Dramatische Werke
hochgebietender Feldherr, der
durchlauchtige Fürst von Friedland, wegen
vielfältig empfangener Kränkungen des Kaisers
Dienst zu verlassen gemeint gewesen, auf unser
einstimmiges Bitten aber sich bewegen lassen, noch
länger bei der Armee zu verbleiben und ohne unser
Genehmhaltung sich nicht von uns zu trennen: als
verpflichten wir uns wieder insgesammt, und Jeder
für sich insbesondere, anstatt eines körperlichen
Eides – auch bei ihm ehrlich und getreu zu halten,
uns auf keinerlei Weise von ihm zu trennen und für
denselben alles das Unsrige, bis auf den letzten
Blutstropfen, aufzusetzen, soweit nämlich unser
dem Kaiser geleisteter Eid es erlauben wird .
(Die letzten Worte werden von Isolani nachgesprochen.)
Wie wir denn auch, wenn Einer oder der Andere von uns,
diesem Verbündniß zuwider, sich von der gemeinen
Sache absondern sollte, denselben als einen
bundesflüchtigen Verräther erklären und an seinem
Hab und Gut, Leib und Leben Rache dafür zu
nehmen verbunden sein wollen. Solches bezeugen
wir mit Unterschrift unsers Namens.«
Terzky.
Bist du gewillt, dies Blatt zu unterschreiben?
Isolani.
Was sollt' er nicht! Jedweder Officier
Von Ehre kann das – muß das – Dint' und Feder!
Terzky.
Laß gut sein bis nach Tafel.
Isolani (Max fortziehend).
Komm' Er, komm' Er!
(Beide gehen an die Tafel.)
Zweiter Auftritt.
Terzky. Neumann.
Terzky (winkt dem Neumann, der am Kredenztisch gewartet, und tritt mit ihm vorwärts)
Bringst du die Abschrift, Neumann? Gibt! Sie ist
Doch so verfaßt, daß man sie leicht verwechselt?
Neumann.
Ich hab' sie Zeil' um Zeile nachgemalt,
Nichts als die Stelle von dem Eid blieb weg,
Wie deine Excellenz es mir geheißen.
Terzky.
Gut! Leg' sie dorthin, und mit dieser gleich
Ins Feuer! Was sie soll, hat sie geleistet.
(Neumann legt die Kopie auf den Tisch und tritt wieder zum Schenktisch.)
Dritter Auftritt.
Illo kommt aus dem zweiten Zimmer. Terzky.
Illo.
Wie ist es mit dem Piccolomini?
Terzky.
Ich denke, gut. Er hat nichts eingewendet.
Illo.
Er ist der Einz'ge, dem ich nicht recht traue,
Er und der Vater – Habt ein Aug' auf Beide!
Terzky.
Wie sieht's an Eurer Tafel aus? Ich hoffe,
Ihr haltet Euer Gäste warm?
Illo.
Sie sind
Ganz cordial. Ich denk', wir haben sie.
Und wie ich's Euch vorausgesagt – schon ist
Die Red' nicht mehr davon, den Herzog bloß
Bei Ehren zu erhalten. Da man einmal
Beisammen sei, meint Montecuculi,
So müsse man in seinem eignen Wien
Dem Kaiser die Bedingung machen. Glaubt mir,
Wär's nicht um diese Piccolomini,
Wir hätten den Betrug uns können sparen.
Terzky.
Was will der Buttler? Still!
Vierter Auftritt.
Buttler zu den Vorigen.
Buttler (von der zweiten Tafel kommend).
Laßt Euch nicht stören.
Ich hab' Euch wohl verstanden, Feldmarschall.
Glück zum Geschäfte – und was mich betrifft,
(geheimnißvoll)
So könnt Ihr auf mich rechnen.
Illo (lebhaft).
Können wir's?
Buttler.
Mit oder ohne Klausel! gilt mir gleich.
Versteht Ihr mich! Der Fürst kann meine Treu'
Auf jede Probe setzen, sagt ihm das.
Ich bin des Kaisers Officier, so lang ihm
Beliebt, des Kaisers General zu bleiben,
Und bin des Friedlands Knecht, sobald es ihm
Gefallen wird, sein eigner Herr zu sein.
Terzky.
Ihr treffet einen guten Tausch. Kein Karger,
Kein Ferdinand ist's, dem Ihr Euch verpflichtet.
Buttler (ernst).
Ich biete meine Treu nicht feil, Graf Terzky,
Und wollt' Euch nicht gerathen haben, mir
Vor einem halben Jahr noch abzudingen,
Wozu ich jetzt freiwillig mich erbiete.
Ja, mich sammt meinem Regiment bring' ich
Dem Herzog, und nicht ohne Folgen soll
Das Beispiel bleiben, denk' ich, das ich gebe.
Illo.
Wem ist es nicht bekannt, daß Oberst Buttler
Dem ganzen Heer voran als Muster leuchtet!
Buttler.
Meint Ihr, Feldmarschall? Nun, so reut mich nicht
Die Treue, vierzig Jahre lang bewahrt,
Wenn mit der wohlgesparte gute Name
So volle Rache kauft im sechzigsten! –
Stoße auch an meine Rede nicht, ihr Herrn.
Euch mag es gleichviel sein, wie ihr mich habt,
Und werdet, hoff' ich, selber nicht erwarten,
Daß euer Spiel mein grades Urtheil krümmt –
Daß Wankelsinn und schnellbewegtes Blut,
Noch leichte Ursach sonst den alten Mann
Vom langgewohnten Ehrenpfade treibt.
Kommt! Ich bin darum minder nicht entschlossen,
Weil ich es deutlich weiß, wovon ich scheide.
Illo.
Sagt's rund heraus, wofür wir Euch zu halten –
Buttler.
Für einen Freund! Nehmt meine Hand darauf,
Mit Allem, was ich hab', bin ich der Eure.
Nicht Männer bloß, auch Geld
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