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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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ruhig der Charakter treibt;
Denn blinder Mißverständnisse Gewalt
Drängt oft den Besten aus dem rechten Gleise.
Ihr kamt durch Frauenberg. Hat Euch Graf Gallas
Nichts anvertraut? Sagt mir's. Er ist mein Freund.
    Buttler.
Er hat verlorne Worte nur gesprochen.
    Octavio.
Das hör' ich ungern, denn sein Rath war gut,
Und einen gleichen hätt' ich Euch zu geben.
    Buttler.
Spart Euch die Müh' – mir die Verlegenheit,
So schlecht die gute Meinung zu verdienen.
    Octavio.
Die Zeit ist theuer, laßt uns offen reden.
Ihr wißt, wie hier die Sachen stehn. Der Herzog
Sinnt auf Verrath, ich kann Euch mehr noch sagen,
Er hat ihn schon vollführt; geschlossen ist
Das Bündniß mit dem Feind vor wen'gen Stunden.
Nach Prag und Eger reiten schon die Boten,
Und morgen will er zu dem Feind uns führen.
Doch er betrügt sich, denn die Klugheit wacht,
Noch treue Freunde leben hier dem Kaiser,
Und mächtig steht ihr unsichtbarer Bund.
Dies Manifest erklärt ihn in die Acht,
Spricht los das Heer von des Gehorsams Pflichten,
Und alle Gutgesinnten ruft es auf,
Sich unter meiner Führung zu versammeln.
Nun wählt, ob Ihr mit uns die gute Sache,
Mit ihm der Bösen böses Loos wollt theilen?
    Buttler (steht auf).
Sein Loos ist meines.
    Octavio.
Ist das Euer letzter Entschluß?
    Buttler.
Er ist's.
    Octavio.
Bedenkt Euch, Oberst Buttler.
Noch habt Ihr Zeit. In meiner treuen Brust
Begraben bleibt das rasch gesprochne Wort.
Nehmt es zurück. Wählt eine bessere
Partei. Ihr habt die gute nicht ergriffen.
    Buttler.
Befehlt Ihr sonst noch etwas, Generalleutnant?
    Octavio.
Seht Eure weißen Haare! Nehmt's zurück.
    Buttler.
Lebt wohl!
    Octavio.
Was? Diesen guten tapfern Degen
Wollt Ihr in solchem Streite ziehen? Wollt
In Fluch den Dank verwandeln, den Ihr Euch
Durch vierzigjähr'ge Treu' verdient um Oestreich?
    Buttler (bitter lachend).
Dank von Haus Oestreich! (Er will gehen.)
    Octavio (läßt ihn bis an die Thüre gehen, dann ruft er).
Buttler!
    Buttler.
Was beliebt?
    Octavio.
Wie war es mit dem Grafen?
    Buttler.
Grafen! Was?
    Octavio.
Dem Grafentitel, mein' ich.
    Buttler (heftig auffahrend).
Tod und Teufel!
    Octavio (kalt).
Ihr suchtet darum nach. Man wies Euch ab.
    Buttler.
Nicht ungestraft sollt Ihr mich höhnen. Zieht!
    Octavio.
Steckt ein. Sagt ruhig, wie es damit ging. Ich will
Genugthuung nachher Euch nicht verweigern.
    Buttler.
Mag alle Welt doch um die Schwachheit wissen,
Die ich mir selber lieber nie verzeihen kann!
– Ja! Generalleutnant, ich besitze Ehrgeiz,
Verachtung hab' ich nie ertragen können.
Es that mir wehe, daß Geburt und Titel
Bei der Armee mehr galten, als Verdienst.
Nicht schlechter wollt' ich sein, als meines Gleichen.
So ließ ich mich in unglücksel'ger Stunde
Zu einem Schritt verleiten – Er war Thorheit!
Doch nicht verdient' ich, sie so hart zu büßen!
– Versagen konnte man's – Warum die Weiterung
Mit dieser kränkenden Verachtung schärfen,
Den alten Mann, den treu bewährten Diener
Mit schwerem Hohn zermalmend niederschlagen,
An seiner Herkunft Schmach so rauh ihn mahnen,
Weil er in schwacher Stunde sich vergaß!
Doch einen Stachel gab Natur dem Wurm,
Den Willkür übermüthig spielend tritt –
    Octavio.
Ihr müßt verleumdet sein. Vermuthet Ihr
Den Feind, der Euch den schlimmen Dienst geleistet?
    Buttler.
Sei's, wer es will! Ein niederträcht'ger Bube,
Ein Höfling muß es sein, ein Spanier,
Der Junker irgend eines alten Hauses,
Dem ich im Licht mag stehn, ein neid'scher Schurke,
Den meine selbstverdiente Würde kränkt.
    Octavio.
Sagt, billigte der Herzog jenen Schritt?
    Buttler.
Er trieb mich dazu an, verwendete
Sich selbst für mich mit edler Freundeswärme.
    Octavio.
So? Wißt Ihr das gewiß?
    Buttler.
Ich las den Brief.
    Octavio (bedeutend).
Ich auch – doch anders lautete sein Inhalt.
    (Buttler wird betroffen.)
    Durch Zufall bin ich im Besitz des Briefs,
Kann Euch durch eignen Anblick überführen.
(Er gibt ihm den Brief.)
    Buttler.
Ha! was ist das?
    Octavio.
Ich fürchte, Oberst Buttler,
Man hat mit Euch ein schändlich Spiel getrieben.
Der Herzog, sagt Ihr, trieb Euch zu dem Schritt? –
In diesem Briefe spricht er mit Verachtung
Von Euch, räth dem Minister, Euren Dünkel,
Wie er ihn nennt, zu züchtigen.
    (Buttler hat den Brief gelesen, seine Knie zittern, er greift nach einem Stuhl, setzt sich nieder.)
    Kein Feind verfolgt Euch. Niemand will euch übel.
Dem Herzog schreibt allein die Kränkung zu,
Die Ihr empfangen; deutlich ist die Absicht.
Loßreißen wollt'

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