Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
Vom Netzwerk:
flüchten.
Verschieben Sie es nicht, ja nicht! Der Aufruhr
Begünstigt Ihre Flucht. In dieser Absicht
Hat ihn die Königin veranlaßt. Jetzt
Wird man sich nicht erkühnen, gegen Sie
Gewalt zu brauchen. Im Karthäuserkloster
Erwartet Sie die Post, und hier sind Waffen,
Wenn Sie gezwungen sollten sein –
(Er gibt ihm einen Dolch und Terzerolen.)
    Carlos.
Dank, Dank,
Graf Lerma!
    Lerma.
Ihre heutige Geschichte
Hat mich im Innersten gerührt. So liebt
Kein Freund mehr! Alle Patrioten weinen
Um Sie. Mehr darf ich jetzt nicht sagen.
    Carlos.
Graf Lerma! Dieser Abgeschiedne nannte
Sie einen edlen Mann.
    Lerma.
Noch einmal, Prinz!
Reisen Sie glücklich. Schönre Zeiten werden kommen;
Dann aber werd' ich nicht mehr sein. Empfangen
Sie meine Huldigung schon hier.
(Er läßt sich auf ein Knie vor ihm nieder.)
    Carlos (will ihn zurückhalten. Sehr bewegt).
Nicht also –
Nicht also, Graf – Sie rühren mich – Ich möchte
Nicht gerne weich sein –
    Lerma (küßt seine Hand mit Empfindung).
König meiner Kinder!
O, meine Kinder werden sterben dürfen
Für Sie. Ich darf es nicht. Erinnern Sie sich meiner
In meinen Kindern – Kehren Sie in Frieden
Nach Spanien zurücke. Seien Sie
Ein Mensch auf König Philipps Thron. Sie haben
Auch Leiden kennen lernen. Unternehmen Sie
Nichts Blut'ges gegen Ihren Vater! Ja
Nichts Blutiges, mein Prinz! Philipp der Zweite
Zwang Ihren Aeltervater, von dem Thron
Zu steigen – Dieser Philipp zittert heute
Vor seinem eignen Sohn! Daran gedenken
Sie, Prinz – und so geleite Sie der Himmel!
    (Er geht schnell weg. Carlos ist im Begriff, auf einem andern Wege fortzueilen, kehrt aber plötzlich um und wirft sich vor dem Leichnam des Marquis nieder, den er noch einmal in seine Arme schließt. Dann verläßt er schnell das Zimmer.)
Achter Auftritt.
    Vorzimmer des Königs.
    Herzog von Alba und Herzog von Feria kommen im Gespräch.
    Alba.
Die Stadt ist ruhig. Wie verließen Sie
Den König?
    Feria.
In der fürchterlichsten Laune.
Er hat sich eingeschlossen. Was sich auch
Ereignen würde, keinen Menschen will
Er vor sich lassen. Die Verrätherei
Des Marquis hat auf ein Mal seine ganze
Natur verändert. Wir erkennen ihn
Nicht mehr.
    Alba.
Ich muß zu ihm. Ich kann ihn diesmal
Nicht schonen. Eine wichtige Entdeckung,
Die eben jetzt gemacht wird –
    Feria.
Eine neue
Entdeckung?
    Alba.
Ein Karthäusermönch, der in
Des Prinzen Zimmer heimlich sich gestohlen
Und mit verdächt'ger Wißbegier den Tod
Des Marquis Posa sich erzählen lassen,
Fällt meinen Wachen auf. Man hält ihn an.
Man untersucht. Die Angst des Todes preßt
Ihm ein Geständniß aus, daß er Papiere
Von großem Werthe bei sich trage, die
Ihm der Verstorbne anbefohlen in
Des Prinzen Hand zu übergeben – wenn
Er sich vor Sonnenuntergang nicht mehr
Ihm zeigen würde.
    Feria.
Nun?
    Alba.
Die Briefe lauten,
Daß Carlos binnen Mitternacht und Morgen
Madrid verlassen soll.
    Feria.
Was?
    Alba.
Daß ein Schiff
In Cadix segelfertig liege, ihn
Nach Vlissingen zu bringen – daß die Staaten
Der Niederlande seiner nur erwarten,
Die span'schen Ketten abzuwerfen.
    Feria.
Ha!
Was ist das?
    Alba.
Andre Briefe melden,
Daß eine Flotte Solimans bereits
Von Rhodus ausgelaufen – den Monarchen
Von Spanien, laut des geschloßnen Bundes,
Im mittelländ'schen Meere anzugreifen.
    Feria.
Ist's möglich?
    Alba.
Eben diese Briefe lehren
Die Reisen mich verstehn, die der Maltheser
Durch ganz Europa jüngst gethan. Es galt
Nichts Kleineres, als alle nord'schen Mächte
Für der Flamänder Freiheit zu bewaffnen.
    Feria.
Das war er!
    Alba.
Diesen Briefen endlich folgt
Ein ausgeführter Plan des ganzen Krieges,
Der von der span'schen Monarchie auf immer
Die Niederlande trennen soll. Nichts, nichts
Ist übersehen, Kraft und Widerstand
Berechnet, alle Quellen, alle Kräfte
Des Landes pünktlich angegeben, alle
Maximen, welche zu befolgen, alle
Bündnisse, die zu schließen. Der Entwurf
Ist teuflisch, aber wahrlich – göttlich.
    Feria.
Welch undurchdringlicher Verräther!
    Alba.
Noch
Beruft man sich in diesem Brief auf eine
Geheime Unterredung, die der Prinz
Am Abend seiner Flucht mit seiner Mutter
Zu Stande bringen sollte.
    Feria.
Wie? Das wäre
Ja heute.
    Alba.
Diese Mitternacht. Auch hab' ich
Für diesen Fall Befehle schon gegeben.
Sie sehen, daß es dringt. Kein Augenblick
Ist zu verlieren – Oeffnen Sie das Zimmer
Der Königs.
    Feria.
Nein! Der Eintritt ist verboten.
    Alba.
So öffn' ich selbst – die wachsende

Weitere Kostenlose Bücher