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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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unentweihte in der Menschlichkeit.
    Octavio.
Max, folg' mir lieber gleich, das ist doch besser.
    Max.
Was? Eh ich Abschied noch von ihr genommen?
Den letzten? – Nimmermehr!
    Octavio.
Erspare dir
Die Qual der Trennung, der nothwendigen.
Komm mit mir! Komm, mein Sohn!
(Will ihn fortziehen.)
    Max.
Nein! So wahr Gott lebt!
    Octavio (dringender).
Komm mit mir! Ich gebiete dir's, dein Vater.
    Max.
Gebiete mir, was menschlich ist. Ich bleibe.
    Octavio.
Max! In des Kaisers Namen, folge mir!
    Max.
Kein Kaiser hat dem Herzen vorzuschreiben.
Und willst du mir das Einzige noch rauben,
Was mir mein Unglück übrig ließ, ihr Mitleid?
Muß grausam auch das Grausame geschehn?
Das Unabänderliche soll ich noch
Unedel thun, mit heimlich feiger Flucht,
Wie ein Unwürdiger, mich von ihr stehlen?
Sie soll mein Leiden sehen, meinen Schmerz,
Die Klagen hören der zerrißnen Seele
Und Thränen um ich weinen – O! die Menschen
Sind grausam, aber sie ist wie ein Engel.
Sie wird von gräßlich wüthender Verzweiflung
Die Seele retten, diesen Schmerz des Todes
Mit sanften Trostesworten klagend lösen.
    Octavio.
Du reißest dich nicht los, vermagst es nicht.
O komm, mein Sohn, und rette deine Tugend!
    Max.
Verschwende deine Worte nicht vergebens!
Dem Herzen folg' ich, denn ich darf ihm trauen.
    Octavio (außer Fassung, zitternd).
Max! Max! Wenn das Entsetzliche mich trifft,
Wenn du – mein Sohn –mein eignes Blut – ich darf's
Nicht denken! – dich dem Schändlichen verkaufst,
Dies Brandmal aufdrückst unsern Hauses Adel,
Dann soll die Welt das Schauderhafte sehn,
Und von des Vaters Blute triefen soll
Des Sohnes Stahl im gräßlichen Gefechte.
    Max.
O! hättest du vom Menschen besser stets
Gedacht, du hättest besser auch gehandelt.
Fluchwürd'ger Argwohn! Unglücksel'ger Zweifel!
Es ist ihm Festes nichts und Unverrücktes,
Und Alles wanket, wo der Glaube fehlt.
    Octavio.
Und trau' ich deinem Herzen auch, wird's immer
In deiner Macht auch stehen, ihm zu folgen?
    Max.
Du hast des Herzens Stimme nicht bezwungen,
So wenig wird der Herzog es vermögen.
    Octavio.
O Max, ich seh' dich niemals wiederkehren!
    Max.
Unwürdig deiner wirst du nie mich sehn.
    Octavio.
Ich geh' nach Frauenberg, die Pappenheimer
Lass' ich dir hier, auch Lothringer, Toscana
Und Tiefenbach bleibt da, dich zu bedecken.
Die lieben dich und sind dem Eide treu
Und werden lieber tapfer streitend fallen,
Als von dem Führer weichen und der Ehre.
    Max.
Verlaß dich drauf, ich lasse fechtend hier
Das Leben, oder führe sie aus Pilsen.
    Octavio (aufbrechend).
Mein Sohn, leb wohl!
    Max.
Leb wohl!
    Octavio.
Wie? Keinen Blick
Der Liebe? Keinen Händedruck zum Abschied?
Es ist ein blut'ger Krieg, in den wir gehn,
Und ungewiß, verhüllt ist der Erfolg.
So pflegten wir uns vormals nicht zu trennen.
Ist es denn wahr? Ich habe keinen Sohn mehr?
    (Max fällt in seine Arme, sie halten einander lange schweigend umfaßt, dann entfernen sie sich nach verschiedenen Seiten.)
     

Dritter Aufzug.
    Saal bei der Herzogin von Friedland.
Erster Auftritt.
    Gräfin Terzky. Thekla. Fräulein von Neubrunn. Beide letzteren mit weiblichen Arbeiten beschäftigt.
    Gräfin.
Ihr habt mich nichts zu fragen, Thekla? Gar nichts?
Schon lange wart' ich auf ein Wort von Euch.
Könnt Ihr's ertragen, in so langer Zeit
Nicht einmal seinen Namen auszusprechen?
Wie? Oder wär' ich jetzt schon überflüssig?
Und gäb' es andre Wege, als durch mich?
Gesteht mir, Nichte. Habt Ihr ihn gesehn?
    Thekla.
Ich hab' ihn heut und gestern nicht gesehn.
    Gräfin.
Auch nicht von ihm gehört? Verbergt mir nichts.
    Thekla.
Kein Wort.
    Gräfin.
Und könnt so ruhig sein?
    Thekla.
Ich bin's.
    Gräfin.
Verlaßt uns, Neubrunn.
    (Fräulein von Neubrunn entfernt sich.)
Zweiter Auftritt.
    Gräfin. Thekla.
    Gräfin.
Es gefällt mir nicht,
Daß er sich grade jetzt so still verhält.
    Thekla.
Gerade jetzt!
    Gräfin.
Nachdem er Alles weiß!
Denn jetzo war's die Zeit, sich zu erklären.
    Thekla.
Sprecht deutlicher, wenn ich's verstehen soll.
    Gräfin.
In dieser Absicht schickt' ich sie hinweg.
Ihr seid kein Kind mehr, Thekla. Euer Herz
Ist mündig, denn Ihr liebt, und kühner Muth
Ist bei der Liebe. Den habt Ihr bewiesen.
Ihr artet mehr nach Eures Vaters Geist,
Als nach der Mutter ihrem. Darum könnt Ihr hören,
Was sie nicht fähig ist zu tragen.
    Thekla.
Ich bitt' euch, endet diese Vorbereitung.
Sei's, was es sei. Heraus damit! Es kann
Mich mehr nicht ängstigen, als dieser Eingang.
Was habt Ihr mir zu

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