Dramen
empor.
v. Keith
… Ich glaube an nichts so zuversichtlich wie daran, daß sich unsere Mühen und Aufopferungen in dieser Welt belohnen!
Anna
Das muß man wohl, um sich so abzuhetzen, wie du das tust!
v. Keith
Wenn nicht an uns, dann an unsern Kindern!
Anna
Du hast ja noch gar keine!
v. Keith
Die schenkst du mir, Anna – Kinder mit meinem Verstand, mit strotzend gesundem Körper und aristokratischen Händen. Dafür baue ich dir ein königliches Heim, wie es einer Frau deines Schlages zukommt! Und ich gebe dir einen Gatten zur Seite, der die Allmacht hat, dir jeden Wunsch, der aus deinen großen schwarzen Augen spricht, zu erfüllen!
Er küßt sie inbrünstig. Im Garten wird ein Feuerwerk abgebrannt, das das Paar für einen Moment mit dunkelroter Glut übergießt.
v. Keith
– – Geh in den Garten. Die Karyatiden lechzen jetzt danach, vor unserem Götterbilde die Knie beugen zu dürfen!
Anna
Kommst du nicht auch?
v. Keith
dreht zwei der elektrischen Lampen auf, so daß der Salon matt erhellt ist
Ich schreibe nur rasch noch eine Zeitungsnotiz über unser Konzert. Die Notiz muß morgen früh in den Zeitungen stehen. Ich gratuliere dir darin schon im voraus zu deinem eminenten Triumph.
Anna in den Garten ab, v. Keith setzt sich an den Tisch und notiert einige Worte. – Molly Griesinger, einen bunten Schal um den Kopf, eilt aufgeregt und verhetzt vom Vorplatz herein.
Molly
Ich muß dich nur eine Minute sprechen.
v. Keith
So lang' du willst, mein Kind; du störst mich durchaus nicht. Ich sagte dir doch, du werdest es allein zu Hause nicht aushalten.
Molly
Ich flehe zum Himmel, daß ein furchtbares Unglück über uns hereinbricht! Das ist das einzige, was uns noch retten kann!
v. Keith
Aber warum begleitest du mich denn nicht, wenn ich dich darum bitte!?
Molly
zusammenschaudernd
In deine Gesellschaft?!
v. Keith
Die Gesellschaft in diesen Räumen ist das Geschäft, von dem wir beide leben! Aber das ist dir unerträglich, daß ich mit meinen Gedanken hier bin und nicht bei dir.
Molly
Kann dich das wundern?! – Sieh, wenn du unter diesen Leuten bist, dann bist du ein ganz anderer Mensch; dann bist du jemand, den ich nie gekannt habe, den ich nie geliebt habe, dem ich nie in meinem Leben einen Schritt nachgegangen wäre, geschweige denn, daß ich ihm Heim, Familie, Glück und alles geopfert hätte. Du bist so gut, so groß, so lieb! – Aber unter diesen Menschen – da bist du für mich – schlimmer als tot!
v. Keith
Geh nach Hause und mach ein wenig Toilette; Sascha begleitet dich. Du darfst heute abend nicht allein sein.
Molly
Mir ist es gerade danach zumute, mich aufzudonnern. Dein Treiben ängstigt mich ja, als müßte morgen die Welt untergehen. Ich habe das Gefühl, als müßte ich irgend etwas tun, sei es, was es sei, um das Entsetzliche von uns abzuwenden.
v. Keith
Ich beziehe seit gestern ein Jahresgehalt von hunderttausend Mark. Du brauchst nicht mehr zu fürchten, daß wir Hungers sterben müssen.
Molly
Spotte nicht so! Du versündigst dich an mir! Ich bringe es ja gar nicht über die Lippen, was ich fürchte!
v. Keith
Dann sag mir doch nur, was ich tun kann, um dich zu beruhigen. Es geschieht augenblicklich.
Molly
Komm mit mir! Komm mit aus dieser Mördergrube, wo es alle nur darauf abgesehen haben, dich zugrunde zu richten. Ich habe den Leuten gegenüber auf dich geschimpft, das ist wahr; aber ich tat es, weil ich deine kindische Verblendung nicht mehr mit ansehen konnte. Du bist ja so dumm. Du bist so dumm wie die Nacht! Ja, das bist du! Von den gemeinsten, niedrigsten Gaunern läßt du dich übertölpeln und dir geduldig den Hals abschneiden!
v. Keith
Es ist besser, mein Kind, Unrecht leiden als Unrecht tun.
Molly
Ja, wenn du es wenigstens wüßtest! – Aber die hüten sich wohl, dir die Augen zu öffnen. Diese Menschen schmeicheln dir, du seist weiß Gott welch ein Wunder an Pfiffigkeit und an Diplomatie! Weil deine Eitelkeit auf nichts Höheres ausgeht, als das zu sein! Und dabei legen sie dir gemächlich kaltblütig den Strick um den Hals!
v. Keith
Was fürchtest du denn so Schreckliches?
Molly
wimmernd
Ich kann es nicht sagen! Ich kann es nicht aussprechen!
v. Keith
Sprich es doch bitte aus; dann lachst du darüber.
Molly
Ich fürchte… ich fürchte…
Ein dumpfer Knall tönt vom Garten herein; Molly schreit auf und bricht in die Knie.
v. Keith
sie aufrichtend
Das war der große Mörser. – – Du mußt dich beruhigen! – Komm, trink ein
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