Dramatische Werke
kam sie auf mich zu,
Schnell, als besänne sie sich erst, und drückte
Mich an den Busen, mehr mit schmerzlicher
Als zärtlicher Bewegung.
Wallenstein (ergreift ihre Hand).
Fassen Sie sich! –
Wie war's mit Eggenberg, mit Lichtenstein
Und mit den andern Freunden?
Herzogin (den Kopf schüttelnd).
Keinen sah ich.
Wallenstein.
Und der hispanische Conte Ambassador,
Der sonst so warm für mich zu sprechen pflegte?
Herzogin.
Er hatte keine Zunge mehr für Sie.
Wallenstein.
Die Sonnen also scheinen uns nicht mehr,
Fortan muß eignes Feuer uns erleuchten.
Herzogin.
Und wär' es? Theurer Herzog, wär's an dem,
Was man am Hofe leise flüstert, sich
Im Lande laut erzählt – Was Pater Lamormain
Durch einige Winke –
Wallenstein (schnell).
Lamormain! Was sagt Der?
Herzogin.
Man zeihe Sie verwegner Ueberschreitung
Der anvertrauten Vollmacht, freventlicher
Verhöhnung höchster, kaiserlicher Befehle.
Die Spanier, der Bayern stolzer Herzog
Stehen auf als Kläger wider Sie –
Ein Ungewitter zieh' sich über Ihnen
Zusammen, noch weit drohender, als jenes,
Das Sie vordem zu Regensburg gestürzt.
Man spreche, sagt er – ach! ich kann's nicht sagen –
Wallenstein (gespannt).
Nun?
Herzogin.
Von einer zweiten – (sie stockt.)
Wallenstein.
zweiten –
Herzogin.
Schimpflichen
– Absetzung.
Wallenstein.
Spricht man?
(Heftig bewegt durch das Zimmer gehend.)
O! sie zwingen mich, sie stoßen
Gewaltsam, wider meinen Willen, mich hinein.
Herzogin (sich bittend an ihn schmiegend).
O, wenn's noch Zeit ist, mein Gemahl! – wenn es
Mit Unterwerfung, mit Nachgiebigkeit
Kann abgewendet werden – Geben Sie nach –
Gewinnen Sie's dem stolzen Herzen ab,
Es ist Ihr Herr und Kaiser, dem Sie weichen.
O! lassen Sie es länger nicht geschehn,
Daß hämische Bosheit Ihre gute Absicht
Durch giftige, verhaßte Deutung schwärze.
Mit Siegeskraft der Wahrheit stehen Sie auf,
Die Lügner, die Verleumder zu beschämen!
Wir haben so der guten Freunde wenig.
Sie wissen's! Unser schnelles Glück hat uns
Dem Haß der Menschen bloßgestellt – Was sind wir,
Wenn kaiserliche Huld sich von uns wendet!
Dritter Auftritt.
Gräfin Terzky , welche die Prinzessin Thekla an der Hand führt, zu den Vorigen.
Gräfin.
Wie, Schwester? Von Geschäften schon die Rede
Und, wie ich seh', nicht von erfreulichen,
Eh er noch seines Kindes froh geworden?
Der Freude gehört der erste Augenblick.
Hier, Vater Friedland, das ist deine Tochter!
(Thekla nähert sich ihm schüchtern und will sich auf
seine Hand beugen; er empfängt sie in seinen Armen und
bleibt einige Zeit in ihrem Anschauen verloren stehen.)
Wallenstein.
Ja! Schön ist mir die Hoffnung aufgegangen.
Ich nehme sie zum Pfande größern Glücks.
Herzogin.
Ein zartes Kind noch war sie, als Sie gingen,
Das große Heer dem Kaiser aufzurichten.
Hernach, als Sie vom Feldzug heimgekehrt
Aus Pommern, war die Tochter schon im Stifte,
Wo sie geblieben ist bis jetzt.
Wallenstein.
Indeß
Wir hier im Feld gesorgt, sie groß zu machen,
Das höchste Irdische ihr zu erfechten,
Hat Mutter Natur in stillen Klostermauern
Das Ihrige gethan, dem lieben Kind
Aus freier Gunst das Göttliche gegeben
Und führt sie ihrem glänzenden Geschick
Und meiner Hoffnung schön geschmückt entgegen.
Herzogin (zur Prinzessin).
Du hättest deinen Vater wohl nicht wieder
Erkannt, mein Kind? Kaum zähltest du acht Jahre,
Als du sein Angesicht zuletzt gesehn.
Thekla.
Doch, Mutter, auf den ersten Blick – Mein Vater
Hat nicht gealtert – Wie sein Bild in mir gelebt,
So steht er blühend jetzt vor meinen Augen.
Wallenstein (zur Herzogin).
Das holde Kind! Wie fein bemerkt und wie
Verständig! Sieh, ich zürnte mit dem Schicksal,
Daß mir's den Sohn versagt, der meines Namens
Und meines Glückes Erbe könnte sein,
In einer stolzen Linie von Fürsten
Mein schnell verlöschtes Dasein weiter leiten.
Ich that dem Schicksal Unrecht. Hier auf dieses
Jungfräulich blühende Haupt will ich den Kranz
Des kriegerischen Lebens niederlegen;
Nicht für verloren acht' ich's, wenn ich's einst,
In einen königlichen Schmuck verwandelt,
Um diese schöne Stirne flechten kann.
(Er hält sie in seinen Armen, wie Piccolomini hereintritt.)
Vierter Auftritt.
Max Piccolomini und bald darauf Graf Terzky zu den Vorigen.
Gräfin.
Da kommt der Paladin, der uns beschützte.
Wallenstein.
Sei mir willkommen, Max! Stets warst du mir
Der Bringer irgend einer schönen Freude,
Und wie das glückliche Gestirn des Morgens,
Führst du die
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