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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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sagen? Faßt es kurz.
    Gräfin.
Ihr müßt nur nicht erschrecken –
    Thekla.
Nennt's! Ich bitt' Euch.
    Gräfin.
Es steht bei Euch, dem Vater einen großen Dienst
Zu leisten –
    Thekla.
Bei mir stünde das! Was kann –
    Gräfin.
Max Piccolomini liebt Euch. Ihr könnt
Ihn unauflöslich an den Vater binden.
    Thekla.
Braucht's dazu meiner? Ist er es nicht schon?
    Gräfin.
Er war's.
    Thekla.
Und warum sollt' er's nicht mehr sein,
Nicht immer bleiben?
    Gräfin.
Auch am Kaiser hängt er.
    Thekla.
Nicht mehr, als Pflicht und Ehre von ihm fordern.
    Gräfin.
Von seiner Liebe fordert man Beweise
Und nicht von seiner Ehre – Pflicht und Ehre!
Das sind vieldeutig doppelsinn'ge Namen,
Ihr sollt sie ihm auslegen, seine Liebe
Soll seine Ehre ihm erklären.
    Thekla.
Wie?
    Gräfin.
Er soll dem Kaiser oder Euch entsagen.
    Thekla.
Er wird den Vater gern in den Privatstand
Begleiten. Ihr vernahmt es von ihm selbst,
Wie sehr er wünscht, die Waffen wegzulegen.
    Gräfin.
Er soll sie nicht weglegen, ist die Meinung,
Er soll sie für den Vater ziehn.
    Thekla.
Sein Blut,
Sein Leben wird er für den Vater freudig
Verwenden, wenn ihm Unglimpf widerführe.
    Gräfin.
Ihr wollt mich nicht errathen – Nun, so hört.
Der Vater ist vom Kaiser abgefallen,
Steht im Begriff, sich zu dem Feind zu schlagen,
Mit sammt dem ganzen Heer –
    Thekla.
O meine Mutter!
    Gräfin.
Es braucht ein großes Beispiel, die Armee
Ihm nachzuziehn. Die Piccolomini
Stehn bei dem Heer in Ansehn; sie beherrschen
Die Meinung, und entscheidend ist ihr Vorgang.
Des Vaters sind wir sicher durch den Sohn –
– Ihr habt jetzt viel in Eurer Hand.
    Thekla.
O jammervolle Mutter! Welcher Streich des Todes
Erwartet dich! – Sie wird's nicht überleben.
    Gräfin.
Sie wird in das Nothwendige sich fügen.
Ich kenne sie – das Ferne, Künftige beängstigt
Ihr fürchtend Herz; was unabänderlich
Und wirklich da ist, trägt sie mit Ergebung.
    Thekla.
O meine ahnungsvolle Seele – Jetzt –
Jetzt ist sie da, die kalte Schreckenshand,
Die in mein fröhlich Hoffen schaudernd greift.
Ich wußt' es wohl –O gleich, als ich hier eintrat,
Weissagte mir's das bange Vorgefühl,
Daß über mir die Unglückssterne stünden –
Doch warum denk' ich jetzt zuerst an mich –
O meine Mutter! meine Mutter!
    Gräfin.
Faßt Euch.
Brecht nicht in eitle Klagen aus. Erhaltet
Dem Vater einen Freund, Euch den Geliebten,
So kann noch Alles gut und glücklich werden.
    Thekla.
Gut werden! Was? Wir sind getrennt auf immer! –
Ach, davon ist nun gar nicht mehr die Rede.
    Gräfin.
Er läßt Euch nicht! Er kann nicht von Euch lassen.
    Thekla.
O der Unglückliche!
    Gräfin.
Wenn er Euch wirklich liebt, wird sein Entschluß
Geschwind gefaßt sein.
    Thekla.
Sein Entschluß wird bald
Gefaßt sein, daran zweifelt nicht. Entschluß!
Ist hier noch ein Entschluß?
    Gräfin.
Faßt Euch. Ich höre
Die Mutter nahn.
    Thekla.
Wie werd' ich ihren Anblick
Ertragen!
    Gräfin.
Faßt Euch.
Dritter Auftritt.
    Die Herzogin. Vorige.
    Herzogin (zur Gräfin)
Schwester, wer war hier?
Ich hörte lebhaft reden.
    Gräfin.
Es war Niemand.
    Herzogin.
Ich bin so schreckhaft. Jedes Rauschen kündigt mir
Den Fußtritt eines Unglücksboten an.
Könnt Ihr mir sagen, Schwester, wie es steht?
Wird er dem Kaiser seinen Willen thun,
Dem Kardinal die Reiter senden? Sprecht,
Hat er den Questenberg mit einer guten
Antwort entlassen?
    Gräfin.
– Nein, das hat er nicht.
    Herzogin.
O, dann ist's aus! Ich seh' das Aergste kommen.
Sie werden ihn absetzen; es wird Alles wieder
So werden, wie zu Regensburg.
    Gräfin.
So wird's
Nicht werden. Diesmal nicht. Dafür seid ruhig.
    (Thekla, heftig bewegt, stürzt auf die Mutter zu und schließt
sie weinend in die Arme.)
    Herzogin.
O der unbeugsam unbezähmte Mann!
Was hab' ich nicht getragen und gelitten
In dieser Ehe unglücksvollem Bund!
Denn gleich wie an ein feurig Rad gefesselt,
Das rastlos eilend, ewig, heftig treibt,
Bracht' ich ein angstvoll Leben mit ihm zu,
Und stets an eines Abgrunds jähem Rande
Sturzdrohend, schwindelnd riß er mich dahin.
– Nein, weine nicht, mein Kind. Laß dir mein Leiden
Zu keiner bösen Vorbedeutung e,
Den Stand, der dich erwartet, nicht verleiden.
Es lebt kein zweiter Friedland; du, mein Kind,
Hast deiner Mutter Schicksal nicht zu fürchten.
    Thekla.
O, lassen Sie uns fliehen, liebe Mutter!
Schnell! Schnell! Hier ist kein Aufenthalt für uns.
Jedwede nächste Stunde brütet irgend
Ein neues, ungeheures Schreckbild aus.
    Herzogin.

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