Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
Vom Netzwerk:

Der meine Mutter stürzt ins Grab!
    Herzogin.
Wie, Thekla, Launen? Soll dein güt'ger Vater
Vergeblich einen Wunsch geäußert haben?
    Gräfin.
Hier ist die Zither.
    Thekla.
O mein Gott – Wie kann ich
    (Hält das Instrument mit zitternder Hand, ihre Seele arbeitet im heftigsten Kampf, und im Augenblick, da sie anfangen soll zu singen, schaudert sie zusammen, wirft das Instrument weg und geht schnell ab.)
    Herzogin.
Mein Kind – o, sie ist krank!
    Wallenstein.
Was ist dem Mädchen? Pflegt sie so zu sein?
    Gräfin.
Nun, weil sie es denn selbst verräth, so will
Ich auch nicht länger schweigen.
    Wallenstein.
Wie?
    Gräfin.
Sie liebt ihn.
    Wallenstein.
Liebt! Wen?
    Gräfin.
Den Piccolomini liebt sie.
Hast du es nicht bemerkt? Die Schwester auch nicht?
    Herzogin.
O, war es dies, was ihr das Herz beklemmte?
Gott segne dich, mein Kind! Du darfst
Dich deiner Wahl nicht schämen.
    Gräfin.
Diese Reise –
Wenn's deine Absicht nicht gewesen, schreib's
Dir selber zu. Du hättest einen andern
Begleiter wählen sollen!
    Wallenstein.
Weiß er's?
    Gräfin.
Er hofft, sie zu besitzen.
    Wallenstein.
Hofft,
Sie zu besitzen – Ist der Junge toll?
    Gräfin.
Nun mag sie's selber hören!
    Wallenstein.
Die Friedländerin
Denkt er davon zu tragen? Nun! Der Einfall
Gefällt mir! Die Gedanken stehen ihm nicht niedrig.
    Gräfin.
Weil du so viele Gunst ihm stets bezeigt,
So –
    Wallenstein.
– Will er mich auch endlich noch beerben.
Nun ja! Ich lieb' ihn, halt' ihn werth; was aber
Hat das mit meiner Tochter Hand zu schaffen?
Sind es die Töchter, sind's die einz'gen Kinder,
Womit man seine Gunst bezeigt?
    Herzogin.
Sein adeliger Sinn und seine Sitten –
    Wallenstein.
Erwerben ihm mein Herz, nicht meine Tochter.
    Herzogin.
Sein Stand und seine Ahnen –
    Wallenstein.
Ahnen! Was!
Er ist ein Unterthan, und meinen Eidam
Will ich mir auf Europens Thronen suchen.
    Herzogin.
O lieber Herzog! Streben wir nicht allzuhoch
Hinauf, daß wir zu tief nicht fallen mögen.
    Wallenstein.
Ließ ich mir's so viel kosten, in die Höh
Zu kommen, über die gemeinen Häupter
Der Menschen wegzuragen, um zuletzt
Die große Lebensrolle mit gemeiner
Verwandtschaft zu beschließen? – Hab' ich darum –
(Plötzlich hält er inne, sich fassend.)
Sie ist das Einzige, was von mir nachbleibt
Auf Erden; eine Krone will ich sehn
Auf ihrem Haupte, oder will nicht leben.
Was? Alles – Alles setz' ich dran, um sie
Recht groß zu machen – ja, in der Minute,
Worin wir sprechen – (er besinnt sich)
Und ich sollte nun,
Wie ein weichherz'ger Vater, was sich gern hat
Und liebt, fein bürgerlich zusammengeben?
Und jetzt soll ich das thun, jetzt eben, da ich
Auf mein vollendet Werk den Kranz will setzen –
Nein, sie ist mir ein langgespartes Kleinod,
Die höchste, letzte Münze meines Schatzes,
Nicht niedriger fürwahr gedenk' ich sie
Als um ein Königsscepter loszuschlagen –
    Herzogin.
O mein Gemahl! Sie bauen immer, bauen
Bis in die Wolken, bauen fort und fort
Und denken nicht dran, daß der schmale Grund
Das schwindelnd schwanke Werk nicht tragen kann.
    Wallenstein (zur Gräfin).
Hast du ihr angekündigt, welchen Wohnsitz
Ich ihr bestimmt?
    Gräfin.
Noch nicht. Entdeckt's ihr selbst.
    Herzogin.
Wie? Gehen wir nach Kärnthen nicht zurück?
    Wallenstein.
Nein.
    Herzogin.
Oder sonst auf keines Ihrer Güter?
    Wallenstein.
Sie würden dort nicht sicher sein.
    Herzogin.
Nicht sicher
In Kaisers Landen, unter Kaisers Schutz?
    Wallenstein.
Den hat des Friedlands Gattin nicht zu hoffen.
    Herzogin.
O Gott, bis dahin haben Sie's gebracht!
    Wallenstein.
In Holland werden Sie Schutz finden.
    Herzogin.
Was?
Sie senden uns in lutherische Länder?
    Wallenstein.
Der Herzog Franz von Lauenburg wird Ihr
Geleitsmann dahin sein.
    Herzogin.
Der Lauenburger?
Der's mit dem Schweden hält, des Kaisers Feind?
    Wallenstein.
Des Kaisers Feinde sind die meinen nicht mehr.
    Herzogin (sieht den Herzog und die Gräfin schreckensvoll an).
Ist's also wahr? Es ist? Sie sind gestürzt?
Sind vom Kommando abgesetzt? O Gott
Im Himmel!
    Gräfin (seitwärts zum Herzog).
Lassen wir sie bei dem Glauben.
Du siehst, daß sie die Wahrheit nicht ertrüge.
    Fünfter Auftritt.
    Graf Terzky. Vorige.
    Gräfin.
Terzky! Was ist ihm? Welches Bild des Schreckens!
Als hätt' er ein Gespenst gesehn!
    Terzky (Wallenstein bei Seite führend, heimlich).
Ist's dein Befehl, daß die Kroaten reiten?
    Wallenstein.
Ich weiß von nichts.
    Terzky.
Wir sind

Weitere Kostenlose Bücher