervorstürzenden Thränen).
Ich sehe
Die Königin nicht wieder?
    Olivarez (umarmt sie mit abgewandtem Gesicht).
Leben Sie glücklich!
    (Sie geht schnell fort. Die Prinzessin folgt ihr bis an die Thüre des Kabinets, welches sogleich hinter der Herzogin verschlossen wird. Einige Minuten bleibt sie stumm und unbeweglich auf den Knieen davor liegen, dann rafft sie sich auf und eilt hinweg mit verhülltem Gesicht.)
    Einundzwanzigster Auftritt.
    Königin. Marquis von Posa .
    Königin.
Ach, endlich, Marquis! Glücklich, daß Sie kommen!
    Marquis (bleich, mit zerstörtem Gesicht, bebender Stimme und durch diesen ganzen Auftritt in feierlicher, tiefer Bewegung).
Sind Ihre Majestät allein? Kann Niemand
In diesen nächsten Zimmern uns behorchen?
    Königin.
Kein Mensch – Warum? Was bringen Sie?
(Indem sie ihn genauer ansieht und erschrocken zurück tritt.)
Und wie
So ganz verändert! Was ist das? Sie machen
Mich zittern, Marquis – alle Ihre Züge
Wie eines Sterbenden entstellt –
    Marquis.
Sie wissen
Vermuthlich schon –
    Königin.
Daß Carl gefangen worden,
Und zwar durch Sie, setzt man hinzu – So ist
Es dennoch wahr? Ich wollt' es keinem Menschen
Als Ihnen glauben.
    Marquis.
Es ist wahr.
    Königin.
Durch Sie?
    Marquis.
Durch mich.
    Königin (sieht ihn einige Augenblicke zweifelhaft an).
Ich ehre Ihre Handlungen,
Auch wenn ich sie nicht fasse – diesmal aber
Verzeihen Sie dem bangen Weib – Ich fürchte,
Sie spielen ein gewagtes Spiel.
    Marquis.
Ich hab' es
Verloren.
    Königin.
Gott im Himmel!
    Marquis.
Sei'n Sie
Ganz ruhig, meine Königin. Für ihn
Ich schon gesorgt. Ich hab' es mir verloren.
    Königin.
Was werd' ich hören! Gott!
    Marquis.
Denn wer,
Wer hieß auf einen zweifelhaften Wurf
Mich Alles setzen? Alles? so verwegen,
So zuversichtlich mit dem Himmel spielen?
Wer ist der Mensch, der sich vermessen will,
Des Zufalls schweres Steuer zu regieren,
Und doch nicht der Allwissenden zu sein?
O, es ist billig! – Doch warum denn jetzt
Von mir? Der Augenblick ist kostbar, wie
Das Leben eines Menschen! Und wer weiß,
Ob aus des Richters karger Hand nicht schon
Die letzten Tropfen für mich fallen?
    Königin.
Aus
Des Richters Hand? – Welch feierlicher Ton!
Ich fasse nicht, was diese Reden meinen,
Doch sie entsetzen ich –
    Marquis.
Er ist gerettet!
Um welchen Preis er's ist, gleichviel! Doch nur
Für heute. Wenig Augenblicke sind
Noch sein. Er

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